Kein massenhaftes „Drängen“ in Anlage-Zertifikate, aber Mängel

Die Untersuchung der Anlage-Zertifikate ergab, dass Banken und Sparkassen ihre Kundinnen und Kunden nach der Niedrigzinsphase nicht gezielt zum Kauf gedrängt haben. „Es gab keine systematische Fehlberatung bei Anlage-Zertifikaten“, betont der für Wertpapier-Aufsicht zuständige BaFin-Exekutivdirektor Dr. Thorsten Pötzsch. „Und es ist nur fair, das ebenso öffentlich festzustellen wie die Fehler, die wir kritisieren.“

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Trotzdem fand die BaFin Mängel in der Produktgestaltung: Die sogenannte Zielmarktdefinition, also die Frage, für welche Kundengruppen die Produkte geeignet sind, wurde von einigen Herstellern nicht sorgfältig vorgenommen. Zudem hatten etwa 20 Prozent der Käufer von Express-Zertifikaten Schwierigkeiten, die Funktionsweise ihrer Anlage zu verstehen.

Turbo-Zertifikate: Milliardenverluste für Privatanleger

Anders sieht es bei den Turbo-Zertifikaten aus. Diese hochspekulativen Hebelprodukte haben zwischen 2019 und 2023 in Deutschland zu Verlusten von 3,4 Milliarden Euro geführt. Drei von vier Anlegern verloren Geld, im Durchschnitt 6.358 Euro pro Person.
„Selbst für erfahrene Privatanleger sind Turbo-Zertifikate hochriskant“, warnt Pötzsch. „Die hohen Verluste lassen befürchten, dass viele die Risiken nicht richtig einschätzen.“ Die Studie zeigt, dass das Marktvolumen für diese Produkte in fünf Jahren fast verdreifacht wurde.

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BaFin kündigt Maßnahmen an

Angesichts dieser Erkenntnisse will die Finanzaufsicht handeln. Institute, bei denen Mängel festgestellt wurden, müssen diese abstellen. Zudem wird die BaFin die detaillierten Ergebnisse zur Untersuchung der Turbo-Zertifikate im zweiten Quartal 2025 veröffentlichen und prüfen, ob weitergehende Regulierungen notwendig sind.