Altersvorsorge: 'Es braucht den Schubs des Beraters'
Die Altersvorsorge bleibt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Eine wichtige Rolle nimmt dabei die persönliche Beratung ein. Warum diese unverzichtbar bleibt und wie die digitale Rentenübersicht endlich breiter genutzt werden könnte, erklärt Dr. Guido Bader, Vorstandschef der Stuttgarter Versicherung. „Der Berater hilft, den ersten Schritt zu machen – und den braucht es“, so seine klare Einschätzung.

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Die Altersvorsorge steht vor enormen Herausforderungen – steigende Lebenserwartung, unsichere Rentenversprechen und eine Vielzahl an Anlageoptionen sorgen für Verunsicherung. Doch wie lassen sich Kunden in diesem Umfeld bestmöglich beraten? „Der persönliche Kontakt bleibt essenziell – heute und auch in Zukunft,“ betont Dr. Guido Bader, Vorstandschef der Stuttgarter, im Interview mit dem Fachportal "Cash Online". Während digitale Werkzeuge eine sinnvolle Ergänzung seien, könne die persönliche Beratung nicht ersetzt werden.
Persönliche Beratung als Schlüsselfaktor für die Altersvorsorge
Die Stuttgarter Versicherung setzt bewusst auf Makler und persönliche Beratung. „Wir sind ein reiner Maklerversicherer und setzen ausschließlich auf unabhängige Vermittler,“ erklärt Bader. Die Altersvorsorge sei eine langfristige und weitreichende Entscheidung, bei der Kunden einen verlässlichen Ansprechpartner benötigen. Zwar nutzten große Vertriebspartner zunehmend digitale Beratungsunterstützung, doch der persönliche Austausch bleibe essenziell. „Viele beschäftigen sich nicht freiwillig mit Altersvorsorge. Es braucht den Schubs des Beraters – den kann KI nicht ersetzen“, stellt Bader klar.
Trotzdem sei das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Vorsorge in der Bevölkerung gestiegen. „Ich nehme wahr, dass die Menschen mittlerweile wissen, dass sie etwas tun müssen,“ sagt Bader. Zwar suggeriere die Politik mit Renten-Haltelinien und Versprechungen eine vermeintliche Stabilität des Systems, doch viele Verbraucher trauten diesen Aussagen nicht mehr. Die Herausforderung liege vielmehr darin, Orientierung zu bieten: „Was soll ich tun? Ein ETF-Sparplan? Eine Immobilie? Die ist teuer geworden. Hier braucht es Beratung und Orientierung“. Entscheidend sei daher eine breite Aufstellung bei der Altersvorsorge – eine reine Lebensversicherung allein reiche nicht aus.
Digitale Rentenübersicht: Potenzial vorhanden, aber große Hürden
Ein wichtiger Schritt zur Transparenz in der Altersvorsorge ist die digitale Rentenübersicht. Die Stuttgarter hat sich früh für das Projekt starkgemacht und setzt auf eine aktive Nutzung durch Vermittler. Schließlich hätten viele Endkunden noch nie davon gehört. Ein weiteres Problem: die technische Hürde. „Man braucht einen elektronischen Personalausweis und muss sich verifizieren – das ist nicht gerade intuitiv. Ich nutze sie selbst gelegentlich, und es ist nicht einfach,“ räumt der Stuttgarter-Chef ein.
Für Vermittler sei die digitale Rentenübersicht jedoch ein „tolles Werkzeug“, da sie einen schnellen Überblick über die vorhandene Altersvorsorge eines Kunden ermögliche – sofern dieser seine Daten teilt. Besonders in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) sei die Abdeckung aber noch lückenhaft. Deshalb schule die Stuttgarter ihre Vermittler aktiv, um die Rentenübersicht in der Beratung gezielt einzusetzen.
Doch warum wird die digitale Rentenübersicht bisher so wenig genutzt? Laut Bader liegt das Problem vor allem in der Kommunikation: Laut mehrerer Umfragen, kenne kaum jemand die digitale Rentenübersicht. „Das Problem ist: Man macht einen riesigen Wirbel um das Thema – aber vergisst die Kommunikation“. Ein winziger QR-Code im Rentenbescheid reiche eben nicht aus, um Verbraucher zum Handeln zu bewegen. „Das ist leider klassische Politik: Man setzt etwas technisch um, wundert sich dann aber, warum es nicht genutzt wird. Es fehlt einfach die breite Aufklärung“, kritisiert Bader.