Die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BaFin) stellt in ihrem aktuellen Bericht zum vierten Mal die Risiken in den Vordergrund, die 2025 die größten Auswirkungen auf die Finanzstabilität oder die Integrität der Finanzmärkte haben könnten. Daneben definierte die Behörde auch drei wesentliche Zukunftstrends für die Branche:

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Sechs Hauptrisiken:

  • Risiken aus Korrekturen an den Immobilienmärkten (gleichbleibend)
  • Risiken aus signifikanten Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten (gleichbleibend)
  • Risiken aus dem Ausfall von Unternehmenskrediten (steigend)
  • Risiken aus Cyber-Vorfällen mit gravierenden Auswirkungen (steigend)
  • Risiken aus unzureichender Geldwäscheprävention (gleichbleibend)
  • Risiken aus Konzentrationen bei der Auslagerung von IT-Dienstleistungen (steigend)

Drei bedeutende Trends:

  • Digitalisierung
  • Nachhaltigkeit
  • Geopolitische Umbrüche

Verglichen mit dem letzten Bericht aus dem Jahr 2023 sieht die BaFin Zinsänderungsrisiken nicht mehr als Risiko an. Angesichts des aktuellen Zinsniveaus zu Beginn des Jahres 2025 und der Inflationsentwicklung hält die BaFin einen plötzlichen Zinsanstieg für weniger wahrscheinlich.

Gewerbeimmobilien: Risiken bleiben beherrschbar

Versicherer haben ihr Engagement im Gewerbeimmobilienbereich leicht ausgebaut, vor allem durch Investitionen in Immobilienfonds. Im zweiten Quartal 2024 belief sich das Gesamtexposure auf 164 Milliarden Euro, etwa 8 % der Kapitalanlagen unter Solvency II. Trotz einer 7-prozentigen Abwertung gewerblicher Immobilien und einem Rückgang der Immobilienprojektfinanzierungen um 11,5 % sieht die BaFin das Risiko als überschaubar. Die regulatorischen Anforderungen und eine breite Diversifikation wirken stabilisierend.

Im Jahr 2025 plant die BaFin vertiefte Einzelanalysen bei Unternehmen mit hohen alternativen Kapitalanlagen wie Immobilien, um potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und das Risikomanagement zu überprüfen.

Korrekturen an den Finanzmärkten: Geringe Aktienexponierung schützt Versicherer

Trotz volatiler Phasen blieben die internationalen Finanzmärkte 2024 stabil. Für 2025 könnten jedoch geopolitische Spannungen, hohe Staatsschulden und wirtschaftliche Unsicherheiten zu Korrekturen führen. Versicherer und Banken sind dank ihrer geringen Aktienexponierung relativ gut geschützt. Zum 30. Juni 2024 lag der Aktienanteil bei Versicherern bei nur 4 % des Gesamtanlagebestands.

Die BaFin plant eine Weiterentwicklung der Solvency-II-Prognosemodelle, um unterjährige Kapitalmarktveränderungen besser auf mögliche Auswirkungen auf Lebensversicherer analysieren zu können.

Notleidende Unternehmenskredite: Private-Debt-Investitionen unter Beobachtung

Angesichts der schwachen Konjunktur – 2023 und 2024 verzeichnete die deutsche Wirtschaft ein Minus – erwartet die BaFin einen Anstieg notleidender Kredite. Auch Versicherer sind betroffen, da sie in Private-Debt-Fonds investieren, die Fremdkapital für Unternehmen bereitstellen. Ende 2023 machten solche Investments 4,2 % der Kapitalanlagen der Versicherer aus.

Die BaFin wird 2025 gezielte Prüfungen zum Risikomanagement dieser alternativen Kapitalanlagen durchführen. Dabei soll überprüft werden, ob die Versicherer die Geschäftsmodelle der finanzierten Unternehmen ausreichend verstehen und ob der Grundsatz der unternehmerischen Vorsicht eingehalten wird.

Cyber-Risiken: Neue Bedrohungen durch KI und Quantencomputing

Die Bedrohungslage im Bereich Cyber-Security hat sich 2024 auf ein Rekordniveau verschärft. Besonders gefährlich sind Angriffe auf IT-Dienstleister, Cloud-Umgebungen und durch KI optimierte Attacken. Auch Quantencomputer könnten in Zukunft klassische Verschlüsselungstechnologien überwinden.

Mit der Einführung des Digital Operational Resilience Act (DORA) im Januar 2025 wird die BaFin mehr Sicherheitsvorfälle registrieren und die Reaktionsfähigkeit auf neue Bedrohungen verbessern. Geplant sind auch verstärkte Krisenübungen und die Kontrolle bedrohungsgeleiteter Penetrationstests.

Klimarisiken: Auswirkungen auf Banken und Versicherer wachsen

Der Klimawandel wirkt über physische Risiken wie Extremwetterereignisse und transitorische Risiken durch Marktveränderungen auf die Finanzbranche ein. Besonders die Bewertung von Immobilien könnte durch strengere klimapolitische Anforderungen unter Druck geraten.

Banken konzentrieren sich zunehmend auf die Integration von Klimarisiken in ihre Kreditvergabe, sehen aber noch keinen signifikanten Einfluss auf ihre wesentlichen Risiken. Versicherer legen ihren Fokus auf physische Risiken, die bereits zu steigenden Schadenaufwendungen führen.

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Die BaFin fordert eine intensivere Auseinandersetzung mit physischen Klimarisiken und betont, dass kurzfristig hohe Kosten für Banken und Versicherer entstehen könnten. Die Zusammenarbeit zwischen Banken, Versicherern und Rückversicherern erfordere klare Verantwortlichkeiten, da die Risiken oft weitergegeben würden und schwer nachzuvollziehen sei, wer letztlich haftet.