Anmeldehürde bremst digitale Rentenübersicht aus
Die digitale Rentenübersicht soll mehr Transparenz in die Altersvorsorge bringen. Doch die Zahl der Nutzer ist ernüchternd. Offenbar scheitern viele Menschen bereits an der Anmeldung. Versicherer fordern daher einfachere Alternativen.

Lange hat es gedauert, bis die digitale Rentenübersicht endlich an den Start ging. Die Idee wurde bereits im Jahr 2018 präsentiert und damals umfassend im Koalitionsvertrag der Bundesregierung festgehalten. Die konkrete Planung und Entwicklung des Projekts startete jedoch erst später. Im Juni 2023 startete die Deutsche Rentenversicherung endlich die digitale Rentenübersicht. Sie soll allen Bürgern einen Überblick darüber erlauben, welche Alterseinkünfte sie aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge sie zu erwarten haben. Unter der Adresse rentenuebersicht.de können die Interessierten ihre Daten abrufen. Aktuell sind 78 deutsche Lebensversicherer auch mit ihren Pensionskassen und Pensionsfonds angebunden.
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Konkret soll die Rentenübersicht den Stand der jüngsten Renten- und Standmitteilungen widerspiegeln, die Anbieter an sie übermittelt haben. Mit Blick auf die gesetzliche Rente wird zum Beispiel ausgewiesen, wie viele Rentenpunkte bisher gesammelt wurden und wie hoch die prognostizierte Rente ist. Frühere Standmitteilungen der privaten und betrieblichen Anbieter werden aber nicht gespeichert - und müssen folglich individuell aufbewahrt werden. Auch der Rentenbescheid soll weiterhin per Post zugestellt werden.
Das Portal soll einfach zu bedienen sein, verspricht die Rentenversicherung. Um die Rentenübersicht nutzen zu können, müssen sich die Nutzer ein Profil anlegen. Doch viele Menschen scheitern bereits an der Anmeldung, weil der Zugang ausschließlich über den elektronischen Personalausweis (ePA) möglich ist. Doch genau hier liegt die Herausforderung: Viele Menschen haben die dazu notwendige PIN entweder verlegt oder gar nicht erst erhalten. Wer die PIN nicht mehr kennt, muss erst einen Termin beim Bürgeramt vereinbaren, um eine neue zu beantragen – ein zeitaufwendiger und umständlicher Prozess.
Diese Zugangshürde könnte viele Bürger davon abhalten, sich mit ihrer Altersvorsorge auseinanderzusetzen. „Alternativen, wie zum Beispiel beim Onlinebanking sind genauso sicher, aber viel geübter“, kritisiert Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Versicherer fordern daher, dass zusätzliche Zugangsmöglichkeiten geschaffen werden, um mehr Menschen den einfachen Einstieg in die digitale Rentenübersicht zu ermöglichen.
Denn nach fast zwei Jahren ist die Zahl der Nutzer überschaubar. Nach Auskunft der Zentralen Stelle für die Digitale Rentenübersicht bei der Deutschen Rentenversicherung, die die Arbeiten an der Rentenübersicht steuert und koordiniert, seien bisher rund 220.000 Nutzer registriert.
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Zudem fehlten bislang noch einige wichtige Datenquellen, darunter Beamtenpensionen und Ansprüche aus berufsständischen Versorgungswerken. Für eine wirklich vollständige Rentenübersicht müsste das System in den kommenden Jahren weiterentwickelt werden.