Zum 1. Januar 2025 wird es in vielen Versicherungssparten zu Anpassungen kommen. Das erwartet die E+S Rückversicherung AG, die für das Deutschlandgeschäft zuständige Tochtergesellschaft der Hannover Rück. „Die Versicherungsbranche in Deutschland sieht sich seit Jahren mit einer Vielzahl von Naturkatastrophen konfrontiert, die erhebliche Schäden verursachen. Auch in diesem Jahr kam es bereits zu verheerenden Überschwemmungen, die an außerordentliche Unwetter mit Hagel und Starkregen sowie Sturzfluten und Winterstürme in den Vorjahren anknüpfen. Gleichzeitig bleibt die Kraftfahrtversicherung strukturell weiter defizitär. Darüber hinaus beschäftigen uns auch erhöhte Schadenmeldungen von Schäden aus Vorjahren durch unsere Kunden“, sagte Dr. Michael Pickel, Vorstandsvorsitzender der E+S Rück. Als Rückversicherer unterstütze man aktiv bei der Bewältigung von Schäden. Dafür seien jedoch „adäquate Preise und Konditionen unerlässlich.“

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Die Kraftfahrtversicherung, die volumenmäßig größte Sparte der Schaden- und Unfallversicherung, dürfte nach Einschätzung des Rückversicherers weiterhin defizitär bleiben. Die von Erstversicherern vorgenommenen Tarifanpassungen zeigten bislang aufgrund der anhaltend hohen Schadeninflation nicht die gewünschte Wirkung. Stark gestiegene Reparatur- und Ersatzteilkosten führten insgesamt zu einer weiter steigenden Schadenlast bei Sachschäden. Höhere Kosten sind auch im Bereich der großen Personenschäden aufgrund steigender Pflegekosten festzustellen.

„Die Schadenhäufigkeit nimmt nicht ab und die Ersatzteil- und Werkstattkosten steigen deutlich oberhalb der Inflation. Dies belastet die Ergebnisse der Kraftfahrtversicherer stark“, erläuterte Dr. Michael Pickel. „Die Erstversicherer werden in den kommenden Jahren nicht um weitere deutliche Preisanhebungen in der Kfz-Versicherung herumkommen. Nur so können sie die Verlustzone verlassen und das Kraftfahrtgeschäft langfristig wieder profitabel aufstellen.“. Besonders bei nicht-proportionalen Deckungen mit niedrigen Selbstbehalten sowie bei proportionalen Rückversicherungsverträgen sieht die E+S Rück einen deutlichen Anpassungsbedarf bei Preisen und Konditionen.

Diesen Trend unterlegen auch Zahlen vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Dieser geht davon aus, dass die Kfz-Versicherungsbranche im Jahr 2024 einen Verlust in Höhe von rund zwei Milliarden Euro schreiben wird. „Nach unserer aktuellen Hochrechnung werden die Kfz-Versicherer einen Verlust von rund zwei Milliarden Euro verzeichnen. Die Beitragseinnahmen werden auf rund 33,8 Milliarden Euro steigen, aber die Versicherer müssen für jeden eingenommenen Euro 1,06 Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben“, erklärt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Bereits im letzten Jahr mussten die Kfz-Versicherer einen Verlust von über drei Milliarden Euro hinnehmen. Diese schlechten Zahlen seien wesentlich auf die steigenden Reparaturkosten zurückzuführen.

Der Schadentrend bei Naturkatastrophendeckungen hielt in den letzten Jahren an. Nach den Hagelunwettern 2023 prägten im laufenden Geschäftsjahr vor allem mehrere Überschwemmungen die Schadenbilanz der Versicherer. Auch 2024 wird mit erheblichen Belastungen durch Naturkatastrophenschäden gerechnet. Auch für das kommende Jahr werden insgesamt eine steigende Nachfrage nach Naturkatastrophendeckungen erwartet, verbunden mit einem deutlichen Anstieg der zugekauften Kapazitäten und weiteren risikoadjustierten Verbesserungen der Preise und Konditionen.

Im Industrie- und Gewerbegeschäft sind in der Sachversicherung nach 2023 auch 2024 anhaltend schlechte Marktzahlen zu verzeichnen, insbesondere wegen einer erhöhten Frequenz an Feuergroßschäden. Trotz einer normalisierten Inflationsentwicklung besteht weiterhin Anpassungsbedarf. Neue Gefahren wie SRCC-Risiken rücken stärker in den Fokus. In der Haftpflichtsparte spielen Emerging Risks, wie die Versicherbarkeit von Ewigkeitschemikalien (PFAS), eine zunehmende Rolle.

Der Markt für Cyber-Deckungen stagnierte bereits 2023 aufgrund nachlassender Preise und verstärktem Wettbewerb. Gleichzeitig besteht Anpassungsdruck, da die durch Cyberattacken verursachten Schäden steigen. Das Aggregationsrisiko gewinnt an Bedeutung. Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung ist Cyberversicherung eine wachsende Sparte, die entsprechende Expertise benötigt.

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