In den letzten Jahren hatten sich deutsche Rentner meist über eine Anhebung der Altersbezüge freuen dürfen. Lediglich im Jahr 2021 schauten Altersrentner in Westdeutschland in die Röhre. Denn sie blieben auf dem Niveau des Vorjahres. Dagegen wurden die Ruheständler aus dem Osten mit einer schmalen Rentenerhöhung bedacht. Hier wurden die Ruhestands-Gelder um 0,72 Prozent angehoben.

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Der Grund für die ausbleibende Anhebung war die Lohnentwicklung. Denn sie ist die wichtigste Grundlage für Rentenanpassungen. Steigen die Löhne, so in der Regel auch die Renten. Die für die Rentenanpassung relevante Lohnsteigerung betrug -2,34 Prozent in den alten Ländern. Nimmt man nur die negative Entwicklung der Renten zum Maßstab, hätten die Renten im Jahr 2021 rein rechnerisch sogar gesenkt werden müssen - um 3,25 Prozent. Eine Senkung der Rente ist allerdings per Gesetz nicht möglich. Da es seit dem Jahr 2009 eine Rentengarantie gibt, ist sichergestellt, dass die Anwendung der Rentenanpassungsformel nicht zu verminderten Rentenwerten führt.

Im vergangenen Jahr waren die Bezüge der Ruheständler zum 1. Juli um 4,57 Prozent im Westen und im Osten der Republik angehoben worden. Es war das erste Mal , dass die Rentenerhöhung bundeseinheitlich erfolgte.

Rentensteigerung fällt höher aus

Doch nun dürfen sich über 21 Millionen deutsche Altersrentner über eine überraschend hohe Rentenerhöhung freuen. Die Renten in den alten und neuen Ländern werden zum 1. Juli 2024 um 3,74 Prozent raufgesetzt. Ursprünglich war eine etwas schmalere Anhebung geplant. Denn im Entwurf des Rentenversicherungsberichts 2024 war lediglich eine Rentenerhöhung von 3,51 Prozent vermerkt worden.

Damit würde aber das Mindestsicherungsniveau von 48 Prozent ganz knapp unterschritten. Daher greift die Niveauschutzklausel und der aktuelle Rentenwert wird so festgesetzt, dass ein Rentenniveau von 48 Prozent erreicht wird. Folglich wird ab Juli der Rentenwert West von derzeit auf 39,32 Euro auf 40,79 Euro steigen. Für eine Standardrente bei durchschnittlichem Verdienst und 45 Beitragsjahren würde die Rentenanpassung einen Anstieg um 66,15 Euro im Monat bedeuten. Das teilte das Bundesarbeitsministerium mit.

Wichtigste Grundlage der Rentenanpassung ist die Lohnentwicklung. Steigen die Löhne, so in der Regel auch die Renten. Diese waren um 3,69 Prozent gestiegen. Die Zahlen basieren auf der vom Statistischen Bundesamt gemeldeten Lohnentwicklung nach den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR), wobei "Ein-Euro-Jobs“ außer Acht bleiben.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil begrüßte die deutliche Anhebung: "Es ist eine gute Nachricht für die Rentnerinnen und Rentner, dass die Renten im Juli um 3,74 Prozent steigen. Die gute Lohnentwicklung führt erneut zu einer Rentenanpassung, die die Kaufkraft der Rentnerinnen und Rentner stärkt. Stabile Renten sind kein Luxus, sondern eine Frage der Leistungsgerechtigkeit für die Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben."

Rentenpaket II sollte Rentenniveau stabil halten

Während die Renten steigen, wird es perspektivisch auch für die Beitragszahler teurer. Aktuell liegt der Rentenbeitragssatz noch bei 18,6 Prozent. Bis zum Jahr 2025 greift die so genannte „doppelte Haltelinie“, die sowohl das Rentenniveau als auch die Beitragshöhe bis zum Jahr 2025 festschreibt. Bis dahin darf der Brutto-Beitrag, den Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam zur Rentenversicherung zahlen müssen, 20 Prozent nicht übersteigen. Zudem darf das Rentenniveau bis dahin nicht auf einen Prozentsatz unter 48 Prozent sinken. Derzeit liegt das Rentenniveau bei 48 Prozent.

Im vergangenen Jahr hatten sich die Ampelparteien auf ein umfangreiches Rentenpaket geeinigt. Dabei hatten sich SPD, Grüne und FDP statt auf eine „doppelte Haltelinie“ nur noch auf eine „einfache Haltelinie“ geeinigt. Während die Haltelinie beim Rentenniveau weiterhin bei 48 Prozent bestehen bleiben sollte, wurde die Haltelinie zum Beitrag zur Rentenversicherung gekappt. Der Rentenversicherungsbeitrag soll damit ab 2028 auf 20 Prozent ansteigen und bis 2035 auf 22,3 Prozent erhöht werden. Mit dem Bruch der Koaltition wurde auch das Thema Rentenpaket beerdigt. Wie es mit einer notwendigen Rentenreform aussieht, muss die künftige Regierung beantworten.

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