Welche Grundfähigkeitsversicherer hervorragend regulieren
Wie kundenorientiert handeln Versicherer bei der Regulierung von Grundfähigkeitsversicherungen? Dieser Frage hat sich das Analysehaus Franke & Bornberg in seiner GF-Leistungspraxisstudie gewidmet. Im Ergebnis sei ein hohes Niveau der teilnehmenden Versicherer zu verzeichnen. Aber: Lediglich drei Gesellschaften befinden sich in der Auswertung.
- Welche Grundfähigkeitsversicherer hervorragend regulieren
- Ergebnisse noch nicht repräsentativ
Das Analysehaus Franke & Bornberg hat nach den Berufsunfähigkeitsversicherern auch das Leistungsverhalten deutscher GF-Versicherer unter die Lupe genommen. Denn auch hier gilt: Der Preis ist nicht alles. Gerade wenn es um Grundfähigkeitsschutz geht, spielen Professionalität und Kundenorientierung von Versicherern die entscheidende Rolle. Die Stunde der Wahrheit schlägt für Versicherte erst, wenn sie Leistungen aus ihrem Vertrag beantragen. Wird ihr Versicherer zahlen und wann? Und wie nervenaufreibend ist ihr Weg bis zur ersten Zahlung?
Anzeige
Auf der Suche nach belastbaren Antworten über den Einzelfall hinaus haben die Analysten von Franke & Bornberg die Leistungspraxis von Versicherern in diesem noch recht jungem Segment untersucht. Deren Teilnahme war freiwillig und setzte eine aktive Mitarbeit voraus. Neben einem umfangreichen Datenkatalog seien eine Analyse der Arbeitsprozesse sowie Stichproben vor Ort in das Ergebnis eingeflossen. Je Gesellschaft seien stichprobenartig ausgewählte Leistungsfälle durchleuchtet worden.
Für die Bewertung der Leistungspraxis seien die Unternehmen in drei Kategorien durchleuchtet worden. Dabei hatte die Qualität der Leistungsfallbearbeitung das größte Gewicht. Denn sie machte die Hälfte (50 Prozent) der Bewertung aus. Dabei sei der Aufgabenkreis zwischen der Erstmeldung durch den Versicherten und der endgültigen Leistungsentscheidung des Versicherers untersucht worden. Wichtig in der Leistungsregulierung sei vor allem, dass alles Mögliche getan werde, um den Versicherten bei der Erfüllung seiner Mitwirkungspflichten zu unterstützen. Dem Anspruchsteller sollten zudem möglichst keine Steine in den Weg gelegt werden, um seine Ansprüche durchzusetzen. Insbesondere Formalien und Verklausulierungen von Anschreiben seien hier zu nennen. Für die Bewertung in dieser Kategorie wurden folgende Punkte herangezogen:
- Reaktion nach Eingang der Erstmeldung
- Dauer Befüllung Kundenfragebogen
- Reaktionsdauer nach Eingang Kundenfragebogen
- Nettoregulierungsdauer
- Regulierungsdauer
- Erinnerungsschreiben
- Zwischenberichte
Die Unterstützung des Kunden und die Qualität der Leistungsentscheidung sei mit jeweils 25 Prozent gewichtet worden. Für die Unterstützung des Kunden seien die Kriterien Unterstützung bei der Geltendmachung des Anspruchs, Unterstützungsleistungen, Transparenz der Leistungsentscheidung und Außenregulierung untersucht worden. Bei der Qualität der Leistungsentscheidung flossen die Quoten zur zeitlichen Befristung/Individualvereinbarung, abstrakten Verweisung und Umorganisation sowie zum Rücktritt/Anfechtung in die Bewertung ein.
Anzeige
Ergebnisse noch nicht repräsentativ
Als noch junge Alternative zur Absicherung der Arbeitskraft rückt das Thema Leistungsregulierung nach und nach in den Fokus. Doch dabei zeigen sich durchaus Probleme.
