Versicherungsbote: Welche Herausforderungen entstehen für Sie durch den demografischen Wandel? Welche spezifischen Herausforderungen bringt der demografische Wandel aktuell für die private Krankenversicherung mit sich? 


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Dr. Bernhard Brühl: Der demografische Wandel hat enorme Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme in Deutschland. Gerade mit dem Renteneintritt der sogenannten Babyboomer-Generation geraten die umlagefinanzierten Systeme der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) zunehmend in die finanzielle Schieflage. Die Private Krankenversicherung (PKV) ist jedoch durch die Art. zu tarifieren, nur indirekt vom demografischen Wandel betroffen – und zwar als Teil des gesamten Gesundheitssystems.

Welche Strategien verfolgen Sie, um den finanziellen Herausforderungen des demografischen Wandels in der PKV zu begegnen?


ottonova ist eine junge private Krankenversicherung mit einem – auch vom Alter der Versicherten gesehen – jungen Bestand. Mit dem Alter nehmen die Kosten für die medizinische Behandlung der Menschen zu. Und auch das Risiko der Pflegebedürftigkeit steigt. Im Kapitaldeckungssystem der PKV sorgen die Versicherten für die höheren Kosten im Alter vor. Aus den sich daraus ergebenden zusätzlichen Beitragsbestandteilen bilden die PKV-Unternehmen die sogenannten Alterungsrückstellungen.

Das Kalkulationsmodell der PKV mit seinen Alterungsrückstellungen stellt damit sicher, dass die im Zeitverlauf zu zahlende Prämie nicht aufgrund der im Alter zunehmenden Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen steigt. Das Verhältnis von jungen und älteren Versicherten spielt somit nur eine untergeordnete Rolle.

Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel auf Ihre Risikokalkulation und Tarifgestaltung? Müssen Sie bestimmte Risiken häufiger berücksichtigen oder neu bewerten?


Die Berechnung der Krankenversicherungsbeiträge in der Privaten Krankenversicherung (PKV) erfolgt nach dem sogenannten Äquivalenzprinzip. Dabei wird stets ein Kollektiv betrachtet, das zu Versicherungsbeginn gleichaltrig ist. In jedem einzelnen Kollektiv muss die Summe aus den Beitragseinnahmen über die gesamte Versicherungszeit die Summe aller zu erwartenden Versicherungsleistungen decken.

Diese Berechnung des Beitrages erfolgt zu Beginn der Versicherung. Verschlechtert sich im Laufe der Zeit der Gesundheitszustand eines Versicherten im Kollektiv, hat das keine Auswirkungen auf dessen individuellen Beitrag zur Krankenversicherung. Daher ist nicht der demografische Wandel der entscheidende Faktor, sondern die Gesundheit des eigenen Kollektivs.

Wie planen Sie, die Qualität der Versorgung für ältere Versicherte trotz steigender Kosten zu gewährleisten?


Wie ausgeführt, ist ottonova eine junge private Krankenversicherung mit einem – auch vom Alter der Versicherten gesehen – jungen Bestand. Insofern ist eine besondere – Richtung ältere Versicherte gerichtete – Aussage hierzu für uns derzeit nicht relevant. ottonova sieht sich als private Krankenversicherung nicht nur als der Zahler im Leistungsfall, sondern ist eingebettet in das komplexe Ökosystem Gesundheit – und bildet damit selbst ein eigenes Ökosystem ab.

Welche Rolle spielen Gesundheitsförderung und Prävention in Ihrer Strategie, um den demografischen Wandel zu bewältigen?


Gesundheitsförderung und Prävention sind Teil der DNA von ottonova. Wir geben unseren Versicherten eine Vielzahl personalisierter Angebote und Tools mit auf den Weg, um gesund leben zu können. Mit drei Themensäulen kann jeder einzelne die Gesundheit seines Lebens steuern. In unserer Terminologie: „Eat, Move, Mind“ – gute Ernährung, viel Bewegung, mentale Stärke. Wir sind die erste rein digitale private Krankenversicherung, wir sind aber auch der digitale Gesundheitscoach für unsere Kunden, um gesund zu bleiben und gesund zu werden.

