Die Kosten für Pflegebedürftige steigen und steigen. Nach aktuellen Angaben des Verbands der Ersatzkassen (vdek) beträgt der durchschnittliche Eigenanteil für einen Pflegeheimplatz im ersten Jahr mittlerweile 3.248 Euro pro Monat – ohne Zuschüsse. Darin enthalten sind die pflegebedingten Kosten, Unterkunft, Verpflegung sowie Investitionskosten. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen weiter zu. Derzeit sind etwa 5 Millionen Menschen auf Pflege angewiesen; und Prognosen zufolge wird diese Zahl bis 2050 auf über 6 Millionen ansteigen. Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender der Debeka, warnt: „Diese Entwicklung zeigt, dass wir dringend Lösungen brauchen, um die Pflege für alle bezahlbar zu halten. Die gesetzliche Pflegeversicherung kann die wachsenden Kosten nicht mehr allein auffangen.“

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Verunsicherung und Unwissen in der Bevölkerung

Und während die Zahl der Pflegebedürftigen weiter steigt und die finanzielle Belastung zunimmt, wächst auch die Unsicherheit in der Bevölkerung. Viele Menschen zweifeln daran, dass die gesetzliche Pflegeversicherung ausreicht – doch nur wenige wissen, welche zusätzlichen Absicherungsmöglichkeiten es gibt. Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey, die im Auftrag der Debeka zwischen dem 14. und 17. März 2025 durchgeführt wurde, zeigt: 88,6 Prozent der Deutschen halten die gesetzliche Absicherung für unzureichend. Gleichzeitig fehlt es an Wissen über private Vorsorgelösungen. 88,9 Prozent der Befragten kennen die staatlich geförderte Pflege-Zusatzversicherung („Pflege-Bahr“) nicht einmal. Hier besteht eine deutliche Informationslücke, die dringend geschlossen werden muss.

Die Umfrage basiert auf den Antworten von 1.000 volljährigen Bundesbürgern. Personen, die aktuell oder in den letzten 24 Monaten pflegebedürftig waren, wurden ausgeschlossen. Die Ergebnisse wurden durch Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ berechnet, wobei der statistische Fehler zwischen 3,6 und 12,0 Prozentpunkten liegt.

Junge Menschen unterschätzen das Pflegerisiko

Besonders auffällig: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen gibt niemand an, sich aktiv um eine Pflegeabsicherung zu kümmern. Dabei wird das Thema Pflege zukünftig immer relevanter. Wer sich erst mit dem Eintritt in das Rentenalter um eine Absicherung kümmert, muss mit deutlich höheren Beiträgen rechnen. Brahm sieht hier eine zentrale Herausforderung: „Das zeigt, dass wir mehr Aufklärung über die Notwendigkeit der privaten Pflegevorsorge leisten müssen.“

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Die Debeka betont, dass eine frühzeitige Absicherung nicht nur günstiger sei, sondern auch dazu beitrage, die Last der steigenden Kosten auf mehrere Schultern zu verteilen. Wer sich bereits in jungen Jahren absichert, könne mit moderaten Beiträgen eine langfristig stabile Versorgung sicherstellen.

Kapitalgedeckte Elemente müssen gestärkt werden

Angesichts der steigenden Kosten und der demografischen Entwicklung fordert die Debeka – ebenso wie der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) – eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung. Das Umlagesystem allein sei nicht zukunftsfähig. Brahm erklärt: „Wir brauchen dringend eine stabile Finanzierung, die nicht nur die jetzige Generation belastet, sondern auch zukünftige Generationen schützt.“

Ein möglicher Weg ist eine Kombination aus Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren. Während die gesetzliche Pflegeversicherung weiterhin eine Basisabsicherung bieten sollte, müssten private Vorsorgemodelle stärker gefördert werden. Dazu zählen steuerliche Anreize für Pflege-Zusatzversicherungen sowie eine betriebliche Pflegevorsorge, wie sie in Ländern wie den Niederlanden oder Schweden bereits erfolgreich etabliert wurde. Brahm betont: „Die Herausforderungen in der Pflegeversicherung sind bekannt. Es ist wichtig, dass wir zeitnah Lösungen entwickeln, die für alle Generationen tragfähig sind.“

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Reformen bleiben aus – Politik unter Zugzwang

Obwohl die letzte Bundesregierung im Koalitionsvertrag eine Expertenkommission zur Pflege-Zusatzvorsorge angekündigt hatte, wurde diese bislang nicht eingerichtet. Die Debeka mahnt an, dass dringend konkrete Schritte folgen müssen, um die wachsende Finanzierungslücke zu schließen. Denn je länger Reformen aufgeschoben werden, desto größer wird der Druck auf das System. Thomas Brahm fordert deshalb mehr Tempo: „Wir können es uns nicht leisten, auf große politische Lösungen zu warten – jeder Einzelne sollte sich mit seiner persönlichen Pflegevorsorge beschäftigen.“

Auch Experten aus der Branche schlagen Alarm. Ohne strukturelle Reformen drohen nicht nur steigende Beiträge, sondern auch Leistungskürzungen, die Pflegebedürftige zusätzlich belasten würden. Die bisherigen Maßnahmen reichen nicht aus, um das System langfristig stabil zu halten.

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