Im Rahmen des Spitzentreffens der deutschen Versicherungsvermittler in Bonn wurde deutlich, dass der traditionelle Exklusivvertrieb vor einem grundlegenden Wandel steht. In der am 9. Oktober 2024 verabschiedeten „Bonner Erklärung“ fordern die Vermittler-Verbände, dass Exklusivvermittler mehr Flexibilität erhalten, um ihren Kunden ein breiteres Produktspektrum anbieten zu können. Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung der „Bonner Erklärung“ wurde bekannt, dass nach der ALH-Gruppe auch die Zurich grundlegende Änderungen im Vertrieb vornehmen will (Versicherungsbote berichtete).

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Neue Chancen durch Mehrfachagenturen

Durch die Öffnung hin zu Mehrfachagenturen können Vermittler Produkte unterschiedlicher Versicherer anbieten und sind nicht länger auf die Angebote eines einzigen Versicherungsunternehmens beschränkt. „Damit steht den Vermittlern eine breitere Produktpalette zur Verfügung, was wiederum deren Position im Markt stärken kann“, heißt es im Positionspapier der Vermittler-Verbände.

Nachwuchsprobleme und zukünftige Herausforderungen

Darin wird auch ein weiteres drängendes Problem aufgegriffen: der Nachwuchsmangel in der Branche. Der demografische Wandel hat dazu geführt, dass immer weniger junge Menschen eine Karriere in der Versicherungsbranche anstreben. Gleichzeitig gehen erfahrene Vermittler in den Ruhestand, was die Branche unter Druck setzt, dringend Nachwuchs zu finden.
Die Verbände fordern in der Erklärung daher, dass die Branche aktiver Maßnahmen ergreift, um den Beruf des Versicherungsvermittlers attraktiver zu machen. Gerade in Zeiten von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) bleibe der persönliche Vermittler unersetzlich. Kunden würden nach vertrauensvollen Beratern suchen, die komplexe Themen verständlich erklären und auf individuelle Bedürfnisse eingehen können. Die „Bonner Erklärung“ betont, dass die menschliche Beratung weiterhin der Kern des Vermittlerberufs bleiben muss, auch wenn der technologische Fortschritt den Vertrieb verändert.