Bei der Sitzung des GKV-Schätzerkreises am 14. und 15. Oktober 2024 wurde eine einvernehmliche Prognose zu den Einnahmen, Ausgaben und der Anzahl der Versicherten in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die Jahre 2024 und 2025 getroffen. Der Schätzerkreis, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums für Gesundheit, des Bundesamtes für Soziale Sicherung und des GKV-Spitzenverbandes, kommt zu einem klaren Ergebnis: Für das Jahr 2025 wird eine erhebliche Finanzierungslücke erwartet, die vor allem durch steigende Zusatzbeiträge geschlossen werden muss.

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Ergebnisse 2024 und 2025

Für 2024 werden die Einnahmen des Gesundheitsfonds auf 284,2 Milliarden Euro geschätzt, während die voraussichtlichen Ausgaben der Krankenkassen 319,7 Milliarden Euro betragen. Für 2025 rechnet der Schätzerkreis mit einem weiteren Anstieg: Die Einnahmen werden voraussichtlich 294,7 Milliarden Euro betragen, während die Ausgaben auf 341,4 Milliarden Euro steigen werden. Daraus ergibt sich eine Finanzierungslücke von 13,8 Milliarden Euro, die durch einen Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitragssatzes von 0,8 Prozentpunkten auf 2,5 Prozent ausgeglichen werden soll.

Kritik des GKV-Spitzenverbandes

Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, äußerte sich besorgt über die steigende finanzielle Belastung für die gesetzlich Versicherten: „Für das kommende Jahr erwartet der GKV-Schätzerkreis eine gewaltige Finanzierungslücke, da die erwarteten Ausgaben der Krankenkassen für die Versorgung der 75 Millionen gesetzlich Versicherten deutlich höher ausfallen als die Einnahmen. Diese Finanzierungslücke muss durch höhere Zusatzbeiträge geschlossen werden.“ Pfeiffer wies darauf hin, dass viele Krankenkassen keine Reserven mehr haben, um Beitragsanhebungen zu vermeiden. Dies verschärft den Druck auf die Versicherten, deren finanzielle Belastbarkeit zunehmend an ihre Grenzen stoße.

Politische Verantwortung

Pfeiffer kritisierte zudem die Untätigkeit der Politik: „Die Politik scheint sich an steigende Zusatzbeitragssätze für Millionen gesetzlich Versicherte und ihre Arbeitgebenden gewöhnt zu haben.“ Es sei nicht hinnehmbar, dass die Gesundheitspolitik dieser „Beitragsspirale“ tatenlos zuschaue. Besonders kritisch sieht der GKV-Spitzenverband die steigenden Kosten für gesamtgesellschaftliche Aufgaben, wie die Finanzierung des Bürgergelds, die bislang von den Krankenkassen getragen werden. Hier müsse der Bund endlich seiner Verantwortung gerecht werden.

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Notwendige Reformen

Pfeiffer forderte dringend, dass die Politik strukturelle Reformen anpackt: „Um die GKV-Finanzen nachhaltig zu stabilisieren, müssen die Ausgaben in allen Leistungsbereichen genauer unter die Lupe genommen und Effizienzreserven gehoben werden.“ Es brauche Gesetze, die die Versorgung tatsächlich verbessern, ohne dabei die Beitragszahlenden übermäßig zu belasten.