Wie Versicherer den IT-Fachkräftemangel beheben wollen
Die Versicherungsbranche steht bei der Digitalisierung vor mehreren Herausforderungen: Veraltete IT-Systeme müssen modernisiert werden, doch während erfahrene IT-Spezialisten in den Ruhestand gehen, ist der Nachwuchs schwer zu gewinnen.
In Sachen Digitalisierung steht die Versicherungsbranche vor einer doppelten Herausforderung: So müssen zum einen die veralteten IT-Systeme, sogenannte Mainframes, sukzessive abgelöst werden, da sie den Anforderungen moderner Technologien wie Cloud-Lösungen zunehmend nicht mehr gerecht werden. Auf der anderen Seite fehlen den Unternehmen die dafür notwendigen Fachkräfte. Dieser Mangel wird durch den demografischen Wandel weiter verschärft: „Bis 2040 gehen 20 bis 30 Prozent der IT-Beschäftigten in den Ruhestand“, betonte Rainer Sommer, IT-Vorstand der Provinzial, auf dem IT-Jahreskongress des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Anfang Dezember in Köln.
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Die Ablösung der Mainframes ist ein komplexer Prozess, der nur schrittweise und über mehrere Jahre erfolgen kann. Ohne das Wissen der erfahrenen Beschäftigten in der IT kann dies nicht gelingen. Doch diese Fachkräfte stehen nicht unbegrenzt zur Verfügung, weshalb die Versicherer detaillierte Migrationspläne erstellen, die eng mit der Personalplanung und der Abschaltstrategie verknüpft sind.
Nachwuchsgewinnung: Ein harter Wettbewerb
Die Suche nach IT-Nachwuchs gestaltet sich schwierig, denn die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist groß. Junge IT-Fachkräfte haben bei der Jobsuche viele Möglichkeiten und interessieren sich häufig mehr für moderne Themen wie Cloud-Computing, Künstliche Intelligenz (KI) oder Cybersecurity als für alte Programmiersprachen. „Bis 2040 werden in Deutschland knapp 700.000 IT-Fachkräfte fehlen“, warnte Betina Kirsch, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands der Versicherer (AGV).
Mehr Diversität wagen
Große Versicherer setzen daher auf IT-Hubs im Ausland, etwa wie Ergo in Indien, um Personalengpässe zu überbrücken. Gleichzeitig wird Diversität stärker in den Fokus gerückt: Mehr Frauen und ausländische Fachkräfte sollen gewonnen werden. Doch auch hier gibt es Hürden, wie Provinzial-Vorstand Sommer anmerkt: „Wenn Deutsch als Arbeitssprache Voraussetzung bleibt, schreckt das viele Bewerber ab.“
Zudem ist der Anteil an Frauen aller MINT-Absolventen sowie in den Informatik-Ausbildungsberufen gering. Daher plädiert AGV-Geschäftsführerin Kirsch unter anderem für die Förderungen von MINT-Berufen schon in der Schule. Auch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie könne dabei helfen, mehr Frauen als IT-Fachkräfte zu gewinnen.
Kurzfristig könnten auch Umschulungen und die Rekrutierung von Quereinsteigern eine Lösung für den Fachkräftemangel bieten. Hier sieht Sommer großes Potenzial, besonders für Aufgaben wie Projekt-Management oder Projekt-Controlling.
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KI als unterstützendes Werkzeug
Auch Künstliche Intelligenz wird als Hilfsmittel angesehen, um den Fachkräftemangel zu lindern. Laut Volker Gruhn, Professor für Software Engineering an der Universität Duisburg-Essen, könnten große Sprachmodelle alte Programmiersprachen übersetzen und kleine Code-Bausteine generieren. Allerdings seien die Ergebnisse oft noch zu verifizieren, was zeitaufwändig ist. Marcus Loskant, IT-Vorstand der LVM Versicherung, sieht das Potenzial von KI eher in der Prozessoptimierung und der Unterstützung im Kundenservice.