Der Klimawandel ist für über ein Drittel der weltweit versicherten Wetterschäden in den letzten zwei Jahrzehnten verantwortlich, so der aktuelle Bericht „Within Our Power“ der Organisation Insure Our Future. Insgesamt beliefen sich diese klimabedingten Verluste auf schätzungsweise 600 Milliarden US-Dollar. Allein in den letzten zehn Jahren stieg der Anteil klimabedingter Verluste an den gesamten versicherten Wetterschäden von 31 % auf 38 %, mit einem jährlichen Wachstum von 6,5 % – deutlich über dem jährlichen Anstieg aller Wetterverluste von 4,9 %.

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Versicherungsbranche unterschätzt Klimarisiken

Professor Ilan Noy, Experte für Klimarisiken, warnt: „Versicherer unterschätzen fundamental die Klimarisiken, da sie die Auswirkungen von Treibhausgasemissionen auf die steigenden Schäden nicht ausreichend berücksichtigen. Ohne drastische Emissionskürzungen in diesem Jahrzehnt könnten die Schäden sowohl die Versicherungsbranche als auch ganze Volkswirtschaften überfordern.“

Der Bericht kritisiert die Versicherungsindustrie, durch ihre Unterstützung fossiler Brennstoffprojekte die Klimakrise zu verschärfen. Laut dem Bericht belaufen sich die klimabedingten Verluste der 28 größten globalen Sachversicherer auf 10,6 Milliarden US-Dollar, während die Prämieneinnahmen aus fossilen Brennstoffen 2023 lediglich 11,3 Milliarden US-Dollar betrugen. Bei mehr als der Hälfte dieser Unternehmen, darunter Allianz, AXA und Zurich, übersteigen die Verluste sogar die Prämieneinnahmen aus Kohle-, Öl- und Gasprojekten.

Forderungen nach einer nachhaltigen Transformation

Der Bericht fordert Versicherer auf, ihre enorme Einflusskraft zu nutzen, um die fossile Brennstoffindustrie zu einem schnelleren Übergang zu sauberer Energie zu bewegen. Der Anteil der Prämien aus fossilen Brennstoffen liegt bei weniger als 2 % des gesamten Geschäftsvolumens, während der Rest der Branche durch die steigenden Klimarisiken massiv gefährdet ist.

Insure Our Future betont, dass die Branche schneller auf klimafreundliche Versicherungen umsteigen muss, insbesondere angesichts der Tatsache, dass das Jahr 2024 erstmals die globale Erwärmungsschwelle von 1,5 °C überschritten hat. Ohne rasche Emissionssenkungen werden sowohl die Versicherbarkeit als auch die Bezahlbarkeit von Policen für gefährdete Gemeinschaften weiter abnehmen.

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Fortschritte und Lücken

Ein positives Beispiel liefert der italienische Versicherer Generali, der im Oktober 2024 als erster eine umfassende Richtlinie für fossile Brennstoffe verabschiedete, die die gesamte Öl- und Gaswertschöpfungskette abdeckt. Damit drängte das Unternehmen die Allianz von Platz eins der stärksten Klimarichtlinien im Versicherungsgeschäft. Dennoch stagniere laut Insure Our Future die Versicherungsbranche insgesamt beim Klimaschutz.: So machen laut Bericht die gesamten Versicherungsprämien für erneuerbare Energien weniger als 30 % des Marktes für fossile Brennstoffe aus.