Aprilscherz: Allianz, Huk-Coburg & Co. bündeln Kräfte in neuer Schaden-Einheit
Die Kfz-Versicherung steckt tief in der Krise – hohe Reparaturkosten, Inflation und teilweise chaotische Schadenbearbeitung sorgen für massiven Unmut bei Kunden. Mit einem Joint Venture wollen neun deutsche Versicherer viele dieser Probleme lösen. Ein gemeinsames, KI-gestütztes Schadenzentrum soll die Kosten und Bearbeitungszeiten massiv reduzieren.

Die deutschen Kfz-Versicherer stehen vor erheblichen Herausforderungen. Die gestiegenen Reparaturkosten machen der Branche zu schaffen. Innerhalb von nur zwei Jahren erhöhten sich Kosten um rund 25 Prozent erhöht. Allein die Preise für Autoersatzteile waren zwischen August 2023 und August 2024 im Schnitt um 6,2 Prozent gestiegen. Im Jahr davor waren die Preise im Schnitt um 9,7 Prozent erhöht worden. Parallel dazu sind auch die Stundensätze in Kfz-Werkstätten deutlich gestiegen. „Arbeiten an der Mechanik, Elektrik oder der Karosserie kosteten 2023 im Schnitt 188 Euro pro Stunde, Lackierarbeiten sogar 205 Euro. Beide Preise stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 Prozent“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
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Gleichzeitig verschärfen Inflation und Lieferkettenprobleme die ohnehin angespannte Lage zusätzlich, denn Ersatzteile werden nicht nur immer teurer, sondern sind zunehmend schwerer verfügbar. Diese Entwicklung führt zu deutlich höheren Beiträgen für und belastet die Kundenbeziehungen zunehmend. Hinzu kommen alarmierende wirtschaftliche Kennzahlen: Im Jahr 2023 verzeichneten alle 50 analysierten Kfz-Versicherer rote Zahlen, mit einer durchschnittlichen Schaden-Kosten-Quote von erschreckenden 112,24 Prozent.
Die Versicherer reagierten und passten die Beiträge an. So waren diese im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 21 Prozent angestiegen. Ähnlich dramatisch hatte das Vergleichsportals Verivox die Anhebungen für das aktuelle Jahr skizziert. Um 24 Prozent höher sollten die Beiträge für die Autoversicherung ausfallen als im Vorjahr.
Doch die Branche steckt nicht nur in der Kostenfalle. Zuletzt hatten auch viele Krankheitsfälle und der zunehmende Fachkräftemangel die Unternehmen in die Bredouille gebracht. Bei einigen Anbietern gipfelte diese Entwicklung in Bearbeitungszeiten von zwei bis drei Monaten, unzähligen Überstunden und Wochenendarbeit.
In diesem herausfordernden Umfeld setzen die neun deutschen Versicherer – Allianz, Huk-Coburg, Ergo, HDI, Axa, Generali, Zurich, DEVK und R+V – nun überraschend auf ein gemeinsames Vorgehen und schaffen eine gemeinsame Schaden-Einheit. In einem Joint Venture soll vor allem das Herzstück dieser innovativen Initiative punkten. Denn ein gemeinsames Callcenter und eine einheitliche Schadensoftware soll viele Prozesse verschlanken und Kunden dynamisch in die Abläufe einbinden. So sollen beispielsweise Informationen zum aktuell Bearbeitungsstand direkt zum Versicherungsnehmer gelangen. Das neue Werkzeug soll direkt in die jeweiligen Apps der Versicherer wie etwa „Meine Allianz“ oder „Mein Auto“ von Huk-Coburg eingebunden werden.
Mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) sollen Schäden blitzschnell erfasst und Betrugsfälle automatisch erkannt werden. „Unsere neue KI-Plattform erkennt Schäden zuverlässig in Sekunden und gibt Zahlungen bis zu 7.500 Euro automatisch frei – ein Meilenstein für Kundenzufriedenheit und Effizienz“, erklärt Allianz-Chef Oliver Bäte begeistert. Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandsvorsitzender der HUK-Coburg, ergänzt: „Durch die enge Kooperation aller Beteiligten reduzieren wir massiv die Bearbeitungszeiten und setzen neue Branchenstandards. Unsere Kunden profitieren unmittelbar.“
Die Schaden-Einheit kooperiert zudem exklusiv mit dem Autovermieter Sixt, wodurch Mietwagenpreise deutlich sinken sollen. „Ab sofort erhalten Versicherte bei Unfällen einen Ersatzwagen zu sensationellen Konditionen“, verspricht Markus Rieß, Vorstandsvorsitzender der ERGO Group.
Doch dabei soll es nicht bleiben. Denn über die angeschlossene Fahrzeugbörse des Autovermieters können Betroffene nach einem Totalschaden sofort ein neues Auto erwerben – zu Preisen weit unter den regulären Händlerkonditionen. „Dank unseres riesigen Einkaufsvolumens sind wir in der Lage, unschlagbare Angebote zu unterbreiten. Wir nennen es intern schon scherzhaft das ‚Versicherungs-Amazon‘“, sagt Heitmann schmunzelnd.
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