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Diese Gesundheitsförderungsmaßnahmen werden von uns incentiviert – etwa über unser health-X-Programm, bei dem uns die Mitglieder als ottonova-Insider Feedback zu unseren Angeboten geben und sich damit ein Budget für ausgewählte Leistungen von Partneranbietern ansparen können, die sie in ihrem gesunden Lebensstil unterstützen. Selbstverständlich spielt aber auch das Thema Vorsorge bei uns eine große Rolle. Auch hier zahlen wir nicht nur die Arztrechnung, sondern erinnern unsere Kunden mit dem Vorsorgeplaner in unserer App, aktiv dieses Angebot wahrzunehmen.

„Wir schaffen Überflüssiges ab und konzentrieren uns auf das, was Kunden Mehrwert bringt.“

Welche spezifischen Technologien oder digitalen Gesundheitslösungen setzen Sie ein, um die steigenden Behandlungskosten im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel zu senken?


Wie bereits beschrieben, geht es weniger um die Kosten bezüglich des demografischen Wandels als mehr um das Gesundheitsmanagement des Kollektivs. Bei allem, was wir tun, stellen wir konsequent den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt, schaffen alles Überflüssige ab und konzentrieren uns ausschließlich auf das, was unseren Kunden wirklichen Mehrwert bringt – einfach, digital, intelligent und intuitiv, „reduced to the best“. Wir finden heraus, was unsere Kunden in konkreten Lebenssituationen brauchen und schaffen die Schnittstelle zu unserem Ökosystem, zum Ökosystem Gesundheit insgesamt.

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Unsere Kunden bekommen entlang der Wertschöpfungskette alles aus einer Hand, die ottonova-App ist der orchestrierte Ort unserer Plattform. Das umfasst etwa faire Tarife, schnelle Erstattungen, Beratung durch unser Concierge-Team via Chat, Online-Arztterminvereinbarungen und -erinnerungen oder unser Arzt-Video-Call sowie Vorsorgeplanung und Gesundheitsmanagement.
Unsere spezifischen Technologien/digitalen Gesundheitslösungen machen keine Differenzierung hinsichtlich des demografischen Wandels. Die digitalen Services reichen von A wie Allergien bis zu Z wie Zahngesundheit. Eine Obergrenze für die Kostenerstattung für digitale, zertifizierte Gesundheitsservices gibt es nicht.

Welche Zusammenarbeit oder Partnerschaften mit externen Gesundheitsanbietern haben Sie entwickelt, um die Versorgungsqualität zu erhöhen und gleichzeitig die Kosten für ältere Versicherte zu senken?


In der Definition als Ökosystem arbeitet ottonova mit einer Reihe von Partnern zusammen, die allerdings nicht zuvorderst auf das Thema „ältere Versicherte“ einzahlen. Der Anspruch unseres Gesundheitsmanagements ist es, unsere Kunden beim Gesundbleiben zu unterstützen und Vorsorge zu fördern. Bei unserem jungen Kollektiv ist das der beste Weg, die Kosten im Alter zu reduzieren.

Welche Forderungen haben Sie an die Gesundheitspolitik, damit die Bewältigung der Herausforderungen gemeistert wird?


Die Politik sollte die Finanzierung der Kranken- und Pflegeversicherung durch eine zusätzliche kapitalgedeckte Vorsorge stärken, um die Steuer- und Beitragszahler vor Überlastung zu schützen. Es braucht einen Paradigmenwechsel hin zu mehr Eigenvorsorge und Kapitaldeckung.

Wie sehen Sie die Zukunft der PKV in einer Gesellschaft, die zunehmend älter wird?

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Mit der individuellen Alterungsrückstellung ist die private Krankenversicherung deutlich unabhängiger von der Demografie als das gesetzliche System und ist bereits heute der Innovationstreiber in unserem Gesundheitssystem. Sie wird auch in Zukunft notwendig sein, damit der hohe Standard des Gesundheitssystems in Deutschland erhalten werden kann. Davon profitieren alle und nicht nur die Älteren.

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