Die Allianz hat die dritte Ausgabe ihres „Global Pension Report“ veröffentlicht, in dem sie 71 Rentensysteme weltweit untersucht. Grundlage der Analyse ist der firmeneigene „Allianz Pension Index“ (API), der sich auf drei Säulen stützt: die demografische und fiskalische Situation, sowie die Nachhaltigkeit (z. B. Finanzierungs- und Beitragsdauern) und Angemessenheit (z. B. Versorgungsniveau und Abdeckung) der Rentensysteme. Insgesamt fließen 40 Parameter ein, die von 1 (kein Reformbedarf) bis 7 (akuter Reformbedarf) bewertet werden.

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Der aktuelle „Global Pension Report“ der Allianz zeigt: Die globalen Rentensysteme müssen stärker reformiert werden, um den demografischen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte standzuhalten. Bis 2050 wird sich die Zahl der über 65-Jährigen laut UN-Vorhersagen weltweit fast verdoppeln, während der Anteil der arbeitenden Bevölkerung aufgrund von niedrigen Geburtenraten langsamer wächst - was den Reformbedarf erheblich steigert. Das Hauptproblem: Die derzeitigen umlagefinanzierten Rentensysteme, bei denen die Beiträge der arbeitenden Bevölkerung die Renten der Ruheständler finanzieren, sind langfristig nicht tragfähig.

Rentensysteme weltweit unter Reformdruck

Der durchschnittliche Wert aller analysierten Rentensysteme beträgt 3,7 und signalisiert weiterhin einen hohen Druck zur Reform. Seit dem letzten Bericht 2023, als der Wert bei 3,6 lag, gab es zwar Entwicklungen – jedoch laut Allianz nicht immer in die richtige Richtung. Als positiv hebt der Bericht hervor, dass immer mehr Länder ihre Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung koppeln. Dennoch wählen viele Staaten weiterhin eher eine Erhöhung der Rentenniveaus anstelle von Maßnahmen zur langfristigen finanziellen Stabilität.

Besonders erfolgreich sind Länder, die auf eine Kombination aus Umlagesystemen und kapitalgedeckten Säulen setzen. Länder wie Dänemark, die Niederlande und Neuseeland bieten bereits heute hohe Rentenniveaus, indem sie betriebliche und private Vorsorge stärker fördern. Länder mit hohem Reformdruck – darunter auch Deutschland – könnten laut Bericht von diesen Modellen profitieren.

Die besten und schwächsten Rentensysteme

Dänemark führt den Index mit einem Gesamtwert von 2,3 an. Dort spielen kapitalgedeckte Elemente und flexible Übergänge in den Ruhestand eine große Rolle. Auch die Niederlande und Schweden zählen zu den Ländern mit den geringsten Reformbedarfen. Auch Japan, das auf ein höheres Rentenalter setzt, gehört zur Gruppe der besser bewerteten Länder. Dort sind bereits heute ein Drittel der 65- bis 70-Jährigen noch erwerbstätig, und das Renteneintrittsalter soll auf 70 Jahre steigen.

Im Gegensatz dazu stehen viele Länder mit dringendem Reformbedarf, darunter Schwellenländer wie Malaysia, Kolumbien und Nigeria. Dort ist das Hauptproblem nicht das Rentensystem selbst, sondern die geringe Reichweite. Große Teile der Bevölkerung sind informell beschäftigt und haben keinen Zugang zur Altersvorsorge. In Europa befinden sich Länder wie Deutschland, Frankreich und Italien unter den Staaten mit hohem Handlungsbedarf. Ihre Rentensysteme sind stark umlagefinanziert und reagieren bisher nur zögerlich auf die alternden Gesellschaften.

Migration verliert langfristig an Wirkung

In den letzten Jahren hat Migration dazu beigetragen, den demografischen Wandel in Deutschland abzufedern. Fast 90 % der 1,6 Millionen neuen sozialversicherungspflichtigen Jobs in Deutschland wurden in den letzten fünf Jahren von Migrantinnen und Migranten besetzt. Doch auf diese Entwicklung kann sich Deutschland laut Bericht in Zukunft nicht mehr verlassen. So sinke in den Hauptherkunftsländern die Zahl der ausreisewilligen Personen, und auch die Attraktivität Deutschlands als Zuwanderungsland könne abnehmen. Deshalb sei es laut der Allianz essenziell, das bestehende Potenzial im Inland besser zu nutzen, etwa durch die verstärkte Integration von Teilzeitkräften und älteren Beschäftigten in den Arbeitsmarkt.

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Die Rentenlücke ist überbrückbar

Laut Allianz beträgt die Rentensparlücke der jüngeren Generationen in der Eurozone jährlich rund 350 Milliarden Euro. Trotz dieser hohen Summe sei die Lücke schließbar, wenn die Sparquote um ein Viertel steigen würde. Besonders die Generation X müsse vermehrt sparen, um den gewünschten Lebensstandard im Alter zu sichern. Doch allein mit der Erhöhung der Sparleistung sei es nicht getan. Wichtig sei, die private Altersvorsorge und die Entwicklung der Kapitalmärkte zusammenzudenken. Die Allianz betont, dass Rentenersparnisse gewinnbringend in Wachstum und Innovation investiert werden müssen, um den demografischen und klimatischen Herausforderungen zu begegnen. In diesem Bereich gebe es in Europa noch erheblichen Nachholbedarf.