Nachhaltigkeit: Nachfrage der Kunden ist verschwindend gering
Versicherungsunternehmen verfolgen eine starke Ausrichtung auf Nachhaltigkeit in ihren Kapitalanlagen. Allerdings werden die wesentlichen Impulse vor allem durch aufsichtsrechtliche und gesetzliche Vorgaben bestimmt. Im Vergleich dazu zeigten sich laut Aussage der Versicherer die Versicherungskunden eher zurückhaltend, wenn es um ihr Interesse an der Nachhaltigkeit ihrer Versicherungen geht.
Nachhaltigkeit hat in der Finanzwelt an Bedeutung gewonnen. Besonders Lebensversicherer berücksichtigen seit einigen Jahren verstärkt Nachhaltigkeitskriterien in ihren Kapitalanlagen. Welche Bedeutung die Nachhaltigkeit für die Kapitalanlage von Versicherern hat, wollte das Ratinghaus Assekurata wissen. Dazu wurde im Mai 2024 eine Umfrage unter den Kapitalanlegern deutscher Lebens-, Kranken- und Sachversicherer durchgeführt und in einem aktuellen Blog-Beitrag von Senior-Analyst Hubert Langer zusammengefasst.
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Und: Die ESG-Kriterien haben für die Investmententscheidungen für eine deutliche Mehrheit (60 Prozent) der befragten Unternehmen eine hohe bis sehr hohe Relevanz. Die Bedeutung habe sich im Vergleich zum Vorjahr jedoch nicht weiter gesteigert. Im Gegenteil, der Anteil der Unternehmen, die ESG-Kriterien eine hohe oder sehr hohe Bedeutung zuschreiben, ist um fünf Prozent zurückgegangen.
Bei der Untersuchung der Motivation für die Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei Investmententscheidungen habe sich derweil herausgestellt, dass hauptsächlich die steigenden regulatorischen Anforderungen das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben. Ähnlich wie im Vorjahr nannten rund 40 Prozent der Teilnehmer dieses Argument als zentrales Motiv. Allerdings hat sich im Vergleich zum Vorjahr der Anteil der Versicherer erhöht, die ESG-Kriterien in die Umsetzung ihrer Unternehmenswerte und -strategien einbeziehen. Dieser Anteil stieg von 14 Prozent im Jahr 2023 auf 25 Prozent im Jahr 2024.
Eine interessante Entwicklung zeigt sich jedoch im Rückgang der gesellschaftlichen Relevanz dieses Themas. Nur 17 Prozent der Befragten nannten dies als Motiv, gegenüber 28 Prozent im Vorjahr. Kundenanfragen bleiben ebenfalls gering. Lediglich vier Prozent der Umfrageteilnehmer berichten, dass Kunden explizit nach ESG-Kriterien fragen – ein Rückgang von sieben Prozent.
Bei der Frage nach Investitionen in nachhaltige Investmentfonds wurde deutlich, dass die Nachhaltigkeitseinstufung gemäß der Offenlegungsverordnung (Art. 8- bzw. Art. 9-Fonds) für etwas mehr als 50 Prozent der Befragten von großer bis sehr großer Bedeutung sei. Diese gesetzliche Kategorisierung dient somit als wichtige Orientierungshilfe für Investoren bei der Auswahl ihrer Investments. Eine besonders starke Ausrichtung an den gesetzlichen Vorgaben habe sich bei der Bedeutung des europäischen Green Bond Standards gezeigt. 70 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass dieser Nachhaltigkeitsstandard für ihre Kapitalanlagen von großer Relevanz ist.
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