Hintergrund: Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandschef der HUK-Coburg, bezeichnete die Kfz-Versicherung einst als „brachialen Markt“. Die aktuellen Zahlen bestätigen diese Einschätzung eindrücklich. Während 2022 noch etwa die Hälfte der Versicherer eine Combined Ratio (CR) von über 100 Prozent auswies, zeigt der neue Branchenmonitor Kfz-Versicherung 2024 ein noch düstereres Bild: Im Jahr 2023 konnte kein einziges Unternehmen kostendeckend arbeiten (Versicherungsbote berichtete). Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig. Vor allem die stark gestiegenen Kosten setzen den Versicherern zu. Die durchschnittlichen Schadenaufwendungen pro Versicherer erreichten 2023 mit 509,80 Millionen Euro einen neuen Höchststand – rund 76 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Auch auf Vertragsebene spiegeln sich die Belastungen wider: Die Schadenaufwendungen pro Vertrag stiegen von 204,57 Euro im Jahr 2022 auf 235,84 Euro im Jahr 2023, ein Plus von 15,3 Prozent.

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Diese Entwicklung ist keineswegs neu. Bereits 2018 lagen die Schadenaufwendungen bei 197,68 Euro pro Vertrag. Zwar sanken sie 2020 infolge der Corona-Pandemie kurzfristig auf 179,82 Euro, doch danach stiegen sie Jahr für Jahr weiter an. Treibende Kräfte hinter diesen Kosten sind unter anderem steigende Preise für Ersatzteile, wachsende Werkstattkosten, die zunehmende Digitalisierung der Fahrzeuge sowie die Auswirkungen von Inflation und Lieferkettenproblemen. All diese Faktoren haben Reparaturen und Schadensabwicklungen deutlich verteuert.

Zusätzlich verschärfte eine zögerliche Preispolitik der Versicherer die Krise. Zwischen 2018 und 2019 stiegen die Durchschnittsprämien je Vertrag moderat – von 251,38 Euro auf 253,33 Euro – und hielten damit den steigenden Kosten noch halbwegs Stand. Doch 2020, als die Schadenaufwendungen durch die Pandemie auf 179,82 Euro pro Vertrag sanken, entschieden sich viele Versicherer, die Prämien ebenfalls zu senken. Der Durchschnitt fiel auf 248,47 Euro. Eine Maßnahme, die kurzfristig attraktiv schien, sich aber später als strategischer Fehler erwies.

Anstatt die Prämien stabil zu halten, reduzierten die Anbieter diese in den Folgejahren weiter: 2021 lagen sie bei 247,08 Euro, 2022 sogar bei 245,49 Euro – dem niedrigsten Stand im Untersuchungszeitraum 2018 bis 2023. Gleichzeitig zogen die Schadenaufwendungen wieder stark an, was die wirtschaftliche Schieflage weiter verschärfte. Erst 2023 erfolgte eine Korrektur, und die Prämien stiegen auf 254,73 Euro. Doch diese Anpassung kam zu spät und fiel zu gering aus, um die stark gestiegenen Kosten auszugleichen.

Die Folgen sind gravierend. Das versicherungstechnische Ergebnis der Branche (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung) rutschte 2023 auf durchschnittlich -53,05 Millionen Euro ab – ein Rückgang von 44 Millionen Euro gegenüber 2022 und der schlechteste Wert im gesamten Untersuchungszeitraum. Nur drei von fünfzig Versicherern konnten überhaupt noch ein positives Ergebnis vorweisen, während die Mehrheit erhebliche Verluste verzeichnete. Das volle Ausmaß der Krise zeigt sich jedoch in der Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR): Kein Unternehmen war 2023 mehr in der Lage, mit seinen Prämieneinnahmen die gestiegenen Schadenaufwendungen und zusätzlichen Betriebskosten auszugleichen. Diese Entwicklung unterstreicht die tiefgreifende wirtschaftliche Schieflage der Branche.

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Versicherungsbote stellt die Schaden-Kosten-Verlierer 2023 mit ausgewählten Kennzahlen vor

Welche Kfz-Versicherer aber wiesen 2023 die schlechtesten Schaden-Kosten-Quoten im Zweig Kraftfahrt Gesamt auf? Die Antwort gibt die aktuelle Bildstrecke. Alle Daten stammen aus dem kürzlich veröffentlichten „Branchenmonitor Kraftfahrtversicherung 2024“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH. Die Studie analysiert die 50 größten Kfz-Versicherer und deckt damit etwa 90 Prozent des Marktes ab. Der vollständige Bericht kann kostenpflichtig auf der Webseite der Leipziger Experten heruntergeladen werden.