PKV-Rating: Nur elf Unternehmen überzeugen
In einem aktuellen PKV-Rating schneiden viele Unternehmen nur mit „schwach“ ab. Insbesondere bei der Transparenz bestehen in der Branche starke Defizite. Versicherungsbote stellt Ergebnisse vor.
- PKV-Rating: Nur elf Unternehmen überzeugen
- Die Rating-Sieger und -Verlierer
Die private Krankenversicherung (PKV) steht vor wachsenden Herausforderungen. Steigende Gesundheitskosten durch medizinischen Fortschritt und höhere Löhne im Gesundheitswesen belasten die Budgets der Versicherer. Gleichzeitig stagniert die Zahl der Vollversicherten, da insbesondere Selbstständige und Freiberufler aus finanziellen Unsicherheiten häufiger in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln. Vor allem Beitragsanpassungen stehen dabei immer wieder im Zentrum der Kritik. Die Frage, wie Anbieter ihre Beitragspolitik langfristig stabil und fair gestalten können, ist daher eine der drängendsten Herausforderungen für die Branche.
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In diesem Spannungsfeld liefert der Map-Report seit Jahrzehnten Orientierung. Als Traditionsrating der PKV-Branche analysiert er die Leistungsfähigkeit der Anbieter aus unterschiedlichen Perspektiven. Die aktuelle Ausgabe Nr. 937 widmet sich dabei nicht nur der wirtschaftlichen Stabilität und Servicequalität der Versicherer, sondern legt einen besonderen Fokus auf die Entwicklung der Beiträge. Damit ist der neue Report eine wertvolle Orientierungshilfe für den komplexen PKV-Markt.
Datenlage und Transparenzprobleme
Ein zentrales Problem des Ratings bleibt erneut die Zurückhaltung vieler Anbieter bei der Offenlegung wichtiger Daten. Während im letzten Jahr noch dreizehn Unternehmen alle erforderlichen Informationen bereitstellten, sind es dieses Jahr nur elf. Besonders sensibel sind Angaben zu Beitragsentwicklungen, Prozessquoten und Neugeschäft. Diese Datenlücken erschweren nicht nur den Vergleich der Anbieter, sondern behindern auch die Bewertung ihrer Stabilität und Nachhaltigkeit.
Um diese Lücken zu schließen, wurden öffentlich verfügbare Informationen wie die Beschwerdequoten der BaFin oder grundlegende Bilanzkennzahlen herangezogen. Diese Ergänzungen ermöglichen zwar eine grobe Einschätzung, reichen jedoch nicht aus, um ein vollständiges Bild der Anbieter zu zeichnen. Die Intransparenz hat allerdings direkte Konsequenzen für die betroffenen Versicherer: Unternehmen, die Daten zurückhalten, müssen Punktabzüge in Kauf nehmen, was ihre Position im Gesamtranking erheblich beeinflusst.
Was gemacht wurde
Das PKV-Rating im Map-Report Nr. 937 bewertet die Leistungsfähigkeit der privaten Krankenversicherer anhand eines umfassenden Verfahrens. Drei zentrale Bewertungsbereiche wurden definiert, um die Unternehmen aus verschiedenen Perspektiven zu analysieren: Bilanzkennzahlen, Servicequalität und Vertragsdaten. Jeder Bereich trägt mit einer festgelegten Punktzahl zur Gesamtbewertung bei, die maximal 100 Punkte umfassen kann.
Bilanzkennzahlen (max. 30 Punkte): Der erste Bewertungsbereich zielt auf die wirtschaftliche Stabilität der Versicherer ab. Anhand von zehn Kennzahlen wie Nettorendite, Verwaltungskostenquote und Solvabilität wird untersucht, wie solide die Unternehmen finanziell aufgestellt sind. Diese Daten sind besonders wichtig, um die langfristige Leistungsfähigkeit zu beurteilen – gerade in einem Marktumfeld, das durch steigende Gesundheitskosten und wachsende demografische Belastungen geprägt ist. Auch die Fähigkeit der Versicherer, wirtschaftlichen Herausforderungen wie etwa inflationsbedingten Kostensteigerungen zu begegnen, wird hier sichtbar.
Servicequalität (max. 30 Punkte): Dieser Bereich bewertet, wie kundenorientiert die Anbieter agieren. Dazu werden Kennzahlen wie Beschwerdequoten, Prozessquoten und Stornoquoten herangezogen. Ergänzend wird die Transparenz der Berichterstattung bewertet – ein Kriterium, das immer wichtiger wird, um das Vertrauen der Versicherten zu stärken. Außerdem fließen qualitative Aspekte wie die Qualität des Gesundheitsmanagements ein, also etwa Präventionsangebote oder zusätzliche Services, die über die reine Versicherungsleistung hinausgehen. Ziel ist es, die Zufriedenheit und Bindung der Kunden zu messen und dabei Schwachstellen in der Servicepolitik aufzuzeigen.
