Das Analysehaus Morgen & Morgen hat sich erneut der Bedingungsqualität in der Krankheitskostenvollversicherung gewidmet. Dabei stellten die Prüfer aus Hofheim am Taunus unter anderem eine Zunahme der sogenannten „Premiumtarife“ fest. Auffällig sei diese Entwicklung vor allem im Bereich Zahnersatz. Hier seien beispielsweise drei Anbieter mit rund 20 Tarifen vertreten, die einen 100 Prozent Zahnersatz offerierten. „Die neuen PKV-Premiumtarife überbieten sich regelrecht und weitere Tarife werden erwartet. Der Wettbewerb in der PKV-Vollversicherung verlagert sich damit zunehmend in dieses Segment und löst den Fokus auf digitale Gesundheitsanwendungen ab, die inzwischen als Standard gelten“, erklärt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei Morgen & Morgen.

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In der aktuellen Auswertung wurden die Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) von insgesamt 4.025 Tarifkombinationen auf Herz und Nieren geprüft. Dabei seien zwei Berufsgruppen durchleuchtet worden. Es wurde zwischen den Berufsgruppen „Normal“, die allen PKV-Berechtigten zugänglich ist, sowie den individuellen Tarifangeboten für Beamte unterschieden. In der letzten Auswertung wurden die Ärzte noch separat aufgelistet. In der aktuellen Untersuchung zählen Ärzte ebenso wie Selbstständige zur Gruppe der normalen Berufe. In diesem Jahr flossen 60 Leistungsfragen in die Benotung ein.

So mussten Tarife für eine Bewertung mit fünf Sternen beispielsweise folgende Merkmale erfüllen:

  • Die Begrenzung auf das Inlandskostenniveau bei Verlegung des gewöhnlichen Aufenthaltes in einen Mitgliedstaat der EU bzw. des EWR entfällt.
  • Das Versicherungsverhältnis wird bei Verlegung des gewöhnlichen Aufenthaltes in einen Mitgliedstaat der EU bzw. des EWR fortgesetzt.
  • Der Versicherer leistet im ambulanten, stationären sowie im Zahn-Bereich über die Regelhöchstsätze (bis 3,5fach) der Gebührenordnung hinaus.
  • Leistungen für Prothesen, Brücken, Kronen, Inlays und Implantate sind erstattungsfähig.
  • Der Versicherer verzichtet auf die Leistungseinschränkung für ambulante Heilbehandlungen in einem Heilbad oder Kurort nach §5 (1)e) MB/KK.

Für eine Bewertung mit vier Sternen mussten Tarife mindestens folgende Merkmale erfüllen:

  • Der Versicherer erstattet sämtliche Hilfsmittel ohne abschließende Aufzählung. Wenn nicht, welche Hilfsmittel sind erstattungsfähig?
  • Eine ambulante Psychotherapie ist erstattungsfähig – in welchem Umfang?
  • Der Versicherer leistet im ambulanten Bereich über die Regelhöchstsätze (bis 2,3fach) der Gebührenordnung hinaus.
  • Leistungen für ambulante und stationäre Entziehungsmaßnahmen sind erstattungsfähig.
  • Bei stationärer Behandlung im Krankenhaus ist eine bessere Unterbringung (Ein- oder Zweibettzimmer) erstattungsfähig.
  • Bei stationärer Behandlung im Krankenhaus ist der Privatarzt (Chefarzt) erstattungsfähig.
  • Der Versicherer verzichtet auf unübliche Einschränkungen bzw. Klauseln, die nicht zu den ratingrelevanten Sachverhalten gehören.

Nimmt man die Auswertung des Unternehmens aus Hofheim am Taunus zum Maßstab, dann sind im Bereich der PKV-Vollversicherung mehrheitlich "sehr gute" und "ausgezeichnete" Angebote auf dem Markt. Denn stolze 59,3 Prozent oder 2.389 der 4.025 untersuchten Angebote wurden entsprechend positiv beurteilt. Gleich 637 Tarife dürfen sich als Klassenprimus fühlen, da sie mit der Bestnote „Fünf Sterne“ ausgezeichnet wurden. Die PKV-Tarife der Berufsgruppe ‚Normal‘ schneiden mit 2.056 Tarifen in den top Bewertungssegmenten von vier und fünf Sternen sehr gut ab. Auch für Beamte zeigt das Ratingergebnis mit 333 top bewerteten Tarifen ein gutes Bild. Dagegen schneiden in Summe 7,5 Prozent der Tarifkombinationen unterdurchschnittlich ab und erhalten eine „schwache“ oder „sehr schwache“ Bewertung.

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Nur wenige Tarife "sehr schwach" oder "schwach"

In der Berufsgurppe „Normal“ konnte das Ratinghaus in Summe 567 Mal die Höchstbenotung von fünf Sternen vergeben, und das bedeutet ein „ausgezeichnet“. Zu den Anbietern, die sich über diese Bewertung freuen dürfen, zählen die Versicherer Allianz, Axa, Barmenia, BBKK, Gothaer, Hallesche, Inter, LKH, Ottonova, R+V, SDK, Signal Iduna, UKV, Universa und Württembergische.

Weitere 13 Anbieter erhielten eine "sehr gute" Benotung. Zu diesen Unternehmen gehören Alte Oldenburger, Arag, Concordia, Continentale, Debeka, DKV, Generali, Hanse Merkur, Huk-Coburg, LVM, Münchener Verein, Nürnberger und VRK. Im Mittelfeld mit einer "durchschnittlichen" Bewertung platzieren sich 1.086 Tarifkombinationen beziehungsweise 35,6 Prozent der Tarifvarianten. Im unteren Segment wurden 197 Tarife mit 2 Sternen („schwach“) und 67 mit 1 Stern („sehr schwach“) eingestuft.

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Bei den Beamten dürfen sich sechs Anbieter mit 70 Tarifkombinationen über die Spitzenbewertung freuen. Hier können die Versicherer Allianz, Barmenia, DBV, Hallesche, Ottonova, R+V und Universa punkten. Weitere 17 Unternehmen landen auf Rang zwei und werden als "sehr gut" eingestuft. Zu diesen Unternehmen zählen Alte Oldenburger, Arag, BBKK, Concordia, Continentale, Debeka, DKV, Generali, Hanse Merkur, Huk-Coburg, LKH, LVM, Münchener Verein, Nürnberger, Signal Iduna, UKV und VRK.

In der Kategorie Beamte sind 249 Tarifkombinationen nur "durchschnittlich". Das entspricht 40,2 Prozent der Tarifvarianten in diesem Bereich. Während insgesamt 37 Tarife mit zwei Sternen als „schwach“ eingestuft werden, gibt es in unter den Beamten-Angeboten in diesem Jahr keine Tarifkombination mit der niedrigsten Bewertung von einem Stern („sehr schwach“).

Erstmals werden in diesem Jahr die Ergebnisse aller Tarifkombinationen auf der Homepage von Morgen & Morgen veröffentlicht. Bisher konnten hier nur die jeweils besten Tarifkombinationen je Anbieter eingesehen werden. Die restlichen Tarifkombinationen konnten ausschließlich die Vergleichssoftware M&M Office eingesehen werden. „Wir bieten hiermit die höchstmögliche Transparenz für alle Interessenten und nicht nur für die Vermittler, die unsere Software nutzen“, beschreibt Bohrmann die Beweggründe.

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