Anzeige
Denn anders als bei der klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung kennt die Grundfähigkeitsversicherung bislang keine einheitlichen Leistungsauslöser. „Ob Gehen, Sitzen, Treppensteigen oder Gebrauch der Hände – jeder macht sich ein Bild vom Verlust einer Grundfähigkeit. Aber die Definitionen dahinter gehen manchmal stark auseinander“, erläutert Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg. Das mache die Leistungsprüfung zu einem schwierigen Terrain für Versicherer und Versicherte.
Ein positiver Aspekt liege im Vergleich zu BU-Policen in der deutlich kürzeren Regulierungsdauer. So habe eine durchschnittliche Regulierung im Jahr 2023 etwa 137 Tage in Anspruch genommen. Das sind immerhin 45 Tage oder 25 Prozent weniger als bei BU-Verträgen. „Beim GF-Schutz spielt der Beruf keine Rolle. Damit entfällt die aufwendige Prüfung, ob und in welchem Umfang Antragsteller ihren Beruf noch ausüben können. Das spart wertvolle Zeit und für Versicherte auch Nerven.“, sagt Philipp Wedekind, Leiter Rating Vorsorge und Nachhaltigkeit. Demnach beginne der Zeitvorteil bereits beim Ausfüllen des Fragebogens. Während BU-Versicherte rund 40 Tage brauchten, dauere es in der GF-Regulierung nur 30 Tage, weiß Wedekind.
Ein Tendenz sei jedoch besorgniserregend. So würden die Anerkennungsquoten deutlich unter denen der BU-Versicherung liegen. Das liege zum einen an den jungen Beständen. Hier würden Verletzungen der vorvertraglichen Anzeigepflichtnaturgemäß eine größere Rolle spielen. Noch seien die Ergebnisse aufgrund der niedrigen Fallzahlen nicht repräsentativ.
Ein weiterer Grund für die hohe Ablehnungsrate stimme Wederkind nachdenklich: „Häufig wird der vereinbarte Grad der Einschränkung nach der Definition der betroffenen Grundfähigkeit nicht erreicht. Das bedeutet im Umkehrschluss: Versicherte machen sich ein falsches Bild von ihrem Versicherungsschutz und stellen den Antrag auf Leistung zu früh“. Versicherer und Vermittler müssten die Unterschiede zwischen Berufsunfähigkeit und dem Verlust einer Grundfähigkeit deutlicher herausarbeiten. Einheitliche Leistungsauslöser bei den Grundfähigkeitsprodukten könnten hier für mehr Klarheit sorgen und Vertrauen aufbauen.
So regulieren GF-Versicherer heute
Mit seinem Leistungspraxis-Rating will das Unternehmen Vermittlern, Verbrauchern und anderen Marktteilnehmern eine verständliche Einschätzung der Professionalität des geprüften Unternehmens ermöglichen. Dazu wurden die Bewertungen in insgesamt sieben verschiedenen Noten abgestuft. Von "ungenügend" (F-) bis hin zu "hervorragend" (FFF+) seien Bewertungen möglich gewesen.
Insgesamt habe Franke & Bornberg hohes Niveau der teilnehmenden Versicherer beobachtet. Nicht nur die großen Player, sondern auch kleinere Gesellschaften hätten Top-Platzierungen erzielt. Gleich sechs Unternehmen sicherten sich mit "FFF+" die Bestnote. So seien die Versicherer Allianz, Ergo, Generali, HDI, Nürnberger und Zurich als "hervorragend" in der Leistungspraxis einstuft worden.
In diesem Jahr haben sich lediglich drei GF-Versicherer offen in die Karten schauen lassen: Allianz, Gothaer und Nürnberger. Der fränkische Versicherer habe sich zudem noch in den Kategorien Antrag und Stabilität durchleuchten lassen. Die Versicherer Allianz und Nürnberger erhielten eine "hervorragende" Bewertung. Eine "sehr gute" Benotung erhielt mit der Gothaer der dritte Versicherer im Bunde der Geprüften.
Anzeige
- Welche Grundfähigkeitsversicherer hervorragend regulieren
- Ergebnisse noch nicht repräsentativ