Auswahl des Schulungspartners: Ein erweiterter Leitfaden für Versicherungs- und Finanzvermittler
Weiterbildung von Finanzanlagen- und Versicherungsvermittlern ist mehr als nur Pflichterfüllung. Für dieses wichtige Thema bedarf es eines guten Partners. Auf welche Punkte Vermittler dabei achten sollten, erklärt Frank Rottenbacher, Vorstand des Bildungsdienstleisters Going Public!.
Die Wahl des passenden Schulungspartners ist für Versicherungsvermittler von strategischer Bedeutung, um in der Branche nicht nur auf dem aktuellen Stand zu bleiben, sondern auch langfristig konkurrenzfähig zu sein. Dieser Artikel bietet Ihnen eine vertiefte, praxisnahe Anleitung zur Auswahl eines geeigneten Weiterbildungsanbieters. Grundlage ist die Checkliste "Qualität beruflicher Weiterbildung" des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).
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1. Klärung der Weiterbildungsziele
Bevor Sie einen Schulungspartner auswählen, sollten Sie Ihre Weiterbildungsziele so konkret wie möglich definieren. Fragen Sie sich zum Beispiel: Wo möchte ich, wo soll mein Unternehmen in fünf Jahren stehen? Nur so können Sie sicherstellen, dass die Inhalte und der Anbieter zu Ihren Erwartungen passen. Mögliche Ziele könnten sein:
- Anpassung an Marktveränderungen: Möchten Sie Ihre Kenntnisse erweitern, um besser auf Veränderungen im Markt reagieren zu können?
- Spezialisierung: Planen Sie, sich auf bestimmte Themen oder Zielgruppen zu spezialisieren, beispielsweise im Bereich der Ruhestandsplanung oder komplexer Gewerbeversicherungen?
- Persönliche Entwicklung: Geht es Ihnen darum, neue Geschäftsfelder zu erschließen, Ihr Portfolio zu erweitern oder eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen?
- Wachstum: Möchten Sie mit Ihrem Unternehmen wachsen, Mitarbeiter einstellen oder Vertriebspartner anbinden?
Nur wenn Sie diese Fragen geklärt haben, können Sie eine persönliche Qualifikationsstrategie erstellen und sich dann einen passenden Bildungspartner aussuchen.
2. Analyse der persönlichen Voraussetzungen
Eine ehrliche Selbsteinschätzung Ihrer aktuellen Situation und Qualifikationen ist der nächste Schritt. Dabei sollten folgende Aspekte im Fokus stehen:
- Aktuelle Kenntnisse und Erfahrungen: Wo stehen Sie gerade? Welche beruflichen Abschlüsse und Qualifikationen haben Sie? Welche Themenbereiche sind Ihnen bereits vertraut, und wo gibt es Lücken?
- Fähigkeiten und Potenziale: Welche Stärken möchten Sie weiter ausbauen? Gibt es Schwächen, an denen Sie arbeiten möchten? Welche Themen interessieren Sie besonders und könnten Ihr Profil stärken?
- Rahmenbedingungen: Welche zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten haben Sie für die Weiterbildung? Können Sie die Weiterbildung berufsbegleitend durchführen oder benötigen Sie eine Vollzeitoption?
3. Informationsbeschaffung über Weiterbildungsangebote
Um fundierte Entscheidungen zu treffen, sollten Sie unterschiedliche Informationsquellen nutzen, um sich ein umfassendes Bild über potenzielle Schulungspartner zu machen:
- Online-Recherche: Nutzen Sie Plattformen wie KURSNET der Bundesagentur für Arbeit, Bildungsserver oder spezifische Branchendatenbanken für Versicherungsvermittler, um Anbieter gezielt und systematisch zu vergleichen.
- Bewertungsportale: Nutzen Sie Bewertungsportale wie Google Reviews, ProvenExpert, WhoFinance oder Makler-Empfehlung, um die Erfahrungen anderer Teilnehmer zu prüfen. Diese Portale geben oft einen umfassenden Eindruck über die Stärken und Schwächen des Schulungsanbieters und helfen Ihnen, die Qualität der Weiterbildung objektiv einzuschätzen.
- Erfahrungen aus dem Netzwerk: Tauschen Sie sich mit Kollegen über deren Erfahrungen mit Schulungspartnern aus. Empfehlen Ihre Kollegen Anbieter aus eigener Erfahrung weiter, kann das ein gutes Indiz für die Qualität des Angebots sein.
Eine solide Recherche schafft eine gute Entscheidungsgrundlage und hilft Ihnen dabei, die Qualität und Relevanz der Angebote fundiert einzuschätzen.
