Knapp 17 S-Bahn-Minuten liegen zwischen den Häusern der Stuttgarter und der Süddeutschen Krankenversicherung. Geht es nach den Verantwortlichen beider Versicherer könnte diese Wegstrecke bald gemeinsamer Arbeitsweg der Mitarbeiter und Beschäftigten sein. Beide Versicherer begrüßten heute zur „ersten gemeinsamen Pressekonferenz“ und gaben bekannt, einen Zusammenschluss zu prüfen.

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Der Zusammenschluss würde aus einer Position wirtschaftlicher Stärke erfolgen. Beide Gruppen verfügen über signifikante Gemeinsamkeiten und wertvolle, sich ergänzende Unterschiede. Dies führt zu einer herausragenden Kombination. Gemeinsam entsteht eine stärkere Versicherungsgruppe mit einem Fokus auf Kranken-, Leben- und Unfallversicherungen, rund 1.600 Mitarbeitenden, über 1,8 Milliarden Euro an gebuchten Bruttobeiträgen, etwa 1,94 Millionen Versicherungsnehmern und einer Bilanzsumme von über 18 Milliarden Euro.

„Große Übereinstimmungen tragen die Idee eines Zusammenschlusses: Wir sind jeweils Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, verfügen über vergleichbare Kennzahlen im Bereich Bilanzgröße, Bruttobeiträge sowie Kapitalanlage. Zudem stehen die Menschen als Mitglieder und Mitarbeitende im Mittelpunkt unserer beiden Missionen und Empathie sowie Nahbarkeit gegenüber Vertriebspartnerinnen und -partnern sowie Kundinnen und Kunden sind zentrale Merkmale beider Gesellschaften“, erklären die beiden Vorstandschefs, Dr. Ulrich Mitzlaff (SDK) und Dr. Guido Bader (Stuttgarter).

„Gleichzeitig sind wir in bedeutsamen Aspekten unterschiedlich: Die Stuttgarter ist auf das Leben- und Unfallgeschäft fokussiert, die SDK auf die Krankenversicherung. Die Stuttgarter vertreibt über Versicherungsmakler und Mehrfirmenvertreter, die SDK bedient einen Vertriebswegemix aus Ausschließlichkeit, Banken, freien Vermittlern und Direktvertrieb. Vereint ergänzen sich diese unterschiedlichen Stärken zu einem enormen Potenzial.“

Durch den Zusammenschluss könnte ein spezialisierter Personenversicherer mit einem diversifizierten Vertriebswegemix entstehen. Die Vorstände beider Gruppen sind von starken Impulsen und Effekten in allen Bereichen überzeugt. Vereint entstünde ein größeres Wachstumspotenzial durch die komplementären Vertriebswege und Produktsparten. Es böten sich stärkere Synergien bei Personalgewinnung und -entwicklung, Produkt- und Technologieinnovationen sowie IT-Investitionen. Dies ergäbe eine Stärkung angesichts volatiler Rahmenbedingungen und für die Umsetzung regulatorischer Anforderungen.

Die Aufsichtsräte sowohl der Stuttgarter als auch der SDK haben in ihren letzten Sitzungen die erforderlichen Beschlüsse gefasst, um den Zusammenschluss näher zu prüfen und Entscheidungen der Organe der beteiligten Unternehmen vorzubereiten. Der Plan sieht vor, die Mitglieder- bzw. Abgeordnetenversammlungen der SDK und der Stuttgarter Mitte des kommenden Jahres um die notwendigen Beschlüsse für eine schrittweise Integration zu bitten. Im Zielbild sollen Vorstandsgremien in Personalunion der Vorstandsmitglieder der beiden Gruppen sowie integrierte Aufsichtsgremien unter dem Dach eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit gebildet werden.

Die Vorstandschefs betonen, dass die maßgeblichen Gründe für den eventuellen Zusammenschluss das resultierende Wachstumspotenzial, die wachsende Investitionskraft sowie die Verdünnung regulatorischer Kosten seien. Es sei definitiv nicht das Ziel, Arbeitsplätze abzubauen, sondern vielmehr der Erhalt der Belegschaften. Der Fachkräftemangel und die Wettbewerbssituation würden den Mitarbeitenden beider Häuser erweiterte Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Freiwerdende Ressourcen durch Automatisierung und Digitalisierung sollen für Serviceinnovationen und Wachstumsinitiativen eingesetzt werden. Die Standorte der Hauptverwaltungen in Stuttgart und Fellbach sowie die Landes- und Vertriebsdirektionen würden erhalten bleiben. Der Zusammenschluss und das kulturelle Zusammenwachsen der Belegschaften sollen unter starker Einbeziehung der Arbeitnehmervertretungen beider Häuser sowie der Mitarbeitenden entwickelt und die dazu berufenen Organe und Gremien vorangetrieben werden.

Erst gestern meldete die SDK, dass Vorstand Gerd Sautter den Versicherer aufgrund 'unterschiedlicher Vorstellungen zur künftigen Ausrichtung' verlassen wird. Auf der Pressekonferenz betonte SDK-Vorstandssprecher Dr. Ulrich Mitzlaff hingegen, dass keinerlei inhaltlichen Zusammenhang zu den Fusionsplänen gäbe.

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