Die Versicherungsbranche steht 2025 vor einem komplexen Mix aus wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Eine sich verschärfende Klimakrise diktiert neue Rahmenbedingungen und veränderte Ansprüche der Gesellschaft an Sicherheit und Flexibilität sowie technologische Innovationen wie Big Data und KI beeinflussen den Markt nachhaltig. Gleichzeitig bremsen traditionelle Strukturen und immer stärkerer Regulierungsdruck häufig noch den Fortschritt. Die zentrale Frage lautet daher: Ist die Versicherungsbranche bereits flexibel genug, um auf diese neuen Realitäten entsprechend einzugehen und modernen Lebenswirklichkeiten gerecht werden?

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Benedikt Grass ist Chief Commercial Officer und Chief Marketing Officer der Auslandskrankenversicherung PassportCard.

Ausgangslage: Ein Markt im Umbruch

Die Lebenswirklichkeiten der Menschen haben sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Flexiblere Arbeitsmodelle, die Entwicklung digitaler Technologien und eine Pandemie haben die Anforderungen an Versicherungen völlig neu definiert. Gleichzeitig belasten geopolitische Unsicherheiten, die deutlich erkennbaren Klimaveränderungen und die Inflation die wirtschaftliche Stabilität.

Der Versicherungsmarkt reagiert zwar, jedoch nicht schnell genug und vor allem lückenhaft. Diese Lücken gilt es jetzt zu schließen. Viele Anbieter stehen vor der Herausforderung, traditionelle Strukturen nachhaltig zu modernisieren, ohne dabei Kernwerte und die notwendige Risikostabilität zu verlieren.

Politische und regulatorische Entwicklungen: Welche neuen Spielregeln beeinflussen den Versicherungsmarkt 2025

IDD und Transparenzanforderungen

Die Insurance Distribution Directive (IDD) wurde 2025 erneut verschärft, um den Verbraucherschutz zu stärken. Insbesondere Transparenz und Beratungskompetenz stehen im Fokus. Während dies für Verbraucher viele Vorteile bringt, bedeuten die gestiegenen Anforderungen einen erheblichen administrativen und finanziellen Aufwand für Vermittler und Versicherer.

Nachhaltigkeitsregularien

Klimaschutz ist eines der zentralen Themen, das auch die Versicherungswirtschaft in Zukunft verändern wird. Versicherer müssen zunehmend ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in ihre Investment- und Produktstrategien integrieren. In Europa verpflichten neue Richtlinien die Branche zudem zur Offenlegung von Klimarisiken und zur Anpassung ihrer Risikomodelle.

Datenschutz und Digitalisierung

Die ePrivacy-Verordnung, die den Schutz elektronischer Kommunikation regelt, tritt ebenfalls 2025 in Kraft und erweiterte die Anforderungen der DSGVO. Für Versicherer bedeutet dies, dass sie bei der Nutzung digitaler Kanäle deutlich striktere Auflagen einhalten müssen. Gleichzeitig wird der Einsatz von KI-gestützten Tools durch regulative Unsicherheiten vorerst ausgebremst.

Wirtschaftliche Entwicklungen: Gegenwind durch Inflation und Unsicherheiten

Die globalen Energiepreise bleiben auch 2025 volatil, was natürlich erhebliche Auswirkungen auf die Haushaltsbudgets und Investitionsentscheidungen von Unternehmen und Endkunden hat. Eine hohe Inflation reduziert die Kaufkraft der Verbraucher, wodurch Versicherungen im Bereich der privaten Vorsorge oder Zusatzleistungen oft als mehr oder weniger verzichtbar eingestuft werden.

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Die Versicherer reagieren aktuell mit immer flexibleren Zahlungsmodellen und sogenannten Mikroversicherungen auf diese Entwicklung. Diese Ansätze zeigen zwar erste Erfolge, trotzdem stoßen sie an Grenzen, da die Margen durch gestiegene Schadensaufwendungen bereits unter Druck stehen.

Wie gut ist die Branche auf die neuen Herausforderungen vorbereitet?

