Wie Cyberattacken Deutschland und Europa prägen
In Deutschland und Europa nimmt die Bedrohung durch Hackerangriffe, Ransomware-Attacken und Datendiebstahl stetig zu. Die fortschreitende Digitalisierung, menschliches Fehlverhalten und Schwächen in der IT-Sicherheit tragen dabei maßgeblich zu dieser Entwicklung bei, warnt Vincenz Klemm, Geschäftsführer vom Assekuradeur Baobab Insurance.
Ob Unternehmen, Behörden oder Privatpersonen: In Deutschland und Europa steigt seit Jahren die Gefahr, Opfer von Hackerangriffen, Ransomware-Attacken und Datendiebstahl zu werden. So erwarten laut einer Befragung der Agentur der Europäischen Union für Cybersicherheit (ENISA) 90 Prozent der befragten EU-Unternehmen für das Jahr 2025 eine Zunahme von Cyberangriffen.
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Diese Entwicklung liegt unter anderem an der fortschreitenden Digitalisierung, mit der neben Remote- und Hybrid-Arbeitsmodellen auch der Ausbau des Internet of Things und die Migration wichtiger Geschäftsprozesse in die Cloud einhergehen. So wurden Cloud-Services im Jahr 2024 mit 34 Prozent deutlich häufiger angegriffen als in den Vorjahren. Aber auch Themen wie die Automatisierung und neue technologische Entwicklungen wie die generative KI verändern die Intensität, Komplexität und Häufigkeit von Cyberangriffen.
Neben diesen äußeren Faktoren sind menschliches Fehlverhalten und Schwächen in der IT-Sicherheit ebenfalls Gründe für die steigende Anzahl von Cyberangriffen. So nutzen Angreifer menschliche Schwächen wie Unachtsamkeit und mangelndes Sicherheitsbewusstsein aus, um sich Zugang zu sensiblen Daten zu verschaffen. Hinzukommen veraltete Software, unzureichend gepatchte Systeme und schwache Passwörter, die Unternehmen anfällig machen. Eine immer komplexere und vernetztere IT-Landschaft erschwert es ihnen zudem, einheitliche Sicherheitsstandards umzusetzen.
Steigende Cyberangriffe belasten vor allem KMUs
Für Deutschland und Europa hat die wachsende Anzahl von Cyberattacken weitreichende Folgen: Wird z. B. ein Unternehmen Ziel eines Angriffs, muss es mit erheblichen direkten Kosten rechnen, die durch Betriebsunterbrechungen, Lösegeldforderungen, Datenwiederherstellung und IT-Forensik entstehen. Dabei zeichnet sich ein Anstieg der entsprechenden Aufwendungen ab. Allein in Deutschland sind die Ausgaben infolge von Cybervorfällen laut Bundesamt für Verfassungsschutz im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um 29 Prozent angestiegen und haben damit den bisherigen Höchststand von 223,5 Mrd. Euro aus dem Jahr 2021 übertroffen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sind gemäß ENISA besonders von Ransomware-Angriffen, gestohlenen Laptops, Phishing-Angriffen und CEO-Betrug betroffen. Grund hierfür ist, dass sie oft über weniger IT-Sicherheitsmaßnahmen als beispielsweise große Organisationen verfügen.
DDoS-Angriffe legen Systeme und Netzwerke lahm
Auch die sicherheitstechnischen Folgen von Cyberangriffen sind weitreichend: So können Angreifer sensible, personenbezogene Informationen, Geschäftsgeheimnisse oder geistiges Eigentum stehlen oder manipulieren. Dies zieht nicht nur rechtliche Konsequenzen nach sich, sondern kann auch die Integrität betroffener Systeme und Daten nachhaltig beeinträchtigen.
Darüber hinaus führen Cyberangriffe oft zu schwerwiegenden Betriebsunterbrechungen. Insbesondere durch Ransomware-Attacken oder Distributed-Denial-of-Service (DDoS)-Angriffe können Systeme und Netzwerke lahmgelegt werden, was zur vorübergehenden oder sogar langfristigen Unzugänglichkeit von Dienstleistungen führt. In der EU ist diese Art von Angriffen mit 41,1 Prozent die am häufigsten auftretende digitale Bedrohungsform.
