Die Hausratversicherung ist ein unverzichtbarer Bestandteil des privaten Versicherungsschutzes in Deutschland. Sie sichert persönliche Gegenstände in den eigenen vier Wänden gegen finanzielle Verluste ab – sei es durch Einbruchdiebstahl, Schäden durch Leitungswasser oder Naturereignisse wie Sturm und Hagel. Doch auch für Versicherer ist die Hausratversicherung ein dankbares Geschäft. Und das, obwohl sie das kleinste Segment im Schaden- und Unfallgeschäft darstellt: nur fünf Prozent aller in der Kompositsparte gebuchten Prämien gehen auf die Hausratversicherung zurück. Dennoch ermöglichte der Zweig den Unternehmen in der Vergangenheit regelmäßig gute Gewinne und glänzte auch mit der besten Schaden-Kosten-Bilanz im gesamten Kompositbereich.

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Trotz ihrer Stabilität steht allerdings auch die Hausratversicherung vor wachsenden Herausforderungen. Steigende Schadenaufwendungen, insbesondere durch Einbruchdiebstähle und höhere Reparaturkosten, erhöhen den Druck auf die Branche. Zudem wirken sich Extremwetter-Ereignisse auch auf die Bilanzen der Hausratversicherer aus, wie Kennzahlen für das Unglücksjahr 2021 zeigten. Ein aktueller Branchenmonitor Hausratversicherung der V.E.R.S. Leipzig GmbH zeigt nun, wie es der Hausratversicherung im Geschäftsjahr 2023 erging.

Kontinuierliches Wachstum bei gebuchten Bruttoprämien

Die gebuchten Bruttoprämien in der Hausratversicherung haben sich auch 2023 als stabiler Wachstumsfaktor erwiesen. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen sie um 5 Prozent auf durchschnittlich 65,28 Millionen Euro je Versicherer. Damit setzt sich der kontinuierliche Aufwärtstrend der letzten Jahre fort: Seit 2018, als die Prämien noch bei 54,11 Millionen Euro lagen, verzeichnen die 50 analysierten Versicherer im Schnitt einen Zuwachs von 20,6 Prozent.

Ein Wermutstropfen allerdings ist, dass nicht alle Versicherer zu gleichen Teilen am Wachstum teilhaben. Die Allianz dominiert den Markt mit 446,51 Millionen Euro gebuchten Prämien und liegt damit weit vor der Generali, die mit 209,00 Millionen Euro auf Rang zwei folgt. Der Abstand zwischen diesen beiden Unternehmen unterstreicht die enorme Marktkonzentration: Die Allianz bucht mehr als doppelt so viele Prämien wie ihr nächstgrößter Mitbewerber.

Ambivalenter Befund bei Vertragszahlen

Die Vertragsbestände der Hausratversicherung zeigen ein gemischtes Bild: Während einige Versicherer deutliche Zugewinne verzeichnen konnten, bleibt das Wachstum für fast die Hälfte der Branche eine Herausforderung. So konnte die Allianz, als Marktführer, ihren Vertragsbestand von 2.758.477 auf 2.847.994 Verträge erhöhen – ein Zuwachs von rund 89.000 Verträgen. Auch die HUK24 zeigte ein starkes Wachstum und steigerte ihre Verträge von 422.503 auf 463.333, was einem Plus von knapp 10 Prozent entspricht. Die Bayerische Allgemeine legte ebenfalls deutlich zu, von 143.413 auf 166.898 Verträge, ein Anstieg von 16,4 Prozent. Dennoch spiegelt die Gesamtentwicklung die ungleiche Verteilung des Wachstums wider: 24 von 50 Unternehmen, und damit fast die Hälfte der Branche, verzeichneten 2023 negative Zuwachsraten bei den Vertragsbeständen. Dies zeigt, dass das Wachstum nicht gleichmäßig verteilt ist.

Prämienwachstum trifft auf steigende Schadenaufwendungen

Neben den Vertragsbeständen sind die durchschnittlich gebuchten Prämien pro Vertrag ein zentraler Faktor für die Wirtschaftlichkeit der Hausratversicherung. 2023 stieg die Durchschnittsprämie auf 127,08 Euro, was einem Zuwachs von 4,2 Prozent gegenüber 2022 (121,92 Euro) entspricht. Im langfristigen Vergleich zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg: Seit 2018, als die Prämie noch bei 115,33 Euro lag, ist sie um knapp 10,2 Prozent gestiegen.

Dass diese Anpassungen notwendig sind, zeigen die Schadenaufwendungen, die ebenfalls über die Jahre angestiegen sind. Durchschnittlich musste 2023 jeder der 50 analysierten Versicherer 28,15 Millionen Euro für Schäden aufwenden – ein Anstieg von 20,4 Prozent gegenüber 2022 (23,39 Millionen Euro).

