Auf dem Startup Germany Summit 2024 wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, die die Förderung von Start-ups, Innovation und Wagniskapital in Deutschland vorantreiben soll. Ziel der Initiative, die von Bundesfinanzminister Christian Lindner, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Bundeskanzler Olaf Scholz unterstützt wird, ist es, bis 2030 rund 12 Milliarden Euro in das deutsche Venture-Capital-Ökosystem zu investieren. Diese Summe übertraf die Erwartungen der Regierungsvertreter deutlich und zeigt das enorme Potenzial, das in der Zusammenarbeit von Wirtschaft, Politik und Finanzinstituten liegt.

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Rolle der Versicherungsbranche und Pensionskassen

Versicherer und Pensionskassen nehmen als „Kapitalsammelstellen“ eine zentrale Rolle in dieser Initiative ein. Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Versicherer (GDV), unterzeichnete die Absichtserklärung im Namen der Versicherungsbranche, die sich aktiv an der WIN-Initiative beteiligt. Mit dem Branchenfonds „Ensure Growth Capital“ wurde bereits ein Instrument geschaffen, mit dem Versicherungen ihre Selbst-Verpflichtungen zur Förderung von Innovation und Digitalisierung erfüllen können. Sebastian Pitzler, Geschäftsführer und Managing Partner, betont, dass Venture Capital nicht nur eine Kapitalanlage ist, sondern auch als strategisches Instrument zur Stärkung der eigenen Innovationsfähigkeit dienen kann. Pitzler sieht die WIN-Initiative als notwendigen „Turbo“ für die deutsche Wirtschaft, um privates Kapital für die Wachstumsfinanzierung zu mobilisieren und den Rückstand gegenüber Ländern wie den USA aufzuholen. In Ländern wie Frankreich, wo die „Tibi Initiative“ unter Präsident Macron bereits seit Jahren erfolgreich ist, investieren Versicherer und Pensionskassen stärker in Venture Capital und erzielen dabei oft hohe Renditen. Die deutschen Rahmenbedingungen für Versicherer müssen ebenfalls verbessert werden, um eine vergleichbare Dynamik zu erreichen.

Regulatorische Herausforderungen und neues Mindset

Regulatorische Hürden wie Solvency II identifiziert der Geschäftsführer von 'Ensure Growth Capital' als Barrieren, die abgebaut werden müssen, um mehr Anreize für Venture-Capital-Investitionen zu schaffen. Gleichzeitig sei ein Umdenken bei vielen Entscheidern notwendig, um die Zusammenarbeit mit Start-ups zu fördern. Durch die Nutzung von Start-up-Lösungen könnten sowohl etablierte Unternehmen als auch junge Gründer profitieren, was die Innovationskraft insgesamt stärken würde. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden „AI-Epoche“ betont Pitzler, dass jetzt der ideale Zeitpunkt sei, um mit Start-ups aus Deutschland und Europa die Weichen für die Zukunft zu stellen. Die Bereitstellung von mehr Wachstumskapital wird als essenziell für die Zukunftssicherung des deutschen Wirtschaftsstandorts betrachtet.

Koordination und Rolle der KfW

Die KfW übernimmt eine Schlüsselrolle bei der Initiierung und Umsetzungsbegleitung der WIN-Initiative. Durch ein umfassendes 10-Punkte-Maßnahmenpaket sollen Kooperationen zwischen Hochschulen, Investoren und Unternehmen gestärkt, innovative Finanzierungslösungen entwickelt und die Rahmenbedingungen für Börsengänge und Exits verbessert werden. Im Gegensatz zu der Initiative des Zukunftsfonds Deutschland, für den die KfW Kapital zentral einsammelt und an andere Fonds verteilt, haben die teilnehmenden Unternehmen nach definierten Kriterien Wahl- und Gestaltungsmöglichkeiten, wie sie ihre Zusagen erfüllen. Ein Branchenfonds, wie Ensure Growth Capital, erfüllt hier beispielsweise die Voraussetzungen, im Sinne eines WIN-Commitments angerechnet zu werden. Die Allianz als einer der Hauptinvestoren im WIN-Programm bekräftigte ihr Engagement durch Oliver Bäte, der auf seinem LinkedIn-Profil betonte: „Die Teilnahme der Allianz am WIN-Programm, das bis 2030 12 Milliarden Euro Innovationskapital bereitstellt, ist eine Investition in die Möglichkeiten der deutschen Start-up-Wirtschaft und ein Zeichen des Vertrauens in das Potenzial der deutschen Bevölkerung, eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten.“
Die (Realisierung der Kapitalzusagen aus der) WIN-Initiative wird fortlaufend durch die KfW überwacht, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen und finanziellen Beiträge umgesetzt werden, mit dem Ziel, Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit im Bereich Venture Capital zu stärken und das Wachstum innovativer Start-ups zu fördern.

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Die Unterzeichner der Absichtserklärung in alphabetischer Reihenfolge:

Allianz, AXA Deutschland, Barmenia.Gothaer, Bayerische Versorgungskammer, BlackRock, Bertelsmann, Bundeskanzleramt, Bundesministerium der Finanzen, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Bundesverband Beteiligungskapital, Bundesverband Deutsche Startups, Bundesverband der Deutschen Industrie, Bundesverband deutscher Banken, Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), Commerzbank, Debeka, Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Telekom / T.Capital, Deutsches Aktieninstitut, DZ BANK, European School of Management & Technology, FIEGE Logistik, Frankfurt School of Finance & Management, Generali Deutschland, Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, Henkel, HUK-COBURG, KfW, Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Provinzial Versicherung, Schenker Ventures, Stuttgarter Versicherungs Gruppe, UnternehmerTUM, Versicherungskammer Bayern, VGH Versicherungen, W&W Asset Management