Wie plant die Allianz, ihre Versicherungslösungen an die Bedürfnisse autonomer Fahrzeuge anzupassen?

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Die Versicherungsrisiken werden sich von menschlichen Fahrern auf die Technologie verlagern und die Art und Weise verändern, wie Versicherer diese Risiken bewerten und verwalten. Allianz Partners steht an vorderster Front und arbeitet mit OEMs zusammen, um zukünftige Mobilitätskonzepte und entsprechende Versicherungsprodukte zu entwickeln und anzubieten. Es werden nicht mehr nur Sach- und Personenschäden eine Rolle spielen, sondern auch Reiseunterbrechungen aufgrund von Fahrzeugpannen, Geschäftsunterbrechungen oder Notfällen an Bord, die ebenfalls durch eine Versicherung abgedeckt werden könnten.

Das autonome Fahren stellt die Versicherungen vor völlig neue Herausforderungen. Gibt es bereits Modelle oder Prototypen für solche Produkte?

Michael Maicher, Global Partner & Director at Allianz PartnersAllianz Partners hat im Laufe der Jahre eine enge Zusammenarbeit mit Automobilherstellern und Mobilitätsdienstleistern aufgebaut. Im Rahmen dieser engen Zusammenarbeit spielt Allianz Partners bereits heute eine aktive Rolle bei den Mobilitätskonzepten der Zukunft und den entsprechenden Geschäftsmodellen auf globaler Ebene. Das autonome beziehungsweise automatisierte Fahren wird derzeit in insgesamt sechs Kategorien eingeteilt, wobei Fahrzeuge mit einem entsprechenden Assistenzsystem wie Tempomat die Kategorie 0 bilden und ein vollständig autonomes, fahrerloses Auto in die Stufe 5 fällt (siehe Übersicht unten). Die meisten Fahrzeuge haben heute Level 2, derzeit sind nur zwei Automodelle mit Level 3 und hochautomatisiert erhältlich. Level 4-Modelle befinden sich in Pilotprojekten zur Erprobung auf der Straße. Die Allianz versichert zum Beispiel die neue Mercedes S-Klasse (Level 3) und ist aktiv an Level 4-Pilotprojekten beteiligt.

Es stellt sich auch die Frage, ob und wie autonome Fahrzeuge zu einem Anstieg der Versicherungsprämien führen könnten, zum Beispiel durch kostspielige Kontrollmaßnahmen nach Unfällen. Gegenwärtig würden wir keine große Veränderung der Prämien erwarten.

Das autonome Fahren stellt die Frage der Haftung völlig neu. Wer ist im Schadensfall verantwortlich, und wie wirkt sich das auf die Versicherungsprämien aus?

Das autonome Fahren wird die Kfz-Versicherungslandschaft schrittweise verändern, wobei mit dem technologischen Fortschritt neue Risiken entstehen. Die Versicherungsrisiken werden sich von menschlichen Fahrern auf die Technologie verlagern und die Art und Weise verändern, wie die Versicherer diese Risiken bewerten und verwalten.

In dem Maße, wie sich der Sektor weiterentwickelt, müssen auch die Rechtsvorschriften weiterentwickelt werden, um die Regeln für den Datenaustausch, die Unfalluntersuchung und die Haftung zu klären. Die Bestimmung der Haftung wird davon abhängen, ob das Fahrzeug im manuellen oder autonomen Modus unterwegs war. Drei Hauptparteien könnten im Schadensfall zur Verantwortung gezogen werden: der Fahrzeughalter, der Hersteller (Produkthaftung) oder die Softwareentwickler.

Da autonome Technologien immer zuverlässiger werden, könnte die Häufigkeit von Unfällen abnehmen. Einzelne Schäden könnten jedoch aufgrund komplexer Komponenten, wie mit Sensoren ausgestattete Windschutzscheiben, teurer werden. Autonome Fahrzeuge, die nach einem Unfall Daten austauschen, werfen die Frage auf, wie die Versicherer mit Schadensfällen umgehen werden. Bei Unfällen mit nicht-autonomen Verkehrsteilnehmern (z. B. Fußgängern, Radfahrern) müssen die Versicherer die Schadenabwicklung und die Interaktion zwischen Fahrzeug und Mensch überdenken.