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Einzelne Schadenarten fallen dabei besonders ins Gewicht, wie eine Statistik des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt: Einbruchdiebstahl war 2023 die kostenintensivste Schadensart mit einer branchenweiten Schadenssumme von 530 Millionen Euro – ein Zuwachs von 61 Millionen Euro im Vergleich zu 2022. Auch Feuerschäden verursachten 2023 mit 430 Millionen Euro eine deutliche Belastung, ein Plus von 20 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Ein positiver Trend zeigt sich hingegen bei Leitungswasserschäden, die leicht von 410 Millionen Euro (2022) auf 390 Millionen Euro (2023) zurückgingen. Ebenso normalisierten sich die Schäden durch Elementargefahren weiter: Nach den Rekordwerten des Jahres 2021 (860 Millionen Euro) sanken die Aufwendungen 2023 auf 100 Millionen Euro. Dieser Rückgang spiegelt allerdings das Ausbleiben großer Naturkatastrophen in 2023 wider – ein Faktor, der zeigt, wie stark die Ergebnisse der Branche von äußeren Einflüssen abhängen. Ein einziges Extremereignis könnte die Entlastung schnell zunichtemachen.

Schaden-Kosten-Quote: Stabile Ergebnisse trotz Belastungen

Trotz gestiegener Schadenaufwendungen konnten die Versicherer auch 2023 wirtschaftlich arbeiten. Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) lag bei 80,06 Prozent und damit weiterhin unter der kritischen Marke von 100 Prozent. Dennoch stellt dies eine Verschlechterung gegenüber 2022 (74,42 Prozent) dar. Die höhere Combined Ratio zeigt, dass die Versicherer stärker gefordert sind, steigende Schadenslasten und Betriebskosten zu bewältigen, ohne ihre wirtschaftliche Tragfähigkeit zu gefährden.

Einige Versicherer haben sich dabei besonders hervorgetan. Die Itzehoer Brandgilde erzielte mit 52,37 Prozent die beste Combined Ratio, dicht gefolgt von der VGH Landschaftlichen Brandkasse mit 59,28 Prozent. Diese Werte zeigen, dass eine effiziente Schadenbearbeitung und stabile Kostenstrukturen wichtige Erfolgsfaktoren bleiben. Am anderen Ende der Skala steht die Rhion Versicherung, die mit 102,83 Prozent als einzige der 50 analysierten Versicherer eine Combined Ratio über 100 Prozent aufwies – hier reichten Prämieneinnahmen nicht mehr aus, um Schadenaufwendungen und weitere Kosten zu decken. Die zweitschlechteste Combined Ratio – ausgewiesen durch die Bayerische Allgemeine – lag mit 99,08 Prozent aber schon im auskömmlichen Bereich.

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Versicherungstechnisches Ergebnis: Niedrigster Wert des untersuchten Zeitraums

Das versicherungstechnische Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) der Hausratversicherung erreichte 2023 mit durchschnittlich 8,82 Millionen Euro je Versicherer den niedrigsten Stand der letzten sechs Jahre. Im Vergleich zu 2022 (12,73 Millionen Euro) bedeutet dies einen Rückgang von 30,7 Prozent. Damit liegt das Ergebnis nicht nur deutlich unter dem Höchstwert von 14,22 Millionen Euro aus 2020, sondern auch unter dem Ergebnis des schwierigen Jahres 2021, als die Flutkatastrophe im Ahrtal die Branche belastete und dennoch ein Ergebnis von 10,46 Millionen Euro erzielt wurde. Das versicherungstechnische Ergebnis veranschaulicht folglich am offenkundigsten die Herausforderungen für die Branche.

Während der Branchendurchschnitt weiterhin positiv bleibt, zeigen sich außerdem deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen. Neun Versicherer wiesen 2023 ein negatives versicherungstechnisches Ergebnis aus, darunter die Signal Iduna Allgemeine mit -2,08 Millionen Euro und die Haftpflichtkasse, die mit -7,05 Millionen Euro den schlechtesten Wert verzeichnete. Gleichzeitig erzielten andere Versicherer deutlich positivere Ergebnisse: Die LVM führte die Rangliste mit einem versicherungstechnischen Ergebnis von 43,72 Millionen Euro an, gefolgt von der Allianz mit 43,53 Millionen Euro auf Rang zwei.

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Hintergrund: Dieser Text stützt sich auf die Kennzahlen des Branchenmonitors Hausratversicherung 2024, herausgegeben von der V.E.R.S. Leipzig GmbH. Der Monitor analysiert die 50 größten Hausratversicherer in Deutschland und deckt mit einem Betrachtungszeitraum von 2018 bis 2023 rund 90 Prozent des Marktes ab. Der Branchenmonitor kann – kostenpflichtig – über die Webseite der Leipziger Experten bestellt werden.

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