Auf einem Online-Forum der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) forderte Wirtschaftsweise Schnitzer, dass die Rentenreform eine größere Rolle im Wahlkampf für die anstehende Bundestagswahl spielen müsse.

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Mit dem Renteneintritt der Babyboomer-Generation steht die gesetzliche Rentenversicherung vor immensen finanziellen Herausforderungen. Das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenbeziehern verschlechtert sich rapide – von derzeit etwa 3:1 auf voraussichtlich 2:1 in den kommenden Jahren. Die Folge: Ein immer größerer Anteil des Bundeshaushalts wird benötigt, um die Rentenkasse zu stützen. Schon jetzt fließt rund ein Viertel der Haushaltsmittel in die Rentenversicherung, mit weiter steigender Tendenz. "Wenn wir unseren Haushalt stabilisieren wollen, dann müssen wir was tun. Mit jeder Verzögerung einer Rentenreform wird das immer teurer", so die Schnitzer.

Angst vor Wählerverlusten bremst Reformwillen

Zudem kritisierte die Ökonomin, dass sich die Parteien aus Angst vor Wählerverlusten vor einer Reform des Rentensystems scheuen würden. So hatten sich die Unionsparteien im letzten Jahr noch offen für eine Erhöhung des Renteneintrittsalters sowie eine Reduzierung der Rente mit 63 gezeigt. „Es gab noch diese Vorschläge. Die sind alle einkassiert worden. Ich kann das nur so interpretieren, dass man Sorge hat, im Wahlkampf schlecht auszusehen“, kritisierte Schnitzer.

Damit bekräftigte sie ihren Vorwurf, den sie bereits in einem Interview in der Fachzeitschrift "Aktuar Aktuell" herausgestellt hatte (Versicherungsbote berichtete): „Leider hat sich seit meiner Tätigkeit im Sachverständigenrat durch den Kontakt zu vielen politischen Entscheidungsträger:innen mein Eindruck verfestigt, dass alle vor ernsthaften Reformen zurückscheuen, aus Sorge, die Wählergunst zu verlieren.“

Wirtschaftsweisen: Renteintrittsalter anpassen

Die Wirtschaftsweisen, denen Schnitzer vorsitzt, haben eine Dynamisierung des Renteneintrittsalters unter Berücksichtigung der Lebenserwartung beim Renteneintritt vorgeschlagen. Denn die durchschnittliche Dauer des Rentenbezugs in Deutschland hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Während Frauen im Jahr 1973 im Durchschnitt 13,4 Jahre und Männer 10,6 Jahre ihre Rente erhielten, hat sich die Bezugsdauer 50 Jahre später auf 22,1 Jahre für Frauen und 18,8 Jahre für Männer verlängert (Versicherungsbote berichtete).

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