Die Flexibilität in Lebens- und vor allem in Arbeitsmodellen ist ein Thema, welches die letzten Jahre stark an Bedeutung gewonnen hat. Gleichzeitig stellt es eine der größten Herausforderung für Versicherer dar. Remote-Arbeit, Workation und Solo-Selbständigkeit sind im Jahr 2025 keine Randphänomene mehr. Versicherungen müssten sich daher an diese flexiblen Arbeitsmodelle anpassen. Krankenversicherungen oder auch Berufsunfähigkeitsversicherungen, die sich bisher primär an Arbeitnehmer im klassischen Angestelltenverhältnis richteten, bleiben derzeit häufig hinter den Anforderungen der Zielgruppe zurück. Vor allem das Thema Auslandskrankenversicherung und Schutz für globale Lebensmodelle gewinnt durch die zunehmende Globalisierung und die wachsende Zahl von Menschen, die längere Zeit im Ausland leben oder arbeiten, weiter an Bedeutung.

Expats, digitale Nomaden und Langzeitreisende sind heute mehr denn je auf umfassende Versicherungen angewiesen, um eine lückenlose medizinische Versorgung auch außerhalb ihres Heimatlandes sicherzustellen. Die Branche hat im Allgemeinen zwar reagiert, oft fehlen jedoch transparente Informationen über Leistungen und Bedingungen beim Auslandskrankenschutz. Auch erschwert die regulatorische Vielfalt in verschiedenen Ländern derzeit eine standardisierte Absicherung. Hier besteht auch auf EU und Internationaler Ebene noch erhebliches Verbesserungspotenzial. Junge, innovative Versicherer wie z.B. Passportcard stellen diese Themen daher aktuell ganz besonders in den Fokus.

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Neben der gestiegenen Flexibilität bei Lebens- und Arbeitsmodellen stellt auch das Thema Gesundheit und Altersvorsorge einer alternden Gesellschaft eine Herausforderung dar. Die Nachfrage nach privaten Pflege- und Gesundheitsversicherungen steigt stetig, der Markt hinkt jedoch der Nachfrage noch hinterher. Gleichzeitig treiben Reformen in staatlichen Rentensystemen die Menschen vermehrt in private Vorsorgemodelle, die jedoch aufgrund der Komplexität oft kritisch betrachtet werden und für viele derzeit noch keine optimale Lösung bieten.

Innovation und Chancen: Der Markt kann sich durchaus neu erfinden

Die Analyse von Big Data bietet enorme Potenziale, um Versicherungen künftig individueller, effizienter und damit besser zu gestalten. Usage-based-Insurance-Modelle (z. B. Pay-per-Mile bei Autoversicherungen) und dynamische Policen, die sich individuell an den Lebensstil der Kunden anpassen, gewinnen immer mehr an Bedeutung. Während regulatorische Unsicherheiten beim Thema Künstlicher Intelligenz aktuell noch bremsen, treiben viele Versicherer ihren Einsatz weiter voran, so auch PassportCard. Automatisierte Prozesse beschleunigen die Schadensbearbeitung und verbessern die Prädiktionsfähigkeit deutlich. Kunden profitieren dabei von einer effizienteren Abwicklung, verbesserter Serviceerfahrung und leichterem Zugang zu Informationen. Allerdings sollten Versicherer bei allen Vorteilen der KI, nicht den Fehler machen und eine menschliche Komponente aus den Augen verlieren. Gerade im Bereich Kranken- und Auslandskrankenversicherung wird klar, KI kann zwar vieles beschleunigen und verbessern, eine persönliche, menschliche Betreuung in z.B. gesundheitlichen Notsituationen kann sie jedoch nicht ersetzen. Daher achtet PassportCard z.B. beim Einsatz von KI immer darauf, wo und wann Kunden nach einem persönlichen, menschlichen Ansprechpartner zur Unterstützung benötigt.

Fazit: Licht und Schatten für den Versicherungsmarkt 2025

Die Versicherungsbranche 2025 steht an einem Scheideweg. Einerseits gibt es erhebliche Fortschritte bei der Anpassung an neue Lebenswirklichkeiten und Technologien. Andererseits erschweren regulatorische Auflagen, wirtschaftliche Unsicherheiten und neue Risikofelder eine schnelle Transformation. Unternehmen, die ihre Strukturen agiler gestalten, sich konsequent auf die Bedürfnisse der Kunden ausrichten und regulatorische Anforderungen mehr als Chance begreifen, werden höchstwahrscheinlich zu den Gewinnern gehören. Der Markt ist allgemein bereit, sich weiterzuentwickeln – die Richtung wird jedoch von den Akteuren bestimmt, die Mut zur Innovation mitbringen. Es sind nicht mehr die großen Versicherungsunternehmen, die die kleinen verdrängen, es sind die schnellen und agilen Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein werden.

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