Wie hoch fallen die gezahlten Riester-Renten eigentlich aus? Und kann die Riester-Rente die ihr ursprünglich zugedachte Aufgabe erfüllen - nämlich die Lücke schließen, die die Rentenreformen unter Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) durch die dauerhafte Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus gerissen haben? Bis letztes Jahr fehlten Zahlen hierzu, weil schlicht nicht bekannt war, welche Renten gezahlt werden. Und das nährte Kritik an der Bundesregierung. Sie hatte sich verpflichtet, die staatlich geförderte Altersvorsorge fortlaufend zu evaluieren - und auch ihre Leistungsfähigkeit.

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Mit der im vergangenen Jahr erstmals veröffentlichten Riester-Auszahlungsstatistik wollte die Bundesregierung einen ungefähren Überblick darüber verschaffen, was die Sparer an Rente erhalten. Die Daten stammen hierbei von der Zentralen Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA), bei der die Versicherer jährlich melden müssen, welche Leistungen sie auszahlen. Wer 2022 eine Riester-Rente bezog, erhielt durchschnittlich 132 Euro Monatsrente ausgezahlt. Die durchschnittliche Jahresrente betrug 1.581,12 Euro. Die Auszahlungsstatistik zeigt auch, dass 80,4 Prozent der Betroffenen weniger als 2.000 Euro pro Jahr erhalten. Fast ein Drittel aller Riester-Sparer erhielt weniger als 40 Euro im Monat.

Die Reaktionen auf die vorgelegten Zahlen fielen eher nicht im Sinne der Branche aus. So titelte beispielsweise die "BILD" „Riester-Rente wird zum Flop!“ und präsentiert in Finanzmathematiker Axel Kleinlein einen scharfen Kritiker der Lebensversicherer. "Die Zahlen des Finanzministeriums zeigen, dass die Riester-Rente nur zu einem mickrigen Taschengeld führt. Ein Sparer muss fast 100 Jahre alt werden, damit der Vertrag keinen Verlust macht“, sagt Kleinlein dem Blatt damals.

Riester-Rente bleibt überschaubar

Nun hat das Bundesfinanzministerium zum zweiten Mal statistische Zahlen die sogenannte Riester-Auszahlungsstatistik vorgelegt. Im Jahr 2023 erhielten 1.165.245 Personen eine Riester-Rente ausgezahlt. Anno 2022 waren es noch 1.015.209 Personen. Und: Wer im Jahr 2023 eine Riester-Rente bezog, erhielt durchschnittlich 136,34 Euro Monatsrente ausgezahlt. Die durchschnittliche Jahresrente betrug 1.636,13 Euro. Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Jahresrente bei 1.581,12 Euro. Das entspricht einer durchschnittlichen Monatsrente von 131,76 Euro.

In der durchschnittlichen Jahresrente ist allerdings auch der Teil der Riester-Rentner mit einer einmaligen Abfindung wegen einer Kleinbetragsrente enthalten. Werden nur Riester-Rentner mit einer laufenden Alters- oder Erwerbsminderungsleistung herangezogen, vermindert sich die durchschnittlich Monatsrente auf schmale 84,76 Euro.

Während etwa 30,8 Prozent der Riester-Bezieher eine jährliche Riester-Rente von bis zu 500 Euro und damit von maximal 41,66 Euro im Monat erhielten, gibt es auch vereinzelte positive Beispiele. So erhielten 1.817 Personen eine jährliche Riester-Rente von 6.000 bis 6.500 Euro. Das entspricht etwa 500 Euro im Monat. Der Anteil dieser Gruppe an der Gesamtheit der Riester-Rentner ist mit 0,2 Prozent eher überschaubar. 743 Personen bekamen sogar eine jährliche Riester-Rente von über 10.000 Euro und damit über 833 Euro im Monat. Der Großteil der Riester-Rentner ist von derart hohen Zahlen jedoch weit entfernt. Denn die Auszahlungsstatistik zeigt, dass rund 77 Prozent weniger als 2.000 Euro pro Jahr und damit maximal 166 Euro im Monat erhalten.

Bei der Frage, wie aussagekräftig die Höhe der Durchschnittsrente ist, wurden wiederholt zwei Einwände laut. Zum einen gehe aus den Zahlen nicht hervor, wie viel und wie lange die Rentnerinnen und Rentner eingezahlt haben. Die Riester-Renten fallen auch deshalb recht niedrig aus, weil es diese Vorsorgeform schlicht noch nicht so lange gibt. Hierzu schreibt das Bundesfinanzministerium: „Aktuelle Bestandsfälle können kaum lange Ansparphasen aufweisen, da die Förderung der Riester-Rente erst 2002 begann. Daher wird erwartet, dass sich die Auszahlungsbeträge bei zukünftigen Auswertungen erhöhen werden, wenn vermehrt Leistungsempfänger mit längeren Riester-Ansparphasen in die Auszahlung gelangen.“

Einwand Numero zwei: Viele Riester-Sparer würden mehrere Verträge halten, entsprechend falle eine Zweitrente unter Umständen geringer aus und verzerre die Ergebnisse. Der Hintergrund: Zulagen können auf maximal zwei Riester-Verträge verteilt werden, was zum Beispiel sinnvoll sein kann, wenn Grund­zulage und Kinder­zulagen zusammen einen größeren Betrag ausmachen. Auch hierzu nennt das Bundesfinanzministerium Zahlen.

Von den 1.165.245 Personen, denen im Jahr 2023 eine Riester-Rente ausgezahlt wurde, hielten 60.649 Personen mehrere Verträge. Davon bekamen wiederum 48.035 Personen mehrere laufende Alters- oder Erwerbsminderungsleistungen ausgezahlt. Die Zahl der Rentner mit mindestens zwei Riester-Verträgen liegt bei knapp 4,1 Prozent.

Zudem erlauben es Riester-Verträge, sich einmalig ein Teilkapital von bis zu 30 Prozent auszahlen zu lassen - und dann entsprechend eine niedrigere regelmäßige Monatsrente. Das führt zu sehr hohen Auszahlungen im ersten Jahr und entsprechend niedrigeren in den Folgejahren. Im Jahr 2023 erhielten 67.860 Personen eine solche Rente inklusive Teilkapitalsauszahlung, wobei 55.677 Personen unter „Neufälle“ erfasst wurden. Sie hatten folglich im Jahr zuvor noch keine Leistung erhalten. Neufälle werden in der Statistik grundsätzlich separat ausgewiesen, da auch sie die Ergebnisse verzerren können. Schließlich fällt der Auszahlungsbeginn oft mit dem Renteneintritt in der gesetzlichen Rente zusammen und kann folglich über das ganze Jahr verteilt sein.

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Um zu bewerten, ob Riester nur ein „Taschengeld“ bietet, bräuchte man folglich weitergehende Informationen: etwa, wie lange und wie viel die Rentner durchschnittlich in den Vertrag eingezahlt haben, aber auch, wie hoch die tatsächlichen Kosten der Verträge waren und sind - die Höhe der Abschluss- und Vertriebskosten sorgte ebenfalls wiederholt für Kritik.

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