Ende Oktober 2016 hatte die schweizer Baloise-Gruppe einen neuartigen Versicherer angekündigt. Im Februar 2017 wurde das Baby namens Friday gegründet. Das in Berlin ansässige Start-up solle nicht weniger als den Kfz-Versicherungsmarkt mit einem digitalen Angebot aufmischen. Denn Friday bemisst die Prämie über die tatsächlich gefahrenen Kilometer. Der dazugehörige Tarif nennt sich „Zahl-pro-Kilometer“.

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Mitte 2018 erhielt das junge Unternehmen eine europäische Versicherungslizenz. Damit war das Insurtech nicht mehr auf die Lizenz der schweizer Versicherungsgruppe Baloise angewiesen.

Seither ist viel passiert. Aber richtig erfolgreich wurde das Unternehmen nicht. Dabei hatte der digitale Versicherer in mehreren Finanzierungsrunden weit über 100 Millionen Euro eingesammelt. Friday, das auf Kfz-Versicherungen spezialisiert ist, machten insbesondere hohe Schäden zu schaffen. Bruttobeitragseinnahmen von 51,7 Millionen Euro stand 2023 ein Verlust von 32,1 Millionen Euro gegenüber.

Zuletzt hatte das Interesse von Versicherer Getsafe an Friday die Runde gemacht. Das in Heidelberg gegründete Unternehmen soll bei seiner jüngsten Einkaufstour auch ein Auge auf Friday geworfen haben. Getsafe habe demnach im Frühjahr über einen Kauf mit dem Wettbewerber verhandelt. Der Deal sei jedoch gescheitert, weil man sich nicht auf eine Bewertung einigen konnte, berichtet financefwd.com unter Berufung auf Insider.

Nun hat sich die Allianz Gruppe über die Allianz Direct das Portfolio von Friday Deutschland und Frankreich gesichert. Der Geschäftsbetrieb werde somit mittelfristig beendet, heißt es in einer Pressemitteilung. Bis dahin solle das Geschäft schrittweise auf die Plattform von Allianz Direct übertragen werden. Der Vollzug der Transaktion soll bis Mitte 2025 erfolgen. Dabei solle die Mehrheit der Mitarbeiter bis zum Vollzug der Transaktion weiterbeschäftigt und ein Teil darüber hinaus, um eine reibungslose Übergabe der Portfolios sicherzustellen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Baloise werde sich künftig auf profitable Segmente konzentrieren. "Wir sehen uns nicht mehr als besten Eigentümer für die weitere Entwicklung des Digitalversicherers. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen haben sich geändert und der deutsche sowie der französische Markt für Digitalversicherungen sind hart umkämpft. Obwohl Friday einen hohen Bekanntheitsgrad aufgebaut hat, schätzen wir im aktuellen Umfeld die Möglichkeiten, mit Friday profitabel zu wachsen als zu gering ein", kommentiert Baloise CEO Michael Müller die Transaktion.

„Die Übernahme des Versicherungsportfolios von Friday unterstreicht unser Engagement, unsere Präsenz in Deutschland und Frankreich auszubauen. Sie ist auch ein Beweis für die Stärke und Leistungsfähigkeit unserer modernen Technologieplattform, die es uns ermöglicht, das Versicherungsgeschäft zu sehr wettbewerbsfähigen Kosten zu betreiben. Wir freuen uns darauf, nach zwei Jahren raschen Wachstums in Deutschland unsere Position auf dem deutschen Markt für Kfz-Direktversicherungen weiter zu stärken und unsere Präsenz auf dem französischen Markt für Hausratversicherungen mit einer zweiten Übernahme innerhalb von weniger als einem Jahr weiter auszubauen.“, Philipp Kroetz, CEO von Allianz Direct.

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