Kfz-Versicherung: Beitragssteigerungen betrifft fast alle Autobesitzer
Die Kfz-Versicherer haben das zweite Jahr in Folge ihre Beiträge erhöht. Eine Umfrage des Vergleichsportals Verivox zeigt, dass 86 Prozent der deutschen Autobesitzer von der jüngsten Preisrunde betroffen sind.
Die deutschen Kfz-Versicherer haben schon über Jahre Probleme ausreichend zu wirtschaften. Anhaltend hohe Preise für Ersatzteile und gestiegene Werkstattkosten belasten weiterhin die Bilanzen. Das zeigen beispielsweise Daten aus dem Branchenmonitor Kfz-Versicherung. Demnach hatte im Jahr 2022 knapp die Hälfte der Versicherer eine Combined Ratio (CR) von über 100 Prozent und war damit im roten Bereich. Im Jahr darauf wurde ein deutlich düstereres Bild publik. Denn anno 2023 konnte kein einziges Unternehmen kostendeckend arbeiten. Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote kletterte von 102,55 Prozent auf alarmierende 112,24 Prozent – ein Rekordhoch in der jüngeren Branchengeschichte. Damit schreiben aktuell alle Versicherer rote Zahlen.
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Resultierend daraus entwickelten sich auch die Beiträge. So waren diese im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 21 Prozent angestiegen. Ähnlich dramatisch hatte Vergleichsportals Verivox die Anhebungen für das aktuelle Jahr skizziert. Um 24 Prozent höher sollten die Beiträge für die Autoversicherung ausfallen als im Vorjahr.
Da kommt es nicht überraschend, dass immer mehr Versicherte ihren Schutz prüfen und wechseln. Folglich hat die Wechselaktivität im Kfz-Versicherungsmarkt im Jahresendgeschäft 2024 einen deutlichen Anstieg erlebt. Das zeigt die Marktuntersuchung „Wechselaktivität bei Kfz-Versicherungen im Jahresendgeschäft 2024“ der Sirius Campus GmbH. Demnach wechselten 2,9 Millionen Versicherungsnehmer ihren Anbieter, was zu insgesamt rund 3,2 Millionen Vertragswechseln führte – ein Plus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit durchschnittlichen Jahresbeiträgen von 720 Euro wurden rund 2,3 Milliarden Euro an Beiträgen bewegt. 70 Prozent der Versicherungswechsler hätten durchschnittlich 125 Euro eingespart, indem sie zu einem neuen Anbieter wechselten.
Kfz-Versicherung für fast alle deutschen Autobesitzer teurer
Um ihre Verluste auszugleichen, erhöhen die Versicherungen die Beiträge. Laut Verivox-Umfrage gaben 66 Prozent der befragten Autobesitzer an, mit ihrer letzten Rechnung eine Prämienerhöhung erhalten zu haben. Für weitere 20 Prozent blieb der Beitrag stabil, was als indirekte Erhöhung gilt, da keiner der Befragten in den vergangenen 12 Monaten einen Schaden regulieren ließ. Der Schadenfreiheitsrabatt hätte also steigen und die Beiträge sinken müssen.
Besonders häufig wurden Preissteigerungen bei der Vollkaskoversicherung umgesetzt. 70 Prozent der Autofahrer mit Vollkasko-Versicherung erhielten eine Prämienerhöhung, während für weitere 18 Prozent der Beitrag gleichblieb. Bei den Haftpflichtversicherten haben 52 Prozent eine Preiserhöhung festgestellt.
Besonders hoch sind die Beitragssteigerungen für Fahranfänger. Bei der Kfz-Versicherung werden sie doppelt belastet: Sie haben noch keinen Schadenfreiheitsrabatt und Versicherungen verlangen aufgrund des höheren Unfallrisikos einen Aufschlag. Normalerweise sinken die Beiträge in den ersten Jahren der Fahrerkarriere stark. Laut Verivox-Umfrage stieg die Prämie jedoch auch für 55 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, während für 27 Prozent der Beitrag unverändert blieb.
Langzeit-Kunden haben ihren Versicherern schon einige Beitragseinnahmen beschert. Dennoch unterscheiden Assekuranzen bei der Zuteilung höherer Prämien nicht zwischen treuen und neuen Kunden. Unter den Befragten, die über 10 Jahre bei derselben Gesellschaft versichert sind, sind 83 Prozent von den Beitragssteigerungen betroffen. Bei den Autofahrern, die etwa ein Jahr bei derselben Gesellschaft versichert sind, sind es mit 82 Prozent etwa genauso viele.
Die meisten Autofahrer akzeptieren die höheren Beiträge. 77 Prozent gaben an, den höheren Beitrag gezahlt zu haben. Autofahrer haben mehrere Möglichkeiten, Beitragssteigerungen entgegenzuwirken. Neben einem Wechsel zu einer günstigeren Versicherung können sie auch in einen anderen Tarif ihres derzeitigen Versicherers wechseln. Eine weitere Möglichkeit ist, den bestehenden Vertrag zu überprüfen, ob beispielsweise die jährliche Fahrleistung zu hoch angegeben ist. Von diesen Optionen hat jedoch nur eine Minderheit Gebrauch gemacht.
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"Auch wenn die Versicherer in den letzten beiden Jahren ihre Einnahmen steigern konnten, stehen weitere Preissteigerungen bevor", sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Erste Versicherer haben bereits weitere Prämienerhöhungen angekündigt."