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Versicherungsbote: Herr Reimer, Herr Kremer, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, heute mit uns zu sprechen. Ich hoffe, dass Sie einen schönen Start ins neue Jahr hatten.

Artur Reimer: Vielen Dank, Herr Bergfeld. Wir freuen uns ebenso. 2024 ist viel passiert und wir konnten die freien Tage nutzen, um die Akkus wieder aufzuladen und 2025 wieder voll durchzustarten.

Gerhard Kremer: Danke ebenfalls, da kann ich mich Artur nur anschließen. Ich freue mich auf alles, was das Jahr zu bieten hat.

Was genau macht corify und welche Probleme lösen Sie im Markt?

Artur Reimer: Corify ist ein Marktplatz für Industrieversicherungen mit dem Ziel, die Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu digitalisieren – von der Erfassung von Risikoinformationen, die Ausschreibung von Risiken, das Matching mit Deckungsangeboten bis hin zur Verwaltung von Versicherungsverträgen. Wir stellen die technische Infrastruktur bereit, die durch die Nutzung von Industrieunternehmen, Maklern und Versicherern einen datengetriebenen Marktplatz schafft, auf dem teilnehmende Parteien komplett eigenständig agieren können.

Artur Reimer, CEO bei corify und Vorstand von Hypoport Insurtech AGcorifyGerhard Kremer Prokurist bei corify und Geschäftsführer bei OASIScorifycorify hat im Jahr 2024 bedeutende Fortschritte gemacht. Geben Sie uns bitte einen kurzen Überblick, wo die corify-Lösung aktuell steht. Was sind die wichtigsten Meilensteine für das Unternehmen bisher?

Artur Reimer: Unser Ziel war und ist es, gemeinsam mit und für den Industriemarkt die Wertschöpfungskette der Industrieversicherungen zu digitalisieren und automatisieren. Dafür setzen wir auf ein standardisiertes Datenmodell, strukturierte und automatisiert verarbeitbare Risikodaten sowie den Einsatz von Prozessautomatisierung und KI. Mit der Entwicklung einer datengetriebenen und standardisierten Risikobeschreibung haben wir 2023 die Grundlage für den Marktplatz geschaffen. Diese ermöglicht Versicherungsvermittlern und Industrieunternehmen einen transparenten Überblick über die Risikosituation und bildet das Fundament für alle weiteren Prozesse. 2024 haben wir corify um zwei neue Produkte ergänzt: das Corify Fleet Management (CFM) und das Corify Real Estate Management (CREM). Beide Lösungen sind direkt aus den Bedürfnissen unserer Zielgruppe entstanden.

Das CFM ist eine Lösung für Makler, die durch die Nutzung digitalisierter und strukturierter Risikodaten Verwaltungsprozesse automatisiert, Flottenveränderungen in Echtzeit abbildet und das Vertrags- sowie Risikomanagement effizienter gestaltet. Ähnlich funktioniert das CREM, das die Verwaltung von Immobilienbeständen unterstützt.

Gerhard Kremer: Von Anfang an war es für uns essentiell, Kunden für corify zu gewinnen und unsere Lösung anhand von Bedürfnissen im Markt weiterzuentwickeln. Unsere Produkt-Roadmap ist in vier große Phasen unterteilt: Risikobeschreibung, Ausschreibung, Produktplatzierung & Match Making und Verwaltung. Unser erster Meilenstein war, Makler für die erste Phase – die Risikobeschreibung – zu gewinnen. 2024 konnten wir Pantaenius als ersten großen Versicherungsmakler für unsere standardisierte Risikobeschreibung gewinnen, ebenso wie den Flottenversicherungsdienstleister AFC. Zum Ende des Jahres konnten wir zudem Dr. Ellwanger & Kramm Versicherungsmakler GmbH & Co. KG und Howden Deutschland AG für unser Corify Fleet Management gewinnen.

Warum ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Marktplatz wie corify?

