Die gesetzliche Rentenversicherung allein reicht für viele Deutsche nicht aus – das zeigt eine neue Analyse von Finanztip. Durchschnittsverdiener könnten bis ins hohe Alter eine Rentenlücke von bis zu einer Million Euro aufweisen. Trotz dieser alarmierenden Prognose sorgen viele nicht ausreichend vor: Obwohl sich 57 % der Befragten große oder sogar sehr große Sorgen um ihre Altersvorsoge machen, verlässt sich mehr als jeder Vierte ausschließlich auf die gesetzliche Rente (27 %). Gänzlich sorgenfrei blicken derweil nur 4 % der Befragten auf ihre Altersvorsorge.

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Frauen stärker von Altersarmut bedroht

Besonders Frauen sind von der drohenden Rentenlücke betroffen. Laut der aktuellen Finanztip-Umfrage befürchten 64 % der Frauen, im Alter nicht ausreichend abgesichert zu sein, während dies bei den Männern auf etwa jeden Zweiten zutrifft (48 %). Erschreckend: Jede vierte Frau kann weniger als 100 Euro monatlich für die Altersvorsorge zurücklegen, 30 % sogar gar nichts. Bei den Männern sieht das anders aus: Hier sparen nur 13 % weniger als 100 Euro im Monat, 19 % legen kein Geld für das Alter zurück. Derweil sorgen 40 % der Männer mit mehr als 250 Euro pro Monat vor, bei den Frauen schaffen das nur 17 %.

Ein-Million-Euro-Rentenlücke möglich

Finanztip-Chefredakteur Saidi Sulilatu warnt vor einer erheblichen Rentenlücke: „Viele Menschen verlassen sich immer noch zu sehr auf die gesetzliche Rente und unterschätzen, wie viel sie sparen müssen, um später abgesichert zu sein. Gerade weil die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland seit Jahrzehnten steigt, wächst der persönliche Bedarf.“

Eine heute 30-jährige Frau mit einem Nettogehalt von 2.700 Euro benötigt laut Finanztip bis zu einer Million Euro, wenn sie mit 67 Jahren in Rente geht und eine Lebensalter von 100 Jahren erreicht. Bei durchschnittlich 20 Rentenjahren liegt die Rentenlücke für die gleiche Person immer noch bei über 500.000 Euro.

Bei dieser Berechnung wurde ein Budget von 80 % des letzten Gehalts sowie Preissteigerungen durch Inflation von 2 % pro Jahr berücksichtigt. Zudem wird von einer jährlichen Rentenerhöhung von 1,7 % ausgegangen.

Finanztip empfiehlt Altersvorsorge mit ETFs

Um für das Alter vorzusorgen setzt die Mehrheit auf Sicherheit: So nutzen laut Umfrage 30 % Tages- und Festgeldkonten sowie Lebens- und Rentenversicherungen und die betriebliche Altersvorsorge mit je 26 %. Dies ist laut Sulilatu nicht die beste Wahl: „Die Garantien der Finanzprodukte sorgen dafür, dass das Geld nicht renditeträchtig in den Aktienmarkt investiert werden kann und die Renditen kaum deutlich über der Inflationsrate liegen.“

Um die Rentenlücke zu schließen, empfiehlt Finanztip daher den Einsatz von global streuenden Aktien-ETFs. Diese böten langfristig hohe Renditechancen und glichen Kursschwankungen aus. Wer frühzeitig 15 % seines Nettogehalts in ETFs investiere, hat laut Finanztip gute Chancen auf eine ausreichende Altersvorsorge.

Nach Berechnungen des Fachmagazins müsste eine 30-jährige Frau mit einem Nettogehalt von rund 2.700 Euro monatlich etwa 430 Euro – also 16 % ihres Einkommens – in Aktien-ETFs investieren, um ihre Rentenlücke zu schließen. Wartet sie hingegen bis zum 35. Lebensjahr und beginnt ohne Ersparnisse mit der Altersvorsorge, steigt der erforderliche Betrag auf 540 Euro monatlich, was knapp 20 % ihres Einkommens entspricht. Beginnt sie erst mit 40 Jahren, müsste sie sogar 690 Euro pro Monat investieren, also 25 % ihres Einkommens.

Die Simulationen von Finanztip zeigen auch: Wer mit bereits vorhandenem Erspartem startet, kann die monatliche Sparrate deutlich reduzieren. Die Faustregel lautet: Für jede 25.000 Euro Vermögen sinkt bei unter 45-Jährigen die notwendige Sparrate um drei bis fünf Prozentpunkte. Beispielsweise könnte eine 40-jährige Frau ihre monatliche Sparrate von 25 % auf weniger als 22 % senken, wenn sie zusätzlich 25.000 Euro einmalig anlegt.

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Über die Umfrage

An der Online-Umfrage von Innofact im Auftrag von Finanztip haben im Zeitraum des Januar 2025 insgesamt 1.023 Personen teilgenommen. Die Ergebnisse der Befragung sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.