Pflegeversicherung: Durchschnittliche Pflegedauer verdoppelt sich beinahe
Menschen in Deutschland sind zunehmend länger pflegebedürftig. In den kommenden Jahren wird sich die durchschnittliche Pflegedauer nahezu verdoppeln. Zudem steigen die Ausgaben pro pflegebedürftiger Person im Schnitt um 50 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der Barmer hervor.
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Laut dem Pflegereport wird sich die Pflegedauer in Deutschland dramatisch erhöhen. Bei kürzlich verstorbenen Pflegebedürftigen lag sie im Durchschnitt bei 3,9 Jahren. Bei aktuell Pflegebedürftigen wird sie sich nach Barmer-Berechnungen im Schnitt auf 7,5 Jahre nahezu verdoppeln. „Durch die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 haben viele Menschen erstmals Leistungen der Pflegekassen erhalten, die diesen Anspruch vorher nicht gehabt hatten. Die Pflegedauer wurde dadurch erheblich verlängert, und die Kosten wurden deutlich erhöht“, erklärt Studienautor Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen.
Kürzlich verstorbene Pflegebedürftige beanspruchten bei den Pflegekassen Leistungen im Wert von durchschnittlich 50.000 Euro. Bei den aktuell Pflegebedürftigen liegen diese Kosten bei rund 76.000 Euro. Dieser Anstieg resultiert vor allem aus dem vermehrten Pflegegeldbezug, der sich als zentraler Kostenblock von 13.100 Euro auf 30.300 Euro mehr als verdoppelt. Der tatsächliche zukünftige Gesamtbetrag aller Leistungen könnte sogar noch höher ausfallen als die prognostizierten 76.000 Euro, da diese Summe auf den Kosten für Pflegeleistungen des Jahres 2023 basiert. Inflation und mögliche weitere Preissteigerungen sind dabei nicht berücksichtigt.
Wie aus dem Pflegereport weiter hervorgeht, besteht Reformbedarf in der Sozialen Pflegeversicherung nicht nur wegen der längeren Pflegezeiten und der steigenden Zahl der Pflegebedürftigen. Auch die Eigenanteile der Betroffenen für die stationäre Pflege steigen weiter an, obwohl die Politik bereits kostendämpfende Maßnahmen zulasten der Sozialen Pflegeversicherung ergriffen hat. Allein in diesem Jahr kosten die gestaffelten Zuschläge zu den Eigenanteilen die Pflegekassen rund sechs Milliarden Euro. Dennoch sind die Eigenanteile seit 2022 wieder deutlich gestiegen, mit einem Plus von 8,3 Prozent im vierten Quartal 2022. „Die Versicherten könnten bei den Eigenanteilen aber auch entlastet werden, indem die Bundesländer die Investitionskosten für die Infrastruktur der Pflegeheime stärker übernehmen würden“, sagt Rothgang. Ein Grund für die wachsenden Eigenanteile sind gestiegene Löhne. In der Altenpflege sind sie in den Jahren 2015 bis 2023 um 59 Prozent bei Hilfskräften und um 53 Prozent bei Fachkräften gestiegen. Das ist mehr als doppelt so viel wie bei allen Beschäftigten mit einem Plus von 23 Prozent.
„Die Soziale Pflegeversicherung überschreitet bereits jetzt ihre finanzielle Belastungsgrenze. Die Bundesregierung darf die Millionen Pflegebedürftigen und deren Angehörige nicht im Stich lassen und muss endlich für finanzielle Entlastung sorgen. Dazu gehört an erster Stelle die umgehende Befreiung der Sozialen Pflegeversicherung von versicherungsfremden Leistungen, so wie es die ehemalige Ampelregierung in ihrem Koalitionsvertrag vorgesehen hatte“, fordert Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.
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