„Die Venture Capital-Branche hat sich professionalisiert“
„Venture Capital Investments weisen interessante Eigenschaften auf, wenn richtig investiert wird“, sagt Patrick Dahmen (Valytics) im Doppelinterview mit Marius Weber (AQVC). Darin erklären die beiden, wie Wagniskapital das Risiko-Rendite-Profil von Versicherern beeinflußen kann.
Versicherungsbote: Die Initiative für Wagnis- und Wachstumskapital für Deutschland nimmt Form an und Versicherer und Banken haben sich schriftlich verpflichtet, rund 12 Mrd. Euro bis 2030 in die weitere Stärkung des deutschen Venture-Capital-Ökosystems zu investieren. Gelingt hiermit der Durchbruch von Investments in Venture Capital Fonds bei Versicherern?
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Patrick Dahmen: Versicherer investieren schon seit längerem in Private Markets, also Private Equity und Private Debt, zu der ich auch Venture Capital Investments zähle. Das macht gemäß Aussagen der BaFin bei Versicherern ca. 10% der Kapitalanlagen aus. Richtig investiert, weisen Venture Capital Investments interessante Eigenschaften auf. Studien von JP Morgan aus dem Jahr 2022 belegen, dass die Beimischung von Private Market Assets (auch Alternative Assets genannt) zu einem klassischen Versicherungsportfolio von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren dank der Korrelationseigenschaften das Risiko reduziert und die Rendite verbessert. Indirekt wird diese Kernaussage auch durch die tatsächliche Kapitalanlagestrategie der Allianz Lebensversicherung bestätigt, bei der ca. 36% der Kapitalanlagen in alternative Kapitalanlagen investiert ist.
Marius Weber: Auch innerhalb der Investition in VC-Fonds sehen wir die gleichen Effekte und Vorteile einer breiten Streuung, was durch verschiedene Studien belegt wird. Mit nur einem VC-Fonds in einem Portfolio liegt die Wahrscheinlichkeit, das investierte Kapital nicht voll zurückzuerhalten, bei 24%. Diese Wahrscheinlichkeit sinkt auf unter 1%, wenn man von einem diversifizierten Portfolio mit mindestens neun VC-Fonds ausgeht.
Versicherungsbote: Wenn man mit VC-Insidern spricht, dann hört man oft, dass in früheren Jahren auf Basis eines gut aussehenden Pitch Decks VC Investments in Start-ups erfolgten, die einige Jahre später Insolvenz angemeldet haben.
Marius Weber: Das mag vor einigen Jahren der Fall gewesen sein, als die Zinsen niedrig waren und somit die Finanzierungskosten für die Beteiligung an VC-Fonds vergleichsweise gering waren. Diese Zeiten haben sich geändert. Zudem hat sich die VC-Branche weiter professionalisiert, was zu einer besseren Risikosteuerung geführt hat. Erfahrene Fondsmanager nutzen mittlerweile ausgefeiltere Due-Diligence-Verfahren und haben Zugang zu umfangreichen Netzwerken, die es ihnen ermöglichen, die vielversprechendsten Start-Ups zu identifizieren und strategisch zu unterstützen. Dies reduziert ebenfalls das Risiko und erhöht die Erfolgschancen.
Versicherungsbote: VC Fonds selber gelten allerdings immer noch als intransparent und überhaupt nicht mit der Transparenz zu vergleichen, die wir von den öffentlichen Kapitalmärkten kennen. Wann verbessert sich die Transparenz?
Marius Weber: Ich teile Ihre Einschätzung und deshalb haben wir von AQVC einen Beitrag dazu geleistet, die Transparenz von VC-Fonds deutlich zu verbessern. Unsere umfassende Investmentplattform, normalisiert über 500 qualitative und quantitative Datenpunkte von VC-Fonds. Wir listen bereits über 4000 VC-Fonds, und erleichtern es somit institutionellen Investoren, sich umfassend zu den Fonds zu informieren und diese zu vergleichen. Damit schaffen wir eine deutliche höhere Transparenz.
