Die Lebenserwartung in Deutschland hat sich seit den ersten Sterbetafeln im 19. Jahrhundert mehr als verdoppelt. Laut Daten des Statistischen Bundesamts ist der langfristige Trend eines kontinuierlichen Anstiegs trotz der Verlangsamung in den letzten Jahren weiterhin deutlich erkennbar. Gleichzeitig werfen die demografischen Entwicklungen Fragen zur Stabilität der Sozialsysteme und zur Versorgung pflegebedürftiger Menschen auf.

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Lebenserwartung mehr als verdoppelt

Zu Beginn der ersten Erhebungen im Zeitraum 1871/1881 lag die Lebenserwartung im damaligen Reichsgebiet bei Geburt für Männer bei 35,6 Jahren und für Frauen bei 38,5 Jahren. Seit den 1990er-Jahren ist die durchschnittliche Lebenserwartung um knapp sechs Jahre bei Männern und gut vier Jahre bei Frauen gestiegen. Während sie 1991/1993 bei 72,5 Jahren für Männer und 79 Jahren für Frauen lag, beträgt sie laut der Sterbetafel 2021/2023 bei Männern 78,2 Jahre bzw. 83,0 Jahre bei Frauen.

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Der Anstieg der Lebenserwartung in den vergangenen 150 Jahren lässt sich auf die starke Verringerung der Säuglingssterblichkeit sowie auf Fortschritte in der medizinischen Versorgung, Hygiene, Ernährung und Wohnsituation sowie verbesserte Arbeitsbedingungen und gestiegenen materiellen Wohlstand zurückführen.

Prognosen erwarten, dass die Lebenserwartung bei Geburt bis 2070 um vier bis acht Jahre für Männer und drei bis sieben Jahre für Frauen ansteigen wird. Damit würden Männer bis zu 96 Jahre und Frauen bis zu 100 Jahre alt. Diese Entwicklung wird durch Fortschritte in der Medizin, einen Rückgang des Tabak- und Alkoholkonsums sowie verbesserte Lebensumstände begünstigt.

Fernere Lebenserwartung

Auch bei der ferneren Lebenserwartung, der verbleibenden Lebenszeit ab einem bestimmten Alter, gab es in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung: Während kurz nach der Wende (1990/1992) ein 65 Jahre alter Mann noch eine fernere Lebenserwartung von 3,18 Jahren und eine gleichaltrige Frau von 2,69 Jahren hatte, lag der Wert laut der Sterbetafel 2020/2022 bei Männern bei 17,6 Jahren und bei Frauen bei 20,9 Jahren.

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Auswirkungen auf Sozialsysteme und Pflege

Bis Ende der 2030er-Jahre wird der Großteil der Mitte der 1950er- bis Ende der 1960er Geborenen das Rentenalter erreicht haben, was zu einem erheblichen Arbeitskräftemangel führen dürfte. Gleichzeitig wird dies die Sozialsysteme vor immense Herausforderungen stellen.

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Die Zahl der über 80-Jährigen wird laut Prognosen des Neunten Altersbericht der Bundesregierung zufolge von derzeit etwa 6 Millionen auf 8 bis 10 Millionen im Jahr 2050 ansteigen. Da der Anteil pflegebedürftiger Menschen in dieser Altersgruppe besonders hoch ist, wird ein deutlich wachsender Bedarf an Pflegeleistungen sowohl in häuslicher Betreuung als auch in Pflegeeinrichtungen erwartet. Bis zum Jahr 2055 wird die Gesamtzahl pflegebedürftiger Menschen voraussichtlich auf 7,6 Millionen ansteigen, so die Autoren des Berichts.