Gerhard Kremer: Die Industrieversicherung steht unter zunehmendem Druck: Prämien steigen, die Anforderungen an die Risikotransparenz nehmen zu und gleichzeitig bestehen weiterhin ineffiziente, stark manuelle Prozesse. Die Branche benötigt dringend digitale Lösungen, um die Verwaltungskosten zu senken, Ausschreibungsprozesse zu beschleunigen und Risiken präziser zu bewerten. Corify kommt genau zur richtigen Zeit, da die Hartmarktphase den Blick verstärkt auf die Chancen der Digitalisierung gelenkt hat. Zusätzlich wächst der regulatorische Druck, beispielsweise durch ESG-Anforderungen, die eine genauere und digital erfasste Risikobewertung notwendig machen.

Wie hat sich die Nachfrage nach corifys Lösungen im Laufe des Jahres 2024 entwickelt und welche Kundengruppen haben sich bisher als besonders interessiert an corifys Lösungen erwiesen?

Gerhard Kremer: Im Jahr 2024 hat sich die Nachfrage nach den Lösungen von corify deutlich gesteigert. Besonders große und mittelständische Industrieversicherungsmakler zeigen Interesse, da sie mit corify ihre Prozesse effizienter gestalten, sich von Wettbewerbern abheben und sich stärker auf nachhaltiges Umsatzwachstum konzentrieren können.

Auch Konsolidierer im Maklermarkt, die Datenhoheit, digitale Prozesse und Automatisierung innerhalb ihrer Gruppen schaffen wollen, gehören zur Kernzielgruppe. Erste Kunden – darunter Makler wie Howden Deutschland, Ellwanger & Kramm, Pantaenius und AFC – wurden bereits erfolgreich eingebunden.

Das Interesse der Versicherer wächst ebenfalls, insbesondere durch die Einführung der Ausschreibungsfunktionalität im April 2024. Damit erhalten Versicherer erstmals direkten Zugriff auf standardisierte Risikodaten, was den gesamten Markt voranbringt.

Artur Reimer: Die enge Zusammenarbeit mit OASIS ermöglicht es uns, noch tiefer in die Prozesse und Bedürfnisse unserer Kunden einzutauchen. OASIS bringt über 20 Jahre Erfahrung in der Maklerverwaltung und Abrechnung mit und hilft uns dabei, gezielt Lösungen zu entwickeln, die echten Mehrwert bieten.

Corify ist eine absolute Marktneuheit und trifft auf großes Interesse, aber auch auf eine gewisse Skepsis. Diese Skepsis schwindet, sobald potenzielle Kunden sehen, wie unsere Lösung in der Praxis bestehende Herausforderungen löst und erfolgreich implementiert wird.

Unser Anspruch ist es, die relevanten Marktanforderungen zu aggregieren und eine Lösung zu entwickeln, die als neuer Standard für die Branche dient. Dabei setzen wir auf Transparenz, Skalierbarkeit und Effizienz, um eine Plattform zu schaffen, die den gesamten Markt weiterbringt.

Gibt es bereits messbare Effizienzgewinne durch den Einsatz Ihrer Plattform?


Gerhard Kremer: Ja, corify sorgt bei unseren Kunden bereits für spürbare Effizienzgewinne. In bestimmten Bereichen der Wertschöpfungskette können wir ca. 60 % aller manuellen Aufgaben automatisieren, was Zeit spart und Fehler reduziert. Früher haben maßgebliche Änderungen (Prämien-, Deckungsänderungen oder Versichererwechsel) in Flotten mehrere Wochen Arbeit erfordert. Mit corify dauert das nur noch fünf Minuten - Änderungen werden einfach im Rahmenvertrag angepasst und mit einem Klick auf alle Verträge übertragen.

Sie sprechen von einer „gemeinsamen Risikosprache“ – wie sieht diese konkret aus und welchen Mehrwert bietet sie?


Artur Reimer: Die „gemeinsame Risikosprache“ ist ein von corify entwickeltes standardisiertes Datenmodell, das unter dem Namen CROM (Corify Risk Object Model) bekannt ist. Es wurde in Zusammenarbeit mit 21 Marktteilnehmern – darunter Makler, Versicherer und Industrieunternehmen – entwickelt und ermöglicht eine einheitliche Erfassung, Strukturierung und Weitergabe von Risikoinformationen. Der Vorteil liegt darin, dass Akteure nicht mehr mit uneinheitlichen PDF-Dokumenten, Excel-Tabellen oder individuellen Risikomodellen arbeiten müssen. Dies reduziert Fehler, erleichtert die Ausschreibung und sorgt für mehr Transparenz bei der Risikobewertung.

