Erwerbstätigkeit im Ruhestand: Selbstständige arbeiten besonders oft weiter
Immer mehr Menschen in Deutschland bleiben auch nach dem Renteneintritt beruflich aktiv. Besonders Selbstständige setzen ihre Tätigkeit fort, während das Renteneintrittsalter je nach Beruf stark variiert. Ein Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt die wichtigsten Trends und Unterschiede auf.
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Immer mehr Menschen in Deutschland bleiben auch nach dem Renteneintritt erwerbstätig, wie ein aktueller Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt. Besonders oft betrifft dies ehemalige Selbstständige, die zu über zwei Dritteln weiterarbeiten, während etwa ein Drittel der früher abhängig Beschäftigten ebenfalls beruflich aktiv bleibt. Die Beschäftigungsart und das Anforderungsniveau orientieren sich dabei häufig an der vorherigen Tätigkeit.
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Die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen stieg zwischen 2013 und 2023 von 50 auf 65 %, während sie bei den 65- bis 69-Jährigen im gleichen Zeitraum von 13 auf 20 % zunahm. Das zeigen Zahlen des statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2024. Gründe hierfür sind unter anderem die schrittweise Anhebung der gesetzlichen Regelaltersgrenze auf 67 Jahre und der Wegfall von Frühverrentungsregelungen.
Ein höheres Bildungsniveau, eine gute Gesundheit und die Erwerbstätigkeit bis zum Renteneintritt erhöhen die Wahrscheinlichkeit für eine Erwerbstätigkeit neben dem Rentenbezug. So arbeiten nur 17 % derjenigen, die den Arbeitsmarkt schon vor dem Renteneintritt verlassen haben, neben der Rente weiter. Zudem arbeiten am häufigsten die Personen weiter, die zuvor einer hoch komplexen Tätigkeit als Experten nachgingen (42 %). Von den weiterhin Erwerbstätigen haben 45 % ein Studium abgeschlossen, im Vergleich zu 32 % ohne Berufsabschluss.
Früher Renteneintritt in belastenden Berufen
2023 lag das durchschnittliche Renteneintrittsalter bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigen sowohl bei Männer als auch bei Frauen bei 64,4 Jahren und damit knapp 1,5 Jahre unter der aktuelle geltenden Regelaltersgrenze von 66 Jahren.
Das durchschnittliche Renteneintrittsalter variiert allerdings stark je nach Beruf: Erwerbstätige in Sicherheitsberufen wie Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdiensten - die mit gefährlichen oder beschwerlichen Arbeitsbedingungen einhergehen - gehen aufgrund von Sonderregelungen mit 61,8 Jahren am frühesten in den Ruhestand.
In den anderen Berufssegmenten variiert das Renteneintrittsalter zwischen 63,2 und 64,1 Jahren: Zu den Berufen mit einem vergleichsweise frühen Renteneintritt zählen Beschäftigte aus fertigungstechnischen Bereichen wie Maschinenbau und Betriebstechnik, aus unternehmensbezogenen Dienstleistungsberufen wie Bankkaufleute sowie aus dem Handel, etwa Verkäufer. Am längsten bleiben hingegen Erwerbstätige aus geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Berufen sowie aus Land-, Forst- und Gartenbauberufen im Arbeitsleben, bevor sie in den Ruhestand wechseln.
Selbstständige bleiben selbstständig
Ein bemerkenswertes Muster zeigt sich bei ehemals Selbstständigen: Über 90 % von ihnen verbleiben auch nach dem Renteneintritt in der Selbstständigkeit. Frühere Angestellte hingegen arbeiten meist in abhängigen Beschäftigungen weiter, nur ein Fünftel entscheidet sich für die Selbstständigkeit. Auch ehemalige Arbeiter sind nach Renteneintritt meist in einer abhängigen Beschäftigung erwerbstätig - nicht mal ein Zehntel dieser Berufsgruppe arbeitet selbstständig.
Zuvor verbeamtete Rentner gehen nach Renteneintritt zu etwa einem Drittel einer selbstständigen und zu zwei Dritteln einer abhängigen Beschäftigung nach.
Berufstreue bleibt erhalten
Mit rund 92 % bleiben Erwerbstätige aus Reinigungsberufen sowie mit 89 % Beschäftigte aus Land-, Forst- und Gartenbauberufen nach dem Renteneintritt am häufigsten im gleichen Berufssegment. Auch viele Rentner aus Gesundheits-, Verkehrs- oder Logistikberufen sowie geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Berufen führen ihre beruflichen Tätigkeiten in ähnlichen Bereichen weiter. Dagegen wechseln Personen aus Sicherheits- oder technischen Berufen häufiger das Tätigkeitsfeld oder das Anforderungsniveau. Diejenigen, die nach ihrem Renteneintritt das Berufssegment wechseln, arbeiten dann am häufigsten in Verkehrs- und Logistikberufen, in Land-, Forst- und Gartenbauberufen sowie in Reinigungsberufen.
Bei drei von vier erwerbstätigen Rentnern entspricht die Tätigkeit nach der Rente dem vorherigen Anforderungsniveau. Von den Experten, die zuvor in hoch komplexen Tätigkeiten beschäftigt waren, wechselt ein Teil nach dem Renteneintritt auf ein niedrigeres Anforderungsniveau: 19 % arbeiten später als Spezialisten, Fachkräfte oder sogar Helfer. Ehemalige Fachkräfte hingegen wechseln seltener ihr Tätigkeitsniveau. Von ihnen nehmen 8 % nach der Rente eine höher qualifizierte Tätigkeit an, während 14 % in eine geringer qualifizierte Tätigkeit wechseln.
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Bei früheren Spezialisten zeigt sich ein leicht abweichendes Muster: Mehr als die Hälfte bleibt auch nach der Rente in spezialisierten, komplexen Tätigkeiten. Rund ein Drittel wechselt jedoch in Positionen mit einem niedrigeren Anforderungsniveau, während knapp 10 % eine hoch komplexe Expertentätigkeit ausüben.