Die Ausgaben in der Kranken- und Pflegeversicherung steigen rasant – stärker als in der Rentenversicherung. Der Wirtschaftsweise Martin Werding sieht deshalb dringenden Reformbedarf im Gesundheitswesen. Trotz der jüngsten Krankenhausreform werde in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) viel Geld ineffizient eingesetzt, ohne dass die Versorgungsqualität für Versicherte spürbar verbessert werde, kritisierte Werding im Gespräch mit dem Focus.

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Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen gefordert

Um die steigenden Kosten einzudämmen, fordert Werding mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen. Krankenkassen sollten sich mit regionalen Arztpraxen und Krankenhäusern zu Netzwerken zusammenschließen können, um eine qualitativ hochwertige und kostengünstige Versorgung zu gewährleisten. Kassen, die hier nicht mithalten, würden langfristig Versicherte verlieren. Zudem müsse der Anstieg der Pharmakosten stärker begrenzt werden.

Längere Lebensarbeitszeit als Antwort auf den demografischen Wandel

Auch bei der Rente sieht Werding Handlungsbedarf. Spätestens nach 2031 müsse das Renteneintrittsalter weiter angehoben werden. Zudem fordert er die neue Bundesregierung auf, die in der vergangenen Legislaturperiode geplante aktienbasierte Altersvorsorge voranzutreiben.

Das Rentenpaket II, das von der letzten Bundesregierung verabschiedet wurde, sieht vor, das Rentenniveau bis 2039 bei 48 Prozent des Durchschnittslohns zu stabilisieren. Ergänzend sollte das sogenannte Generationenkapital bis 2035 auf mindestens 200 Milliarden Euro anwachsen, um die Rentenbeiträge zu stabilisieren. Werding betont, dass die neue Regierung schnell auf diese Pläne zurückgreifen könnte.

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Bereits im November 2024 hatte der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in seinem Jahresgutachten 2024/25 auf umfassende Reformen für die gesetzliche Rentenversicherung gedrängt (Versicherungsbote berichtete). Im Fokus standen dabei eine Anpassung des Renteneintrittsalters, die Überprüfung spezieller Leistungen wie der „Rente ab 63“ und Einsparpotenziale durch Bürokratieabbau.