„Produkte müssen einfacher werden“ – Ein Plädoyer für weniger Bürokratie in der Altersvorsorge
Die myLife Lebensversicherung hat kürzlich die Geschäftszahlen für das Jahr 2024 veröffentlicht. Wir haben uns mit Vorstandschef Jens Arndt über Kooperationen, Regulierung und Ideen, um mehr Menschen zu einer langfristigen Altersvorsorge zu motivieren, unterhalten. Im Gespräch erklärt der Diplom-Kaufmann zudem, welche Herausforderungen der Branche bevorstehen und warum Versicherer die Kosteneffizienz und die Transparenz erhöhen sollten.

- „Produkte müssen einfacher werden“ – Ein Plädoyer für weniger Bürokratie in der Altersvorsorge
- 'unsere Branche musss kosteneffizient arbeiten'
Ihr Unternehmen hat 2024 ein Rekordjahr verzeichnet. Welche Faktoren waren aus Ihrer Sicht entscheidend für dieses starke Wachstum?
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Mit unseren flexiblen, transparenten und kosteneffizienten Vorsorge- und Investmentlösungen sind wir Innovationstreiber und können Kundenwünsche und die Bedürfnisse unserer Finanzberater in perfekter Weise bedienen. Insbesondere unsere innovativen, versicherungsbasierten Investmentlösungen, welche die Vorteile aus Depot- und Policenwelt vereinen und dadurch einzigartige Mehrwerte für Kunden und Finanzberater schaffen, sorgen für unser Wachstum.
Zudem kam mit dem Auslaufen festverzinslicher Anlagen sukzessive mehr Liquidität in den Markt und sorgte dafür, dass Anleger auch den Kapitalmarkt bzw. unsere flexiblen Fondspolicen wieder stärker ins Blickfeld genommen haben.
Ein weiterer Punkt ist, dass unsere Kunden die Entscheidung für oder gegen eine kurzfristige festverzinsliche Anlage gar nicht erst treffen mussten. Viele nutzen ein bei uns mögliches Einstiegsmanagement und haben ihr Vermögen übergangsweise in Geldmarktfonds geparkt und schrittweise Umschichtungen in den Aktienmarkt vorgenommen. Bei täglicher Flexibilität hinsichtlich Ein- und Auszahlungen nutzen sie auch hier Vorteile mehrere Produktwelten.
Ihr verwaltetes Vermögen ist 2024 um über 23 Prozent gestiegen. Wie wollen Sie dieses Wachstum in den kommenden Jahren fortsetzen?
Im letzten Jahr haben wir im Volumen neben dem erfolgreichen Neugeschäft unter anderem auch von der guten Marktentwicklung verbunden mit geringen Abflüssen durch Stornos oder Rückkäufe profitiert.
Für die Zukunft werden wir unsere technologische Infrastruktur und die Services rund um unsere Produkte weiter ausbauen. Wir haben bereits im letzten Jahr viele neue Vertriebspartnerschaften geschlossen, die nun in 2025 aktiv werden. Weitere Kooperationen mit Vertrieben, Pools und Maklern stehen an.
Ebenso haben wir im Rahmen unseres Konsortiums mit der HDI Bancassurance den Weg in den für uns neuen Vertriebsweg Banken und Sparkassen geebnet. Der Vertriebsstart ist vor Kurzem eingeläutet und die ersten Rückmeldungen stimmen uns positiv, dass wir auch in diesem Kanal erfolgreich sein können.
Die Regulierungen im Finanz- und Versicherungssektor nehmen zu, insbesondere durch den Digital Operational Resilience Act (DORA). Wie wirkt sich dies auf Ihr Geschäftsmodell aus?
Wie alle anderen Versicherungsgesellschaften müssen auch wir dafür Sorge tragen, dass regulatorische Anforderungen eingehalten werden. Mit unserer Unternehmensaufstellung und unserer Konzentration auf versicherungsbasierte Investmentlösungen ist der Anforderungskatalog auch bei uns umfangreich. So weit wie möglich arbeiten wir auch hier agil. Wir sind gut aufgestellt und haben viele kluge Köpfe im Haus. Das Geschäft wird aktuell nicht beeinflusst und die Erfüllung regulatorischer Anforderungen schafft im besten Fall ebenso Vertrauen bei unseren Vertriebspartnern und Kunden.
