Ohne Rentenreform ist die Rente nicht sicher
Die deutsche Rentenpolitik steckt im Stillstand – und das könnte fatale Folgen haben. Dem Rentensystems droht mangels Reformen der Kollaps. Denn die Demografie lasse sich nicht leugnen, steckt Dr. Guido Bader, Vorstandschef der Stuttgarter Versicherung, den Finger in die Wunde. Ohne schnelle Rentenreform könne aus dem Spruch „Die Rente ist sicher“ die Antwort „Nein, ist sie nicht.“ folgen.

Die Altersvorsorge in Deutschland steckt in der Sackgasse. Die letzten drei Jahre hätten für notwendige Reformen genutzt werden müssen, stattdessen wurde wertvolle Zeit verschenkt. Dr. Guido Bader, Vorstandschef der Stuttgarter Versicherung, kritisiert in einem Interview mit dem Fachportal "Cash Online" die ausbleibenden Reformen in der privaten und betrieblichen Altersvorsorge scharf und sieht dramatische Folgen auf das Rentensystem zukommen. „Eine Rentenreform kommt erst, wenn wir nicht nur vor der Wand stehen, sondern mitten in der Wand stecken“, warnt Bader.
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Gescheiterte Reformen: „Drei verlorene Jahre“
Der Stuttgarter-Chef spricht offen aus, was viele Experten befürchten: Die Rentenpolitik der letzten Jahre war geprägt von Stillstand und politischen Fehlentscheidungen. „Seit den 80er Jahren wissen wir, dass die Altersvorsorge reformbedürftig ist – besonders mit Blick auf die Babyboomer-Generation, die nun in Rente geht. Erneut wurden drei Jahre verschenkt, das ist fatal“, so Bader. Während das Betriebsrentenstärkungsgesetz II (BSRG II) sinnvolle Ansätze enthalten habe, seien viele der Rentenvorschläge der Ampelregierung schlichtweg nicht finanzierbar gewesen.
Auch die private Altersvorsorge bleibt ein ungelöstes Problem. Zwar gab es Reformideen, die Bader ausdrücklich begrüßt hätte – etwa eine dynamisierte und angehobene Förderung oder die stärkere Nutzung von Fonds im Rentenbezug. Doch statt bestehende Produkte wie die Riester-Rente zu modernisieren, wurde über die Einführung neuer Modelle diskutiert. „Die Menschen werden doch durch ständig neue Produkte, egal nach welchem Politiker sie jetzt heißen, ständig verunsichert,“ stellt Bader klar. Sein Fazit: „Man hat ein Riester-Produkt, dem man durch eine gute Reform endlich wieder Rückenwind geben kann.“
Besonders kritisch sieht Bader die starren Rentenversprechen, die die aktuelle Politik aufrechterhält. Die 48-Prozent-Haltelinie und die Rente mit 63 seien Signale in die falsche Richtung. „Diese Maßnahmen sind schlicht nicht mehr finanzierbar“, betont der Vorstandsvorsitzende. Seine Prognose: Die gesetzliche Rente wird ohne eine drastische Kehrtwende bald auf einen kritischen Punkt zusteuern.
Eine aktuelle Umfrage von Canada Life zeige, dass 75 Prozent der Deutschen nicht daran glaubten, dass die Politik eine echte Rentenreform umsetzen werde. Bader teilt diese Sorge: „Doch erst wenn die Rente deutlich unter 48 Prozent fällt, die Beiträge über 20 Prozent steigen, die Industrie ächzt und sich die Rezession verstetigt, wird der Reformdruck unerträglich – und dann werden die Einschnitte umso härter.“
Besonders besorgniserregend: Der größte Druck auf das Rentensystem werde laut Bader in nur fünf Jahren entstehen. Der geburtenstärkste Jahrgang 1964 ist aktuell 60 Jahre alt – die nächste Bundesregierung wird spätestens dann mit der Realität konfrontiert.
Riester-Revival? Die Stuttgarter plant ein Comeback
Trotz aller Kritik sieht Bader in der Riester-Rente weiterhin Potenzial. Die Stuttgarter Versicherung plant, das Produkt zur Jahresmitte wieder einzuführen. Besonders für junge Familien und Alleinerziehende sei Riester ein attraktives Modell – wenn es richtig reformiert wird.
Das Hauptproblem der aktuellen Riester-Regelung liege laut Bader in den überhöhten Garantien, der komplexen Förderung und fehlenden Dynamisierung. Eine grundlegende Modernisierung könne das Produkt jedoch wieder wettbewerbsfähig machen. Seine Kernforderung an die Politik: „Warum muss man das Produkt totreden? Warum kann man das nicht ordentlich reformieren?“
Besonders größere Vertriebsstrukturen, die oft jüngere Menschen ansprechen, wünschen sich eine Wiederbelebung des Produkts. „Wenn die Politik Riester mit einer Reform wieder aufwertet, wird die Bevölkerung dem Produkt auch wieder positiv gegenüberstehen.“
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