Bei der Managerhaftpflicht- bzw. Directors-and-Officers-Versicherung (D&O) handelt es sich um eine Haftpflicht-Police, mit der Unternehmen ihre Vorstände, leitenden Angestellten und Organe gegen Vermögensschäden absichern. Denn bei Fehlentscheidungen haften die Führungskräfte mit ihrem Privatvermögen, wenn dadurch dem Konzern oder dessen Geschäftspartnern ein finanzieller Nachteil entsteht.

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Die deutsche Versicherungswirtschaft sieht sich auch in diesem Jahr mit steigenden Schadenskosten in der D&O-Versicherung konfrontiert. Die Zahl der Fälle ist auf 2.200 gestiegen. Das sind fast sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Demnach stieg die Zahl der Schäden bereits das zweite Jahr in Folge.

Dabei steigen die Schäden schneller als die Beitragseinnahmen. Konkret hätten die für 2023 gemeldeten Leistungen um 9,4 Prozent auf 216 Millionen Euro zugenommen. Die Beitragseinnahmen seien im gleichen Zeitraum nur um fünf Prozent auf 458 Millionen Euro angestiegen. Die Schadenquote nach Abwicklung habe mit 39,4 Prozent leicht unter dem Vorjahr von 42,4 Prozent gelegen. Das sei auf Abwicklungsgewinne aus Schäden früherer Jahre zurückzuführen. Die D&O-Versicherung sei eine klassische Long-Tail-Sparte, in der die Schadenabwicklung regelmäßig länger andauere. Im langfristigen Mittel der letzten Jahre seien hierbei Abwicklungsverluste aufgetreten. Folglich seien die ursprünglich gebildeten Rückstellungen nicht ausreichend gewesen, um die Schäden zu regulieren. Jeder Schaden kostete die Versicherer im Schnitt fast 100.000 Euro.

Steigende Schadenszahlen zu erwarten

Der Dachverband der deutschen Versicherer geht davon aus, dass die Zahl der Schäden in den kommenden Jahren deutlich zunimmt. Denn allein im ersten Halbjahr 2024 seien die Unternehmensinsolvenzen um 25 Prozent gestiegen. Das ziehe oft hohe Schadenersatzforderungen von Insolvenzverwaltern gegen die Verantwortlichen nach sich. Weiterhin kämen neue Haftungsrisiken hinzu, etwa durch neue Anforderungen an die Informationssicherheit durch die europäische NIS-2-Richtlinie.

Ein wichtiger Grund für die erhöhten Zahlen ist die wirtschaftlich schwierige Lage in Deutschland. Zudem machten höhere gesetzliche Anforderungen die Lage für Manager zunehmend schwieriger. Auch strengere Compliance-Anforderungen durch den Gesetzgeber könnten zu mehr Schadenfällen führen, berichtet der Verband weiter: etwa durch das Lieferketten- oder das Hinweisgeberschutzgesetz.

Manager haften persönlich, wenn sie kein funktionierendes Compliance-System eingerichtet haben. Dass nicht alle Unternehmen ihren gesetzlichen Pflichten nachkommen, zeigte zuletzt eine Forsa-Umfrage im Auftrag des GDV: Obwohl ein Hinweisgebersystem seit Ende 2023 für alle Unternehmen ab 50 Mitarbeitern verpflichtend ist, hätten rund ein Viertel der Unternehmen auch Monate später ein solches System noch nicht eingerichtet. Insgesamt könnten damit fast 19.000 mittelgroße Unternehmen in Deutschland das Hinweisgeberschutzgesetz nicht umgesetzt haben.

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An der aktuellen GDV-Statistik beteiligten sich allerdings nicht alle in Deutschland aktiven Versicherer. Zudem habe sich die Zusammensetzung der meldenden Versicherer verändert. Während ein Unternehmen aus der Statistik ausgeschieden sei, ist anderes Unternehmen hinzugekommen. Daher seien die absoluten Zahlen nicht miteinander vergleichbar, erklärt der Verband. Die Marktentwicklung könne aber anhand der jeweils ausgewiesenen Veränderungsraten nachvollzogen werden, die um diese Effekte bereinigt sind. Der Versichererverband geht davon aus, dass die an der Statistik beteiligten Versicherer einen Marktanteil von 73 Prozent hätten. Der Gesamtmarkt sei jedoch deutlich größer. Auf Basis einer Branchenschätzung geht der GDV für den deutschen Markt von einem Beitragsvolumen von bis zu 925 Millionen Euro aus, heißt es weiter.