Vertragsdaten (max. 40 Punkte): Der größte und wichtigste Bereich befasst sich mit der Entwicklung der Beiträge. Hier wird analysiert, wie stark und wie stabil die Beiträge über längere Zeiträume hinweg angepasst wurden. Bewertet werden unter anderem die durchschnittlichen jährlichen Beitragserhöhungen für verschiedene Versichertengruppen wie Angestellte, Beamte und Rentner. Die Analyse basiert dabei auf Daten aus dem BaFin-Nachweis 230, der eine vollständige Übersicht über die monatlichen Sollbeiträge im gesamten Vertragsbestand bietet. Ergänzend wurden Fallstudien herangezogen, die die Entwicklung der Beiträge für Musterkunden veranschaulichen. Diese Methodik ermöglicht es, nicht nur die reine Höhe der Beitragserhöhungen zu bewerten, sondern auch deren Fairness und Transparenz gegenüber den Versicherten.
Die Gewichtung dieser drei Bereiche – 30, 30 und 40 Punkte – zeigt, dass die Beitragspolitik den höchsten Stellenwert im Rating hat. Die Kombination dieser Bewertungsaspekte soll ein ganzheitliches Bild der Leistungsfähigkeit der Versicherer vermitteln und Transparenz für Kunden und Marktteilnehmer schaffen.
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Notensystem
Die Gesamtpunktzahl wird in ein Notensystem übersetzt, das die Leistungsfähigkeit der Versicherer auf einen Blick verdeutlicht:
- mmm+ („hervorragend“): Ab 85 Punkten. Versicherer in dieser Kategorie zeigen herausragende Leistungen in allen drei Bewertungsbereichen.
- mmm („sehr gut“): Ab 75 Punkten. Diese Versicherer weisen eine starke Gesamtleistung auf, jedoch mit kleineren Schwächen in einzelnen Bereichen.
- mm („gut“): Ab 65 Punkten. Anbieter in dieser Kategorie erfüllen die Anforderungen solide, zeigen jedoch Defizite in wesentlichen Bereichen.
- m („ausreichend“): Ab 50 Punkten. Versicherer, die grundlegende Anforderungen erfüllen, aber deutliche Schwächen in mehreren Aspekten haben.
- m- („schwach“): Unter 50 Punkten. Anbieter mit gravierenden Mängeln in allen drei Bereichen.
Die Rating-Sieger und -Verlierer
Welche Unternehmen aber konnten sich nun durch ihr Abschneiden vom Gesamtfeld positiv abheben? Es gibt einen neuen Spitzenreiter: gewann im Vorjahr noch die Debeka, ist nun die LVM mit 89,00 Punkten auf Rang eins. Hinter der LVM platzierte sich die Signal Iduna, die auch schon im Vorjahr auf den zweiten Platz landete – dies verdankt sich 88,85 Punkten. Der Vorjahressieger Debeka landet dann, mit 85,70 Punkten, auf Rang drei. Alle diese Unternehmen konnten zudem die Bestnote „hervorragend“ (mmm+) erringen.
Unternehmen mit der zweitbesten Note (mmm/ sehr gut)
Ab Rang vier beginnen schon die Unternehmen mit der zweitbesten Note „mmm“ („sehr gut“): Sechs Versicherer konnten diese erreichen. Angeführt wird das Feld "sehr guter" Unternehmen von der Allianz – der Krankenversicherer holt sich 83,80 Punkte. Dahinter folgt die Alte Oldenburger mit 82,45 Punkten sowie die VGH Provinzial mit 81,98 Punkten. Auch die R+V (80,47 Punkte), die SDK (79,65 Punkte) und die Concordia (75,16 Punkte) können sich über die Note "sehr gut" freuen.
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Unternehmen mit einem mm ("gut")
Nur zwei Unternehmen sind es, die sich im Feld noch mit einem "gut" (mm) hinter die Spitzengruppe einreihen. Dies gelingt der Württembergischen (mit 68,13 Punkten) sowie der HanseMerkur (mit 67,70 Punkten).
Die Unternehmen mit der Bewertung "schwach"
Folgende Unternehmen schnitten im Test nur mit einem "schwach" (m-) ab:
- Universa (28,30 Punkte)
- Inter (25,20 Punkte)
- Hallesche (25,00 Punkte)
- Gothaer (24,30 Punkte)
- Münchener Verein (24,20 Punkte)
- Continentale (24,10 Punkte)
- Mecklenburgische (23,80 Punkte)
- Landeskrankenhilfe (23,30 Punkte)
- UKV (22,80 Punkte)
- Bayerische Beamtenkranken (21,20 Punkte)
- Axa (21,00 Punkte)
- Barmenia (20,90 Punkte
- Generali (20,30 Punkte)
- Arag (20,10 Punkte)
- DEVK (20,00 Punkte)
- DKV (20,00 Punkte)
- HUK-Coburg (18,40 Punkte)
- VRK (17,00 Punkte)
- Nürnberger (15,00 Punkte)
Hintergrund: Einmal jährlich trägt der traditionsreiche MAP-Report Fakten und Kennzahlen aus den PKV-Teil-Ratings zu einem großen Gesamtrating der PKV-Unternehmen zusammen. Die Teilbereiche beziehen sich auf den Service, den Vertrag sowie auf Bilanzkennzahlen.
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Das aktuelle "Rating Private Krankenversicherung" trägt die Nummer 937 und kann kostenpflichtig auf der Webseite der Analyseexperten bestellt werden. Neben Rating-Ergebnissen und einer Darstellung des Vorgehens bei der Bewertung machen die Experten auch wieder eine Vielzahl wichtiger Kennzahlen zur Privaten Krankenversicherung zugänglich.
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