4. Bewertung der Qualität des Weiterbildungsanbieters
Folgende Merkmale sind wichtige Kriterien bei der Wahl des Schulungspartners:
- Zertifizierungen und Anerkennung: Hat der Anbieter ein anerkanntes Qualitätsmanagementsystem, z. B. eine Zertifizierung nach LQW (Lernorientierte Qualitätsentwicklung in der Weiterbildung)? Solche Zertifizierungen sind ein Anzeichen für die Qualität des Angebots und die Einhaltung bestimmter Bildungsstandards.
- Dozenten und Lehrmethoden: Sind die Lehrkräfte qualifiziert und erfahren? Haben die Dozenten Praxiserfahrung in der Versicherungs- und Finanzbranche? Werden praxisnahe und moderne Lehrmethoden wie Blended Learning, Web Based Trainings oder interaktive Workshops eingesetzt?
- Transparenz: Gibt es klare Angaben über Lehrinhalte, Lernmethoden und Teilnahmevoraussetzungen? Transparenz bei den Lernzielen und der Methodik zeigt, dass der Anbieter professionell arbeitet.
- Teilnehmerfeedback: Bewertungen und Erfahrungsberichte von Personen, die bereits an den Schulungen teilgenommen haben, sind ein guter Indikator für die Qualität. Achten Sie auf die Bewertungen zur Praxisrelevanz der Inhalte und zur Qualität der Lernmaterialien.
- Erfahrung: Wie lange gibt es diesen Anbieter bereits? Hat er genug Expertise und Erfahrung, um das zugesagte Qualifikationsziel erreichen zu können?
5. Kosten und Fördermöglichkeiten
Die Kosten spielen bei der Auswahl des Schulungspartners eine große Rolle. Achten Sie daher auf folgende Punkte:
- Gesamtkosten: Welche Kosten entstehen für die Teilnahme? Gibt es versteckte Zusatzkosten (z. B. für Lernmaterialien, Prüfungsgebühren oder Reisekosten)?
- Finanzielle Unterstützung: Informieren Sie sich über Fördermöglichkeiten. Es gibt verschiedene Programme wie Bildungsgutscheine der Agentur für Arbeit, Zuschüsse von Kammern oder sogar Förderungen von Bundesländern, die Ihre Weiterbildung finanziell unterstützen können.
- Kosten-Nutzen-Abwägung: Berücksichtigen Sie das Verhältnis von Kosten und Nutzen. Eine hochwertige Weiterbildung kann eine sinnvolle Investition sein, wenn sie Ihnen langfristig bessere berufliche Möglichkeiten eröffnet.
Ein detaillierter Kostenüberblick und eine Analyse der möglichen Förderungen helfen dabei, die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Weiterbildung zu beurteilen.
6. Abschluss und Anerkennung der Weiterbildung
Stellen Sie sicher, dass der Abschluss der Weiterbildung anerkannt ist und Ihnen berufliche Vorteile verschafft:
- Zertifikate und Prüfungen: Ist der Abschluss branchenweit anerkannt? Wird durch die Weiterbildung ein IHK-Zertifikat oder ein anderer anerkannter Abschluss erworben? Solche Zertifikate sind für potenzielle Kunden und Arbeitgeber oft ein Beleg für Ihre Fachkenntnisse.
- Weiterbildungszeiten: Können Inhalte als Weiterbildungszeit nach § 34d GewO bzw. VersVermV ("IDD") oder nach § 34c GewO in Verbindung mit § 12b MaBV anerkannt werden?
- Praxisrelevanz: Ermöglicht die Weiterbildung den direkten Transfer des Erlernten in Ihren Berufsalltag? Achten Sie darauf, dass praxisnahe Fallbeispiele und Übungsphasen integriert sind, damit Sie das Gelernte direkt anwenden können.
Fazit
Die Auswahl des richtigen Schulungspartners erfordert eine gewissenhafte Vorbereitung und eine klare Zielsetzung. Durch die Berücksichtigung der oben genannten Kriterien können Sie sicherstellen, dass die gewählte Weiterbildung Ihre persönlichen und beruflichen Ziele optimal unterstützt. Nutzen Sie alle zur Verfügung stehenden Informationsquellen und vergleichen Sie die Anbieter sorgfältig. Ein guter Schulungspartner wird Ihnen nicht nur theoretisches Wissen vermitteln, sondern auch wertvolle Impulse für Ihre tägliche Arbeit liefern, um langfristig erfolgreich zu sein.
Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Entscheidung bewusst zu treffen, denn die richtige Weiterbildung ist der Schlüssel zu Ihrer beruflichen Weiterentwicklung und Ihrem langfristigen Erfolg in der Versicherungsbranche
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