Vorschäden in der Neuwertversicherung: Was Makler wissen müssen
Sachversicherer berufen sich zunehmend auf Vorschäden, um Entschädigungsleistungen zu kürzen. Doch wann ist dieser Einwand berechtigt? Und wie können Versicherungsmakler ihre Kunden vor unerwarteten Leistungskürzungen schützen? Diesen Fragen widmete sich Rechtsanwalt Vincent Jacobsen in einem Newsletter-Beitrag der Kanzlei Michaelis.
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Die Neuwertversicherung bietet Versicherungsnehmern eine wertverbesserte Entschädigung, doch Versicherer nutzen verstärkt den Vorschadeneinwand, um Auszahlungen zu reduzieren. Dabei sind zwei zentrale Aspekte zu unterscheiden:
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- Vorschadeneinwand in der Entschädigungsberechnung: Versicherer ersetzen nur Schäden, die direkt durch das versicherte Ereignis verursacht wurden. Kosten für ältere Schäden oder Abnutzung sind nicht erstattungsfähig.
- Einwand der Verletzung von Wartungs- und Instandhaltungsobliegenheiten: Kunden sind verpflichtet, ihre versicherten Sachen instand zu halten. Werden bestehende Mängel nicht behoben, kann dies zur Kürzung oder Ablehnung der Entschädigungsleistung führen.
„Besonders große Bedeutung hat die Instandhaltungsobliegenheit in der Sturm- und Rohrbruchversicherung, obwohl sie für alle versicherten Gefahren gilt“, erläutert Rechtsanwalt Vincent Jacobsen von der Kanzlei Michaelis. „Verdeckte Mängel oder Schäden an der Bausubstanz führen häufig nicht zur Leistungskürzung, da grobe Fahrlässigkeit bei Nichterkennbarkeit ausgeschlossen ist.“
Besonders in der Wohngebäudeversicherung kommt es immer wieder zu Streitfällen. Ein aktuelles BGH-Urteil aus dem Jahr 2024 bestätigt, dass die Missachtung vertraglich vereinbarter Wartungspflichten zu Leistungskürzungen führen kann.
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Für Versicherungsmakler ist es entscheidend, ihre Kunden für dieses Thema zu sensibilisieren. Eine lückenlose Dokumentation des Gebäudezustands und regelmäßige Wartungen helfen, spätere Streitigkeiten mit dem Versicherer zu vermeiden. „Kann die Instandhaltung nachgewiesen werden, erübrigt sich in den meisten Fällen auch der Vorschadeneinwand“, so Jacobsen weiter. Gerade in der Neuwertversicherung gilt: Wer Vorschäden frühzeitig erkennt und dokumentiert, hat im Leistungsfall bessere Karten.