Rente: 16 Millionen Deutschen droht Rente unter 1.200 Euro
Rund 16 Millionen sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte werden nach 45 Beitragsjahren voraussichtlich nur eine gesetzliche Rente von maximal 1.200 Euro erhalten, selbst wenn sie über den gesamten Zeitraum kontinuierlich Beiträge zahlen.
Etwa 16 Millionen Vollzeitbeschäftigte werden mit ihrem jetzigen Einkommen auch nach 45 Beitragsjahren nur eine gesetzliche Rente von höchstens 1.200 Euro und niedriger erhalten. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der BSW-Chefin Sahra Wagenknecht hervor, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt.
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Als Grundlage für diese Zahlen wurde der aktuelle Stundenlohn herangezogen. Demnach würden aktuell rund 16 Millionen Beschäftigte weniger als 17 Euro brutto in der Stunde. Das sind etwa 39 Prozent aller etwa 40,8 Millionen Beschäftigten. Laut der aktuellen Rentenformel sei jedoch ein Stundenlohn von 17,27 Euro nötig, um auf eine gesetzliche Rente von maximal 1.200 Euro zu kommen. Als Voraussetzung dafür stehen aber 45 Jahre durchgehender Vollzeitarbeit.
Rente: 7,7 Millionen Rentner erhalten durchschnittlich 770 Euro
Über alle Rentenarten gab es im Berichtsjahr 2023 immerhin 18.743.178 Altersrentner. Wer von der Gesetzlichen Rentenversicherung eine Rente wegen Alters ausgezahlt bekam, erhielt im Schnitt 1.102,16 Euro im Monat. Deutlich mehr erhalten jene, die einen Anspruch auf „Altersrente für besonders langjährig Versicherte“ erworben haben: Hierfür müssen die Ruheständler stark vereinfacht 45 Beitragsjahre zur Rentenkasse vorweisen und die Regelaltersgrenze erreicht haben. Das sind immerhin 2.411.721 Ruheständler und damit lediglich 12,8 Prozent aller Altersrentner. Die Altersrente für besonders langjährig Versicherte betrug durchschnittlich 1.574,27 Euro je Monat. Das geht aus Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) hervor, die das Statistikportal der Rentenversicherung veröffentlicht wurden.
"Wenn 16 Millionen Arbeitnehmern laut aktueller Rentenformel eine Rente unter 1.200 Euro droht, dann wird Altersarmut ein noch viel größeres Problem", kritisierte Wagenknecht. Das BSW liebäugelt mit einer Einführung einer gesetzlichen Mindestrente in Höhe von 1.500 Euro nach 40 Versicherungsjahren. Für das Rentensystem im Stil von Österreich müssten jedoch alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen. Einhergehend damit zählten künftig auch Bundestagsabgeordnete und Bundesminister zu den Beitragszahlern.
Das Bundesarbeitsministerium betonte derweil in seiner Antwort, dass die zugrunde liegende Annahme unrealistisch sei - nämlich, dass die Erwerbstätigen über den gesamten Erwerbsverlauf ein unverändertes Lohnverhältnis haben. Es handele sich bei den Zahlen um abstrakte Modellrechnungen. Schließlich müssten auch weitere Einkommen, wie etwa Mieteinnahmen, berücksichtigt werden. Die gesetzliche Rente sei in vielen Fällen nicht das einzige Einkommen eines Haushalts.
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Bei früheren Anfragen zur Rentenhöhe hatte das zuständige Bundesarbeitsministerium wiederholt argumentiert, aus der Rentenhöhe könne nicht auf die Höhe des Einkommens insgesamt geschlossen werden, da die Menschen zum Beispiel zusätzliche Ansprüche aus privater und betrieblicher Altersvorsorge hätten. Hier komme es auf den Haushaltskontext an: Oft seien es Frauen, die nur eine kleine Rente hätten, aber aufgrund des Einkommens ihres Partners eine auskömmliche Gesamtsituation.