In meiner Kolumne zu den Top Themen von 2025 habe ich unter anderem das Thema Request to Pay mit der DICOMPAY-Initiative des GDV aufgeführt. Heute möchte ich das Thema etwas tiefer legen: Warum ist das relevant, was kommt da genau auf die Versicherungsunternehmen zu und vor allem, welche Chancen könnten sich daraus ergeben?

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Der GDV möchte mit DICOMPAY die Digitalisierung der Kundenkommunikation im Interesse der gesamten Branche stärken, also gewissermaßen ein „Infrastrukturpaket“ schnüren. Dafür soll als initialer Schritt der neue europäische Standard Request to Pay (RTP) in der Versicherungsbranche verankert werden. Bei diesem Format sendet - allgemein gesprochen - der Absender (Gläubiger) eine digitale Zahlungsanforderung an den Empfänger (Schuldner). Der Absender der Zahlungsanforderung kann diese mit ergänzenden Dokumenten wie beispielsweise der digitalen Rechnung oder einem Nachtrag versehen. Der Empfänger bestätigt die Zahlungsanforderung digital, beispielsweise über seine Online-Banking-App auf dem Smartphone, und gibt damit unmittelbar den Zahlungsvorgang frei. Dieses Verfahren bietet den Versicherern und ihren Kunden einige Vorteile gegenüber bereits etablierten Bezahlarten:

Dirk Weske ist Vorstand der PPI AGPPI AG

Auf Kundenseite wird die Rechnungskommunikation digitalisiert und vereinfacht: Mit der Verknüpfung von Rechnung und Zahlung im Konto ist der Kontext der Zahlung sofort klar und die Rechnung kann vor Ausführung der Transaktion geprüft und dann zur Zahlung freigegeben werden. Mühsames manuelles Prüfen und Nachvollziehen von Lastschriften gehört damit der Vergangenheit an, die finanzielle Autonomie des Kunden wird gestärkt. Darüber hinaus wird das Bankkonto durch die direkte und langfristige Verknüpfung von Finanztransaktion und zugehöriger Rechnung zu einem echten Rechnungseingangsbuch aufgewertet.

Auf der Seite der Versicherer bietet die Digitalisierung des Zahlungsprozesses massive Potentiale. Neben möglichen Portoersparnissen ist der offensichtliche Vorteil die Verschlankung des Clearing-Prozesses: Anstatt den von den Kunden bei der Überweisung eingetragenen Verwendungszweck einem internen Prozess zuzuweisen, verknüpft die Zahlungsanforderung Rechnung und Zahlung automatisch. Durch die explizite, nicht-rückrufbare Freigabe der Transaktion durch den Kunden gehören nachgelagerte Diskussionen und die Klärung von Lastschriftrückläufern zukünftig hoffentlich der Vergangenheit an. Und immer wichtiger: DICOMPAY verringert den Anteil teurer Zahlungsvorgänge über Drittdienstleister, wie beispielsweise PayPal oder Klarna, was Margenpotential bietet.

Aktuell läuft die DICOMPAY-Pilotphase mit drei großen deutschen Versicherern. Allerdings sind noch nicht alle Bankkunden per RTP erreichbar, denn einige Banken haben die dafür notwendige Infrastruktur noch nicht bereitgestellt. Zur Mitte des Jahres wird die theoretische Kundenerreichbarkeit voraussichtlich bei circa 40% liegen.

Die gute Nachricht: Das wird sich perspektivisch steigern, denn zum einen wurden Banken mittlerweile per EU-Verordnung verpflichtet, Instant Payments, also verzögerungslose und nicht-rückrufbare Überweisungen, anzubieten, was viele Use Cases von RTP noch interessanter macht. Nachdem die Banken nun flächig Instant Payments umgesetzt haben, ist der Schritt zu RTP deutlich kleiner geworden.

Zum anderen ist für die Banken RTP inzwischen aus einem weiteren Grund interessant, denn seit Anfang dieses Jahres müssen alle Unternehmen in der Lage sein, E-Rechnungen zu empfangen. Das Versenden ist ab 2028 für alle Unternehmen Pflicht. Das Nachrichtenformat RTP bietet die für E-Rechnungen nötige Infrastruktur.

Mein Fazit: Der GDV ist mit DICOMPAY auf dem richtigen Weg. Request to Pay kommt und wird Versicherungsunternehmen eine Menge Chancen bieten, davon auf die eine oder andere Art zu profitieren.

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