Versicherungsbote: Diese Daten legen nah, dass auch Privatanleger in VC Fonds investieren sollten. Gibt es hierfür schon erste Lösungen bei Versicherungen?
Patrick Dahmen: Grundsätzlich sehen wir einen starken Trend in Private Markets, wozu VC Fonds gehören. Erste Produkte – wenn auch nicht im Bereich VC Fonds – gibt es für die anderen Private Market Kapitalanlagen. Die Allianz hat mit der Private Finance Police hier Maßstäbe im deutschen Markt gesetzt, in dem sie in Form von Einmalanlagen den Zugang zu den Renditechancen eines breit diversifizierten Portfolios alternativer Anlagen bietet. Vor einigen Monaten wurde dieses Angebot mit der Private Markets Police mit vergleichbaren Kapitalanlagen ergänzt, die als lebenslange Risikoversicherung mit einer Kapitalzahlung bei Tod konzipiert wurde. Auch andere Versicherer bieten solche auf Private Marktes fokussierte Produkte an, beispielsweise die „Swiss Life Privado Police“ oder die „Genius Alternative Investments“ der W&W. Somit liegt der nächste Schritt auf der Hand, diese Produktkategorie um VC Investments zu erweitern.
Generell ist die Herausforderung bei Private Market Assets, dem Kunden gegenüber mit einer zeitlichen Verzögerung von 3-6 Monaten im Falle eines Rückkaufs die entsprechende Liquidität zur Verfügung zu stellen, während Private Market Assets per Definition eher illiquide oder eingeschränkt liquide sind. Auch hierfür gibt es jedoch Lösungen. Während die Allianz mit einem total return swap arbeitet, also die zurückgegebenen Private Market Kapitalanlagen wieder ökonomisch auf die eigene Bilanz nimmt und gegen Liquidität „tauscht“ , müssen für andere Versicherer Verkaufsmöglichkeiten auf Sekundärmärkten geschaffen werden. Diese Themen sind lösbar, so dass ich auch in den nächsten Jahren davon ausgehe, dass Investment in VC Fonds auch über Versicherungspolicen für den gehobenen Privatanleger zugänglich werden. Hierzu führen wir auch verschiedene Gespräche.
Versicherungsbote: Herr Weber, Sie bieten bei AQVC selbst Investments in Venture Capital an, so z. B. über Dachfonds. Könnten Sie das Prinzip Ihrer Dachfonds bitte erläutern?
Marius Weber: Mit AlphaQ Venture Capital (AQVC) investieren wir als Dachfonds in Venture Capital Fonds. Es geht hierbei um das bestmögliche Risiko-Rendite Profil in der Asset Klasse VC. AQVC bietet eine gesunde Diversifizierung auf verschiedenen Ebenen an: Es wird in etablierte Fonds und aufstrebende Manager investiert. Das Portfolio deckt verschiedene Themen ab, wie zum Beispiel nachhaltige Technologie. Geografisch werden 60% des Anlagevolumens in Europa, 30% in den USA und 10% im Rest der Welt platziert. Auch sind frühe und spätere Phasen der Unternehmensentwicklung abgedeckt. Besonders wichtig ist die Diversifizierung der Anlage über mehrere Jahre, um das Risiko durch Schwankungen des Marktes in bestimmten Zeiten auszugleichen. Diese Diversifizierung aller Ebenen erhalten Investoren bei einem Investment in unseren Dachfonds umgehend, da sie an dem bereits bestehenden Portfolio partizipieren.
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Über AQVC:
AQVC bietet semi-liquiden Zugang zu Early-Stage VC-Technologiefonds in den USA, Europa und weltweit. Das Portfolio umfasst Frühphasen-Unternehmen und strebt eine breite Diversifizierung an. AQVC beteiligt sich früh und arbeitet langfristig mit den Portfolio-VC-Fonds zusammen. Das Team verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Technologiebranche, einschließlich Tätigkeiten als Startup-Gründer, VC-Fonds-Manager und Investoren über Dachfonds. Die Zielsetzung von AQVC besteht darin, diversifizierten Zugang zu Innovationen zu ermöglichen und langfristig Wohlstand zu schaffen.