Mit der Kooperation mit der HDI Bancassurance betreten Sie 2025 den Vertriebskanal Banken. Welche Chancen und Risiken sehen Sie bei der Zusammenarbeit mit Banken und Sparkassen?
Aus unserer Sicht gibt es nur Chancen. Das im Rahmen der Kooperation eigens geschaffene Produkt Private Invest nutzt Vorteile aus Depot- und Versicherungswelt. Insbesondere Private Banker können mit unserer Investmentplattform in gewohnter Weise ihre Portfolioberatung und -begleitung vornehmen und die Vorteile hinsichtlich Flexibilität, Kosten und Transparenz nutzen.
So können sich Berater aus mehr als 7.000 Investmentfonds, ETFs und ESG-Fonds bedienen und für ihre Kunden bei Bedarf täglich Fondsänderungen beauftragen. Durch zusätzliche Steuerprivilegien einer Lebensversicherung und die geringen Produktkosten kann dann mehr Rendite während der Vertragslaufzeit oder auch im Todesfall generiert werden.
Die Vergütung für die Vermittlungs- und Betreuungstätigkeiten ist ebenso dem Depotgeschäft angelehnt. Neben individuellen Vergütungen beim Abschluss können die Berater für die Betreuung ein für jeden Kunden und Vertrag individuelles Entgelt festlegen, das sich dann prozentual am Vertragsguthaben orientiert. Im Versicherungsgeschäft ist die Vermittlervergütung im Gegensatz zum Depotgeschäft umsatzsteuerbefreit.
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Ein weiteres Vertriebspotential bietet sich für Banker beim Thema Vererben und Schenken. Mit Private Invest lassen sich mehrere, gern auch prozentual unterschiedlich gewichtete Vertragspartner und unterschiedliche Bezugsrechte für den Erlebens- und/oder Todesfall festlegen. Banken und Sparkassen bekommen damit die Chance, eigene Kundengelder clever auf die nächste Generation zu übertragen und sich damit auch diese neue Kundenzielgruppe zu erschließen.
'unsere Branche musss kosteneffizient arbeiten'
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Versicherer und Anleger in den kommenden Jahren?
Die größten Herausforderungen liegen im Spannungsfeld welt- und kapitalmarktpolitischer Themen und deren Auswirkungen. Mit dem Krieg in der Ukraine, weiteren kriegerischen Brandherden und sich drastisch veränderten politischen Agenden, wie wir das aktuell in den USA wahrnehmen, müssen alle Marktteilnehmer wachsam sein.
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Es gilt mehr denn je Risiken zu managen, aber auch Chancen für sich zu erarbeiten. Als myLife können wir uns naturgemäß den Rahmenbedingungen nicht immer entziehen. Mit unserem besonderen Geschäftsmodell, unserer Aufstellung, unserem hohen Digitalisierungsgrad und vielem mehr sind wir für die Zukunft gut aufgestellt. Sich aber darauf auszuruhen wäre fatal. Insofern kümmern wir uns um unsere Hausaufgaben und werden mit neuen Ideen auch in der Zukunft versuchen, immer wieder noch eine Schippe draufzulegen. Damit werden wir aus unserer Sicht auch unseren Finanzberatern und Kunden gerecht. Innovative Produkte mit großer Effizienz und Flexibilität werden in einer Zeit, in der sich von jetzt auf gleich vieles ändern kann, immer mehr gefragt sein. Unsere Antwort lautet myLife.
Wie unterscheidet sich Ihr Geschäftsmodell konkret von anderen Anbietern im Markt der Fondspolicen?
Die myLife bietet als deutsches Lebensversicherungsunternehmen ausschließlich Vorsorgelösungen an, bei denen Kunden und Finanzberater die Vergütung für die Beratungs- und Vermittlungsleistung unabhängig, individuell und direkt vereinbaren können.
