Pflegeversicherung: Droht Pflegeheim-Eigenanteil von über 4.000 Euro monatlich
Pflegebedürftige, die im Pflegeheim untergebracht sind, müssen sich auf massiv steigende Eigenanteile einstellen. So könnte der durchschnittliche Eigenanteil bereits innerhalb der kommenden fünf Jahre auf 3.812 Euro im Monat steigen.
Bereits heute bedeutet es für pflegebedürftige Menschen und ihre Familien ein hohes Armutsrisiko, wenn sie vollstationär in einem Pflegeheim untergebracht werden müssen. Denn die Kosten für einen Heimplatz lagen Ende 2024 bei durchschnittlich 4.701 Euro. Davon zahlte die Pflegekasse im Durchschnitt 1.470 Euro. Weitere 807 Euro pro Monat wurden durchschnittlich über die, nach Wohndauer gestaffelten, Zuschläge abgedeckt. Durchschnittlich 950 Euro mussten Bewohner selbst für die Pflege zuzahlen, hinzu kamen im Schnitt 977 Euro für Unterkunft und Verpflegung sowie 497 Euro für Investitionskosten. Im Durchschnitt ergibt sich nach Abzug der Zuschläge ein Betrag von 2.424 Euro pro Monat. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor.
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Die finanzielle Belastung ist dabei grundlegend an die Pflegezeit gebunden. Im ersten Pflegejahr müssen im Bundesschnitt 2.968 Euro als Eigenanteil von Heimbewohnern bezahlt werden. Dies ist der Anteil, den nicht die Krankenkasse übernimmt. Um beim Problem steigender Eigenanteile gegenzusteuern, brachte die Bundesregierung im Jahr 2022 das Pflegeentlastungsgesetz auf den Weg. Ein zentrales Element dieser Reform war die Einführung eines Leistungszuschlags, der ausschließlich auf den einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE) angewendet wird. Der Zuschlag staffelt sich nach der Dauer des Aufenthalts im Pflegeheim.
Aktuell werden im ersten Aufenthaltsjahr im Pflegeheim 15 Prozent, im zweiten Jahr 30 Prozent, im dritten Jahr 50 Prozent und im vierten Jahr 75 Prozent bezuschusst (Stand 2024). Dieser Zuschlag entlastet also gezielt den Einrichtungseinheitlichen Eigenanteil, nicht jedoch die weiteren Posten wie Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten, die Pflegebedürftige weiterhin voll tragen müssen. Trotz dieser Entlastung bleiben die Gesamtkosten für Pflegebedürftige weiterhin hoch, da auch alle nicht durch den Zuschlag abgedeckten Kosten weiter steigen.
Pflegeheim-Kosten steigen und damit die Eigenanteile
Zwar bezuschussen die Pflegekassen die reinen Pflegekosten nach Aufenthaltsdauer im Heim mit Entlastungszuschlägen, doch selbst nach 36 Monaten sind noch durchschnittlich 1.913 Euro zu zahlen. Zwar hätten die Zuschläge bei Pflegebedürftigen mit langer Wohndauer für eine deutliche Entlastung gesorgt. „Insgesamt ist der Trend zu immer höheren Eigenanteilen allerdings ungebrochen“, betont David Scheller-Kreinsen, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.
Bei der Höhe der finanziellen Belastungen der Pflegeheim-Bewohner gibt es regional große Unterschiede. Während etwa die Zuzahlungen in Nordrhein-Westfalen bei 2.764 Euro pro Monat lägen, seien es in Sachsen-Anhalt lediglich 1.965 Euro gewesen. Besonders groß sei die Spanne bei den Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Während in Nordrhein-Westfalen dafür 1.234 Euro zu entrichten seien, lägen die Kosten in Sachsen-Anhalt nur bei 774 Euro. Kreisbezogen würde sich die Spanne der pflegebedingten Zuzahlungen von durchschnittlich 616 Euro bis 1.321 Euro je Monat erstrecken.
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Eigenanteil im Pflegeheim könnte deutlich steigen
Doch mit den aktuell hohen Kosten dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. „Trotz der Zuschüsse zur Entlastung und der Dynamisierung der Leistungen steigen die Zuzahlungen für die Pflege im Heim weiter. Das hat unter anderem mit gestiegenen Lohnkosten infolge der Verpflichtung der Einrichtungen zur tariflichen Bezahlung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den inflationsbedingten Tarifsteigerungen zu tun“, erläutert Scheller-Kreinsen. Laut der aktuellen Studie könnte der durchschnittlich zu zahlende Eigenanteil von derzeit 2.424 Euro im Monat bis zum Jahr 2029 auf 3.812 Euro monatlich ansteigen. Hierfür gingen die Studienmacher von einer moderaten Steigerung der Zuzahlungen um zehn Prozent pro Jahr aus. Bei einer jährlichen Teuerungen von fünf Prozent würde Betrag immer nochbei 3.012 Euro im Monat liegen. Im negativen Ausblick mit einem jährlichen Plus von 15 Prozent wären es aber 4.771 Euro im Monat.