Im Rahmen des GVNW-Symposiums wurde immer wieder die Datenplattform Initiative Risk Data Exchange (RD-X) besprochen, die mit der Vereinsgründung von ORDA (Open Risk Data Association e.V.) jetzt in die nächste Runde geht. Wie blicken Sie auf das Vorhaben? 


Artur Reimer: Wir begrüßen die ORDA-Initiative des GVNW als wichtigen Schritt zur Standardisierung des Risikodatenaustauschs. Damit setzt der Markt ein klares Zeichen, dass ein strukturierter und effizienter Umgang mit Risikodaten immer wichtiger wird.

Während ORDA als Datenschnittstelle den Austausch von Informationen erleichtert, stellt corify zusätzlich eine Lösung zur strukturierten Erfassung, Ausschreibung und Verwaltung dieser Daten bereit. Gemeinsam mit den Marktteilnehmern arbeiten wir daran, diese Prozesse weiterzuentwickeln und nutzbar zu machen.

ORDA und corify verfolgen keine konkurrierenden, sondern sich ergänzende Ansätze. Beide Initiativen tragen dazu bei, den Risikodatenaustausch für alle Beteiligten zu verbessern.

Sie haben mit der Entwicklung der standardisierten Risikobeschreibung begonnen: Welche neuen Entwicklungsschritte können wir im Jahr 2025 von corify erwarten?

Artur Reimer: Wir entwickeln den corify-Marktplatz kontinuierlich entlang der Wertschöpfungskette der Risikofinanzierung weiter. Während die strukturierte Erfassung der Risikodaten nur der erste Schritt ist, geht es im nächsten Schritt darum, diese Daten gezielt für Ausschreibungen nutzbar zu machen. Dazu gehören die Ergänzung um den Deckungswunsch und die Schadenhistorie sowie die Möglichkeit, diese Informationen direkt an den Markt zu übermitteln.

Mit der Einführung der Ausschreibungsfunktionalitäten im Laufe des Jahres 2024 legen wir die Grundlage dafür, dass Makler und Versicherer sie bereits für das Renewal 2025 produktiv nutzen können. Dies ist ein entscheidender Schritt, um den Marktplatz als vollwertige Ausschreibungsplattform weiterzuentwickeln und den Risikodatenaustausch effizienter zu gestalten.

Können Sie unseren Lesern abschließend Ihre wichtigsten Ziele für corify im Jahr 2025 zusammenfassen?

Gerhard Kremer: 2025 wird ein entscheidendes Jahr für corify: Mit der Einführung der Ausschreibungsfunktionalitäten machen wir digitale Ausschreibungen marktreif und bieten eine leistungsfähige, integrierte Lösung für den gesamten Prozess der Risikofinanzierung. Unser Ziel ist es, Ausschreibungen schneller, strukturierter und marktweit nutzbar zu machen – und damit eine neue Benchmark für die Branche zu setzen.

Corify soll nicht nur eine Plattform für den Datenaustausch sein, sondern aktiv zur Neugestaltung der Industrieversicherung beitragen. 2025 ist das Jahr, in dem wir zeigen, dass digitale Ausschreibungen nicht mehr die Zukunft sind – sondern die neue Realität.

Artur Reimer: Für uns geht es 2025 nicht nur um die technische Umsetzung der Ausschreibungsfunktionalitäten, sondern vor allem darum, die Akzeptanz und Nutzung im Markt voranzutreiben. Eine digitale Ausschreibung ist nur dann erfolgreich, wenn sie von allen Beteiligten als effizienter, transparenter und wertvoller als bisherige Prozesse wahrgenommen wird.

Deshalb setzen wir gezielt auf den Dialog mit Maklern und Versicherern, um sicherzustellen, dass corify nicht nur technologisch überzeugt, sondern auch einen echten operativen Mehrwert bietet. 2025 ist für uns das Jahr, in dem wir die digitale Ausschreibung nicht nur ermöglichen, sondern zur neuen Normalität machen.