Geringe Produkt- und Verwaltungskosten sorgen zusätzlich dafür, dass mehr Geld für die Altersvorsorge und den Versicherungsschutz übrigbleibt. Maximale Transparenz und innovative Gestaltungsmöglichkeiten beim Abschluss sowie unzählige Anpassungsmöglichkeiten während der Laufzeit schaffen darüber hinaus größtmöglichen Freiraum für die persönliche Vorsorge und Absicherung.
Die politischen Rahmenbedingungen sind aktuell unsicher. Viele Verbraucher sind verunsichert. Was müsste sich aus Ihrer Sicht ändern, um mehr Menschen zu einer langfristigen Altersvorsorge zu motivieren?
Da gibt es viele Ideen. Aus meiner Sicht könnte beispielsweise eine einfache geförderte Altersvorsorge, ein Gedanke sein. Ebenso liegt ein wichtiger Schlüssel auch im Bürokratieabbau. Die Produkte müssen einfacher und verständlicher werden. Allein wenn man sich die Verwaltungsaufwände beim Riestergeschäft auf Versicherer- und Staatsseite anschaut, stellt sich die Frage, ob eine staatliche Förderung nicht auch effektiver und einfacher umgesetzt werden könnte.
Gleichzeitig muss unsere Branche kosteneffizient arbeiten. Denn nur so, kann mehr Geld im Versicherungsschutz bzw. bei der Altersvorsorge ankommen. Wenn wir hier zusätzlich die Transparenz erhöhen, ohne dass der Kunde beim Abschluss teilweise einhundert Seiten in die Hand gedrückt bekommt, sind wir ebenfalls einen Schritt weiter.
Sie betonen die Bedeutung von Flexibilität und Transparenz in der Altersvorsorge. Welche Rolle spielen digitale Services und Beratungstechnologien, um dieses Ziel zu erreichen?
Digitale Services und Beratungstechnologien spielen eine ganz entscheidende Rolle. Über Software-Tools und Schnittstellen können Finanzberater und Kunden bei uns, wie man das bei einer Bank gewohnt ist, jederzeit und digital Einsicht und Eingriff in die Verträge nehmen.
Bei unseren Investmentlösungen bieten wir zum Beispiel tagesaktuelle Vertragsdaten und Fondskurse sowie die Möglichkeit, jederzeit Beitragsänderungen, Zuzahlungen, Auszahlungen oder Fondsänderungen vorzunehmen. Ebenso bieten Tools unter anderem für ein Einstiegsmanagement, Auszahlpläne oder Rebalancing der Fondsallokation die Grundlagen, dass unsere Finanzberater in perfekter Weise ihre Kunden beraten und begleiten können.
Die Systeme machen es somit erst möglich, dass das Produkt erlebbar, greifbar und steuerbar wird. Dadurch entsteht nicht nur größtmögliche Transparenz, sondern auch Vertrauen.
Sie setzen als Unternehmen stark auf investmentbasierte Altersvorsorge. Sehen Sie dennoch eine Zukunft für klassische Garantieprodukte oder sind Fondsprodukte alternativlos?
Auch klassische Garantieprodukte haben je nach Kundenbedarf ihre Daseinsberechtigung und werden je nach Marktzinsniveau auch in der Zukunft eingesetzt werden können. Unser Fokus und Kernkompetenz liegt aber im fondsgebundenen Geschäft.
Welchen Rat würden Sie Maklern geben, um Kunden für die Vorteile einer Altersvorsorge mit Aktien zu begeistern?
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Eine fondsbasierte Altersvorsorge bringt neben Risiken gerade auf lange Sicht höhere Renditechancen mit sich. Dies gelingt umso mehr, wenn man die Kostenbelastung geringhält und die Anlage täglich im Rahmen von Marktsituationen mit einer großen Auswahl an unterschiedlichen Anlagemöglichkeiten anpassen kann. Hierfür wird dann tagesaktuelle Transparenz in die Wertentwicklung und Fondskurse benötigt.
- „Produkte müssen einfacher werden“ – Ein Plädoyer für weniger Bürokratie in der Altersvorsorge
- 'unsere Branche musss kosteneffizient arbeiten'