Kfz-Versicherung: Wildunfälle verursachen Rekordschäden
Die Zahl der Wildunfälle ist im vergangenen Jahr gestiegen. Insgesamt wurden 2023 knapp 282.000 Unfälle mit Rehen, Wildschweinen und anderem Wild gemeldet. Die Höhe der geleisteten Schäden stieg erneut auf einen neuen Rekordwert.
Wenn hübsche Rehlein am Wegesrand stehen, ist Vorsicht geboten. Das zeigt die aktuelle Schadenbilanz des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Im vergangenen Jahr kam es rein rechnerisch täglich zu über 750 Kollisionen mit einem Wildtier. Damit kollidierte alle zwei Minuten ein kaskoversicherter Pkw mit einem Wildtier.
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In Summe waren es rund 282.000 Unfälle im Jahr. Das sind 17.000 Unfälle mehr als im Jahr 2022. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2019 wurden 294.000 Unfälle gezählt. Die Höhe der regulierten Schäden ist in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. 2012 lag der Wert noch bei knapp 583 Millionen Euro. Im Jahr 2016 waren es bereits fast 682 Millionen Euro. In 2022 wuchs der Wert auf 950 Millionen Euro an und auch im Vorjahr legte die Schadensumme erneut zu. Mit einer Höhe von 1.085 Millionen Euro wurde ein neuer Rekordwert erreicht, der nun erstmalig die Milliarden-Euro-Grenze überschritten hat. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von 14,2 Prozent. „Die Kfz-Versicherer haben 2023 erstmals mehr als eine Milliarde Euro für Wildschäden ausgeben müssen – das sind fast drei Millionen Euro pro Tag“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Wie die Daten des GDV zeigen, sind die durchschnittlichen Schäden nach Wildunfällen binnen eines Jahres im Schnitt um rund 6,9 Prozent teurer geworden. Im Durchschnitt zahlten die Versicherer pro Fall rund 3.850 Euro. 2022 lag der durchschnittlich geleistete Betrag noch bei 3.600 Euro pro Wildunfall. „Für diesen Anstieg gibt es zwei ganz wesentliche Gründe: Die Karosserieteile, die nach Wildunfällen häufig ausgetauscht werden müssen, sind teurer geworden und die Kfz-Werkstätten verlangen höhere Stundensätze“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Über das Jahr gesehen ist die Gefahr von Wildunfällen in den Monaten April und Mai und von Oktober bis Dezember am höchsten. Im Frühjahr sorgen vor allem Wildschweinrotten mit ihren Frischlingen für eine um rund 20 Prozent höhere Unfallgefahr. Zum Jahresende kommt es dagegen zu vielen Unfällen mit Hirschen, die in ihrer Brunftzeit sehr aktiv sind.
Welche Versicherung zahlt, wenn es kracht?
Welche Versicherung leistet, wenn ein Tier vor das Auto läuft? Schäden mit sogenanntem Haarwild wie Rehe oder Hirsche begleicht die Kfz-Teilkaskoversicherung. Allerdings müssen hierfür bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Zum einen muss sich das Auto in Bewegung befunden haben. Zum anderen muss vom Tier eine „typische Gefahr“ ausgehen. Das heißt, wenn das Tier beim Zusammenstoß bereits tot war, weil ein vorheriges Auto es schon verletzt hatte, kann die Versicherung unter Umständen die Zahlung verweigern (OLG München, Az: 10 U 4630/85). Zum Haarwild nach dem Jagdgesetz zählen auch Wildschweine, Füchse, Hasen oder Marder.
Wird der Unfall hingegen durch einen großen Vogel oder gar eine entlaufene Ziege verursacht, ist in der Regel eine Vollkasko-Police erforderlich. Jedoch kann man bei vielen Kfz-Teilkasko-Tarifen mittlerweile eine Vertragserweiterung vereinbart werden, durch die auch Schäden durch andere Tiere wie Kühe, Pferde oder Schafe abgedeckt sind. Hierfür müssen aber explizit Zusammenstöße mit Haus- und Nutztieren laut Vertrag vereinbart sein.
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Die Teilkasko zahlt auch, wenn man aufgrund eines Tieres auf der Straße ausweichen musste und dabei der Unfall entstand. Allerdings muss der Fahrer dann nachweisen, dass tatsächlich ein Tier auf der Straße stand. Gerade bei kleineren Tieren empfiehlt es sich deshalb, nicht auszuweichen: so bitter das für den Tierfreund auch sein mag.
Verhaltenstipps nach einem Wildunfall
- Unfallstelle sichern: Warnblinklicht einschalten, Warndreieck aufstellen.
- Die Polizei benachrichtigen.
- Ein verletztes oder getötetes Tier möglichst nicht anfassen. Das Bergen des Tieres ist Aufgabe des Försters oder Jagdpächters.
- Fotos vom Unfallort, vom Tier und vom Fahrzeug machen. Das ist hilfreich für eine schnelle Schadenbearbeitung.
- Eine Wildunfallbescheinigung vom Förster oder Jagdpächter ausstellen lassen.
- Den Versicherer anrufen, bevor die Wildspuren beseitigt sind oder das Fahrzeug repariert, verschrottet oder verkauft wird.