In einigen Fällen zielen Cyberattacken sogar darauf ab, Infrastruktur gezielt zu zerstören, was den Wiederherstellungsprozess enorm erschwert und zusätzliche Ressourcen bindet.
Stetige Investitionen in IT-Sicherheit nötig
Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass Cyberangriffe oft unbekannte Softwareschwachstellen aufdecken und ausnutzen, etwa wie die Pegasus-Software, die immer wieder heimlich auf Mobilfunkgeräten von Journalisten, Aktivisten und Politikern installiert wird. Solche Schwachstellen können auch nach einem Angriff bestehen bleiben, sodass eine erneute Attacke möglich ist, sofern sie nicht rechtzeitig geschlossen werden. Die Gefahr besteht zudem darin, dass erfolgreiche Angriffe weiteren potenziellen Angreifern zeigen, wo die Sicherheitslücken eines Systems liegen.
Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist der Vertrauensverlust durch Partner, Kunden und Verbraucher infolge eines Datendiebstahls oder eines anderen IT-Angriffs. Sind Infrastrukturen wie Stromnetze, Verkehrssysteme oder Gesundheitsdienste betroffen, können Cyberangriffe sogar lebensbedrohliche Konsequenzen haben. Dies zeigt ein Hackerangriff auf das Universitätsklinikum Düsseldorf im Jahr 2020, in dessen Folge eine Patientin verstarb.
Weil Cyberangriffe in Deutschland und Europa eine wachsende Gefahr darstellen, müssen Unternehmen, aber kritische Infrastruktur und öffentliche Einrichtungen, kontinuierlich in neue Sicherheitslösungen investieren. Deutsche Unternehmen sind hier bereits auf dem richtigen Weg, zeigen Zahlen vom Bitkom: 2024 stiegen die entsprechenden Ausgaben für IT-Sicherheit um 13,8 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro. Damit ist der deutsche IT-Sicherheitsmarkt auch im internationalen Vergleich besonders stark gewachsen.
Cyberversicherung unterstützt bei Präventivmaßnahmen
Wesentlicher Bestandteil einer umfassenden IT-Sicherheitsstrategie sollte für deutsche Unternehmen in jedem Fall auch die passende Cyberversicherung sein. Denn allein auf Firewalls, Antivirensoftware oder Verschlüsselung zu setzen, reicht heute nicht mehr aus. Sie sichert den Versicherungsnehmer finanziell ab, indem sie die Kosten deckt, die durch Datenverluste, Betriebsunterbrechungen oder rechtliche Ansprüche entstehen. Dazu gehören unter anderem die Aufwendungen für IT-Forensik, Wiederherstellungsmaßnahmen und mögliche Lösegeldzahlungen bei Ransomware-Attacken. Gleichzeitig schützt sie vor den wirtschaftlichen Folgen, die durch Reputationsverluste und entgangene Umsätze entstehen können.
Moderne Cyberversicherungen wie Baobab gehen zudem weit über eine reine Kostenübernahme hinaus: Sie integrieren präventive Maßnahmen, die dem Versicherungsnehmer helfen, die individuelle Sicherheitslage zu verbessern. Dazu gehören z. B. regelmäßige Risikoanalysen, KI-basierte Angriffsoberflächen-Scans und Vorlagen für Notfallpläne, den sogenannten Incident-Response-Pläne. Diese proaktiven Elemente ermöglichen Schwachstellen frühzeitig zu identifizieren und zu beheben, bevor sie von Angreifern ausgenutzt werden können.
Ein weiterer Vorteil einer Cyberversicherung liegt in der Unterstützung während und nach einem Angriff. Versicherer stellen oft spezialisierte Krisenteams zur Verfügung, die Unternehmen durch die schwierigen Phasen eines Cybervorfalls leiten – von der Eindämmung des Schadens bis zur Wiederherstellung des Betriebs. Diese Expertise ist gerade für KMU ohne eigene IT-Sicherheitsabteilungen von unschätzbarem Wert.
Schutzschild in der digitalen Welt
Vor dem Hintergrund, dass Cyberangriffe in Deutschland und Europa immer raffinierter und gefährlicher werden, sind Präventivmaßnahmen einschließlich einer Cyberversicherung unverzichtbar. Letztere hilft Unternehmen, Risiken besser zu managen, Sicherheitslücken zu schließen und im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben – ein entscheidender Vorteil in der heutigen digitalen Wirtschaft.