Wie Lebensversicherer PAI-Statements für ihre ESG-Transformation nutzen können
Die PAI-Statements deutscher Lebensversicherer bieten Einblicke in ihre Nachhaltigkeitsstrategien. Doch Datenlücken und uneinheitliche Standards erschweren die Vergleichbarkeit.
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt auch die Versicherungsbranche. Schließlich bekommt auch sie die Auswirkungen der Klimakrise immer deutlicher zu spüren (Versicherungsbote berichtete). Doch um ihre ESG-Ziele zu erreichen und Kapitalanlagen nachhaltig zu steuern, stehen Lebensversicherer vor einer großen Herausforderung: der unzureichenden Datenlage zu ESG-Faktoren. Die sogenannten „Principal Adverse Impact (PAI)“-Statements können hier Abhilfe schaffen, indem sie vergleichbare und objektive Daten zu den Kapitalanlagen der Versicherer liefern.
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Assekurata hat die PAI-Statements von 64 deutschen Lebensversicherern für kapitalbildende Produkte untersucht und analysiert. Dabei seien sowohl Fortschritte, als auch Schwachstellen festzustellen.
Datenlage erschwert die Vergleichbarkeit
Die größte Herausforderung bleibt die Datenverfügbarkeit, die eine sinnvolle Vergleichbarkeit der PAI-Statements erschwert. Während Indikatoren zu Treibhausgasemissionen gut abgedeckt sind, fehlen bei anderen Themen, wie dem Gender Pay Gap oder Wasseremissionen, oft nahezu alle Angaben. Zudem beeinflusst die Wahl des Datenproviders, wie beispielsweise MSCI-ESG oder ISS-ESG, die Qualität der Daten erheblich.
Ein weiteres Problem ist die uneinheitliche Verwendung von Bezugsgrößen. Während 41 der 64 untersuchten Versicherer ihre Angaben auf die relevanten Investitionen („Eligible Assets“) beziehen, nutzen 14 die gesamte Kapitalanlage („All Assets“). Diese unterschiedlichen Ansätze führen zu erheblichen Abweichungen bei Kennzahlen wie dem CO2-Fußabdruck.
Klimaschutz im Fokus
Der Klimaschutz steht im Mittelpunkt der PAI-Berichterstattung. Die Hälfte der 18 obligatorischen PAI-Indikatoren bezieht sich auf Klimaschutz und Energieverbrauch. Viele Versicherer verfolgen ambitionierte Ziele, wie die Klimaneutralität bis 2050, und setzen auf gezielte Investitionen in klimafreundliche Unternehmen. Der CO2-Fußabdruck ist dabei ein zentraler Indikator. Assekurata hat jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Versicherern festgemacht: Während der Durchschnittswert bei 272,75 Tonnen CO2 pro Million Euro Kapitalanlage liegt, reicht die Spannweite von 22,63 bis 623,03 Tonnen – ein Zeichen dafür, wie wichtig einheitliche Standards und präzise Daten sind.
Fokus auf CO2-Reduktion
Besonders beliebt ist der fakultative Indikator PAI E4, der Investitionen in Unternehmen ohne CO2-Reduktionsinitiativen thematisiert. 48 der 64 untersuchten Versicherer nutzen diesen Indikator, was ihn zum beliebtesten der 46 fakultativen PAIs macht. Mit einer Datenabdeckung von 62,35 % liefert er wertvolle Einblicke in die Fortschritte der Dekarbonisierung. Im Durchschnitt fließen 33,74 % der Investitionen in Unternehmen, die keine CO2-Reduktionsmaßnahmen umsetzen – eine Verbesserung gegenüber 36,28 % im Vorjahr. Diese Entwicklung zeigt, dass Versicherer zunehmend nachhaltigere Investitionsstrategien verfolgen.
Dass PAI E4 so häufig genutzt wird, liegt nicht nur an der guten Datenverfügbarkeit, sondern auch daran, dass der Indikator ein wichtiges Steuerungsinstrument für Dekarbonisierungsziele ist. Viele Versicherer nutzen ihn zudem als ESG-Kriterium in Zusammenarbeit mit externen Vermögensverwaltern.
Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele
Neben quantitativen Daten bieten die PAI-Statements auch qualitative Einblicke in die ESG-Maßnahmen der Versicherer. Viele Unternehmen setzen auf klare Strategien zur Reduktion von Treibhausgasemissionen, oft unterstützt durch Mitgliedschaften in Initiativen wie der Net-Zero Asset Owner Alliance. Investitionen in klimafreundliche Anlagen und der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen spielen dabei eine zentrale Rolle.
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Allerdings variiert die Detailliertheit der Berichte stark: Während einige Versicherer detaillierte Maßnahmen beschreiben, fassen andere ihre Nachhaltigkeitsstrategie nur allgemein zusammen und verweisen auf ergänzende Dokumente. Dies zeigt, dass knappe Informationen in den PAI-Statements nicht unbedingt auf ein geringes Ambitionsniveau hindeuten, sondern dass viele Unternehmen ihre Strategien über andere Kanäle kommunizieren.