Die Versicherungsbranche steht vor der Herausforderung, Klimatransitionspläne als zentralen Bestandteil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln und umzusetzen. Eine aktuelle Befragung von Assekurata und den Versicherungsforen Leipzig zeigt, dass viele Versicherer bereits die Bedeutung dieser Pläne erkannt haben - knapp die Hälfte arbeitet aktuell an einem solchen Plan, während sich 70 % noch in der frühen Konzeptphase befinden. Bis spätestens 2050 sollen die Unternehmen durch diese Maßnahmen Netto-Null-Emissionen erreichen und regulatorische Anforderungen wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) oder die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) erfüllen.

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Grundlagen schaffen: Bilanzierung der Emissionen als erste Herausforderung

Ein zentraler Schritt zur Entwicklung eines Klimatransitionsplans ist die Erfassung der Emissionsquellen. Viele Versicherer stoßen dabei auf Herausforderungen, insbesondere bei der Bilanzierung der Emissionen entlang der Wertschöpfungskette (Scope 3) und des Kapitalanlageportfolios. 76 % der befragten Unternehmen sehen die Messung der Treibhausgasemissionen aus dem Versicherungsgeschäft als größte Hürde, 64 % sehen bei der Messung der THG-Emissionen aus dem Kapitalanlagenportfolio ähnliche Schwierigkeiten. Fehlende Kapazitäten (64 %) sowie fehlendes Know-how (52 %) erschweren die Umsetzung zusätzlich.

Assekurata

Trotz dieser Schwierigkeiten ist laut Studie eine genaue und vollständige Analyse der Emissionen essenziell, um realistische Klimaziele setzen zu können. Ein Vergleich mit anderen Versicherern und bewährten Ansätzen könne bei der Entwicklung der eigenen Klimastrategie Orientierung bieten.

Wissenschaftlich fundierte Klimaziele als Maßstab

Der Studie zufolge sollte sich die Zielsetzung von Klimatransitionsplänen an anerkannten wissenschaftlichen Standards orientieren, wie sie beispielsweise die Science-Based Targets Initiative (SBTi) oder die Net-Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) vorgeben. Unternehmen müssen dabei klare Zeitrahmen für kurz-, mittel- und langfristige Ziele definieren und alle relevanten Emissionsbereiche (Scope 1, 2, 3) berücksichtigen. Zwei zentrale Aspekte sind dabei entscheidend: Zum einen die Einhaltung regulatorischer Anforderungen, wie sie in der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) festgelegt sind. Zum anderen müssen die gesetzten Klimaziele wissenschaftlich fundiert sein und im Einklang mit dem globalen Ziel stehen, die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen.

Die Umfrage von Assekurata zeigt, dass größere Unternehmen zwar häufig bereits Klimaziele formuliert haben, diese jedoch oft noch nicht auf wissenschaftlichen Grundlagen basieren. 77 % der befragten Versicherer geben an, keine wissenschaftlich fundierten Klimaziele zu haben, während 12 % diese nur teilweise auf klimawissenschaftliche Erkenntnisse stützen. Zudem konnten 52 % der Versicherer nicht klar benennen, welche Leitlinien und Rahmenwerke sie für die Entwicklung ihrer Pläne nutzen oder nutzen möchten. Immerhin stützen sich 33 % der Unternehmen bereits auf die SBTi oder planen dies, und 26 % orientieren sich an der NZAOA.

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Eine wichtige Unterstützung bieten hierbei die Leitlinien der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG), die konkrete Umsetzungshilfen für die Einhaltung regulatorischer Anforderungen bereitstellen. Diese Leitlinien verknüpfen Vorschriften der EU, wie die CSDDD und die EU-Taxonomie, mit praktischen Tools und Standards, darunter die SBTi.

Für Versicherer, die sich erstmals mit Klimatransitionsplänen befassen, sind solche Rahmenwerke und Guidelines besonders wertvoll. Sie bieten nicht nur Unterstützung bei der Ermittlung wissenschaftlich fundierter Ziele, sondern helfen auch, die Qualität und Umsetzbarkeit der Pläne zu gewährleisten. Der gezielte Einsatz solcher Hilfsmittel kann nicht nur die Planung verbessern, sondern auch die Akzeptanz und die Wirkung des Klimatransitionsplans stärken.

Den Markt im Blick behalten und von anderen lernen

Die gezielte Marktbeobachtung ist ein weiterer wichtiger Faktor. Wenn die Versicherungsunternehmen die aktuellen Entwicklungen im Blick behalten, können sie von den Erfahrungen anderer Unternehmen profitieren und zudem frühzeitig Innovationen erkennen. Somit lassen sich auch Wettbewerbsvorteile sichern.

Durch die Analyse der Zielvorgaben anderer Finanzinstitute können Versicherer bewährte Methoden übernehmen und ihre eigenen Strategien daran anpassen. Vor allem im Bankensektor ist die Formulierung wissenschaftlich fundierter Klimaziele bereits stärker verbreitet, wodurch Versicherer von den dortigen Erfahrungen profitieren können.

Transparenz und Kommunikation als Erfolgsfaktoren

Eine transparente Berichterstattung über Ziele, Maßnahmen und Fortschritte ist entscheidend, um die Glaubwürdigkeit des Klimatransitionsplans zu gewährleisten und so auch das Vertrauen von Stakeholdern zu gewinnen. Zudem können die Versicherer ihr Engagement für den Klimaschutz nach außen sichtbar machen.

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Laut der Befragung planen 62 % der Versicherer, ihre Klimaziele extern validieren zu lassen, um deren Glaubwürdigkeit zu stärken. Dabei spielen externe Berater, Wirtschaftsprüfer und Rahmenwerke wie die SBTi eine wichtige Rolle.