Längere Standzeiten, teurere Mietwagen

Dass auch Lieferketten den Preis einer Kfz-Versicherung beeinflussen, mag auf den ersten Blick überraschend erscheinen, ist aber nachvollziehbar: Wenn Ersatzteile nicht rechtzeitig geliefert werden können, bleiben Autos länger unrepariert, und die Versicherer müssen für längere Zeit Mietwagen finanzieren. „Unsere Partnerwerkstätten bestellen im Durchschnitt wöchentlich 50.000 Ersatzteile für rund 8.000 beschädigte Fahrzeuge“, führt Rheinländer aus. „Bei etwa 650 Fahrzeugen waren die Ersatzteile in der ersten Woche nicht verfügbar“. Das entspreche immerhin acht Prozent der zu reparierenden Fahrzeuge.

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Bei 300 Autos waren die Ersatzteile sogar nach sechs Monaten noch nicht erhältlich. „All das führt zu längeren Standzeiten und kostet Geld. Im vergangenen Jahr entstanden dadurch Kosten von 45,2 Millionen Euro für Mietwagen, die unter anderem aus der längeren Bereitstellung von Ersatzmobilität resultieren. Das sind 7,9 Millionen Euro mehr als 2022, was einem Anstieg von über 20 Prozent entspricht. Auch das belastet die Bilanz“, kommentiert Rheinländer diese Entwicklung.

Steigende Schadendurchschnitte

Die Schadendurchschnitte nehmen ebenfalls zu und sorgen für Aufsehen, berichtet der HUK-Vorstand. Mit Schadendurchschnitten sind die durchschnittlichen Kosten gemeint, die bei Schäden entstehen, die durch Kfz-Versicherungen abgedeckt sind. In der Kfz-Haftpflichtversicherung haben sich diese Werte in den letzten Jahren stark verändert: Von 2021 bis 2022 stiegen sie um über zwölf Prozent, gefolgt von einem Anstieg von knapp zehn Prozent von 2022 auf 2023. Das ist deutlich mehr, als die Versicherer in den Jahren zuvor an durchschnittlichen Teuerungen der Schäden beobachtet haben, denn in den Jahren 2014 bis 2018 betrug das Plus nur etwa jeweils drei Prozent. Und die Entwicklung hält an: Für 2024 wird ebenfalls wieder ein weiterer Anstieg von sieben bis neun Prozent erwartet.

Ähnlich entwickeln sich die Schadendurchschnitte auch in der Kaskoversicherung bei Kollisionsschäden. „Das ist ein signifikanter Unterschied und macht deutlich, wie sehr sich die Schadendurchschnitte in den letzten Jahren kontinuierlich verteuert haben,“ so Rheinländer. Hier hätten sich auch die zunehmenden und ebenfalls höher ausfallenden Elementarschäden aus. „Wir haben eine Kasko-Krise“, beschreibt Rheinländer die aktuelle Situation.

Damit hat Rheinländer bereits einen weiteren Preistreiber angesprochen: die zunehmenden Elementarschäden. In der Regel zahlt die Kaskoversicherung, wenn ein Auto zum Beispiel durch Hagel oder Hochwasser beschädigt wird. „Wir sehen, dass der Klimawandel hochläuft“, sagte der Vorstand. So seien die durchschnittlichen Schäden bei Hagel gestiegen. Während typische Hagelschäden früher bei rund 3.000 Euro lagen, seien es bei Ereignissen wie dem massiven Hagel in Benediktbeuern am bayerischen Alpenrand im vergangenen Jahr im Schnitt mehr als 5.000 Euro gewesen.

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In dem Pressegespräch erklärte Rheinländer auch, warum die HUK in der Lage ist, Jahre mit einem negativen versicherungstechnischen Ergebnis zu verkraften: Der Versicherer verfügt über ausreichend Rücklagen. Die Schadenreserve wurde gestärkt, sodass 2022 für Personenschäden 90 Millionen Euro reserviert wurden, und 2023 kamen noch einmal 105 Millionen Euro dazu. Nach Einschätzung Rheinländers sei die HUK-COBURG eines der ersten Unternehmen gewesen, das rechtzeitig auf die neue Schadenrealität reagiert hat. Die Vorherrschaft in der Autoversicherung dürfte die HUK weiter unangefochten innehaben. Im Kfz-Neugeschäft konnte der Versicherer in diesem Jahr seine Zahlen um über 20 Prozent steigern – von 1,0 Millionen auf 1,2 Millionen Stück bzw. neu versicherte Fahrzeuge.

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