Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben beim jüngsten EU-Gipfel ein klares Signal gesendet: Die Versicherungswirtschaft spielt eine Schlüsselrolle bei der Weiterentwicklung der europäischen Kapitalmarktunion – der sogenannten Savings- and Investmentunion (SIU). In ihren Gipfel-Schlussfolgerungen betonen die Staatschefs, dass die Rahmenbedingungen für europäische Versicherer im globalen Wettbewerb verbessert werden müssen. Außerdem soll die EU-Kommission stärker auf bewährte Altersvorsorgeprodukte setzen. Zuvor hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Maßnahmen als unzureichend eingestuft (Versicherungsbote berichtete).

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Der GDV begrüßt die Positionierung des EU-Rats ausdrücklich, denn Versicherer finanzierten nicht nur Wirtschaft und Infrastruktur, sondern ermöglichten auch Unternehmen internationale Aktivitäten und sicherten Bürgerinnen und Bürger im Alter ab. „Dass der Europäische Rat diese zentrale Rolle der Versicherer nun anerkennt, ist ein starkes Signal“, kommentiert Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV. „Jetzt ist es nur logisch, europäische Vorsorgemöglichkeiten zu schaffen und den Zugang zu bewährten Produkten zu erleichtern.“

Kapitalmarktunion braucht starke Altersvorsorge

Mit der SIU verfolgt die EU-Kommission das Ziel, den europäischen Kapitalmarkt zu stärken, Investitionen zu mobilisieren und Geldanlagen für Privatpersonen attraktiver zu gestalten. Eine tragende Säule dieses Vorhabens ist die Modernisierung der europäischen Altersvorsorge. Hier sieht der GDV jedoch weiterhin erheblichen Reformbedarf.

Besonders das bisher kaum nachgefragte Pan-European Pension Product (PEPP) steht in der Kritik: Strenge regulatorische Vorgaben und geringe Flexibilität erschweren bislang eine breite Akzeptanz bei den Verbrauchern. Aus Sicht des GDV sollte die Weiterentwicklung des PEPP stärker auf bestehenden, bewährten Altersvorsorgelösungen aufbauen, um unterschiedliche nationale Gegebenheiten und Verbraucherbedürfnisse zu berücksichtigen.

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Steuerliche Förderung bleibt zentrale Baustelle

Ein weiterer Knackpunkt: die steuerliche Behandlung von Altersvorsorgeprodukten auf europäischer Ebene. Eine einheitliche Lösung innerhalb der EU gilt als kaum umsetzbar. Der GDV plädiert daher für einen pragmatischen Ansatz: Nationale Steueranreize sollten gezielt in die europäische Strategie eingebunden werden, um private Vorsorgemodelle flächendeckend in Europa zu etablieren und die Beteiligung der Bevölkerung zu erhöhen.