In den vergangenen Jahren litten die Industrieversicherer durch gestiegene Schadenzahlungen unter erheblichen Kostendruck. Das führte zu enormen Beitragsanpassungen und einem verhärteten Markt mit wenig Spielräumen. Der Markt hat sich in den letzten Monaten zwar mit Stabilisierungen in den Beiträgen für geschützte Risiken gezeigt, aber Risikoprävention rückt trotzdem immer weiter in den Fokus der Versicherer. Unternehmen müssen sich auf diesen Wandel einstellen.

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Beurteilung der Risikoprävention verschärft sich zunehmend

Die Zeiten in denen Industrieversicherer ihre Marktanteile stetig erhöhen wollten, sind seit längerem vorbei. Risiken werden genauer betrachtet, Ausschlusskriterien erweitert und Kapazitäten sukzessive heruntergefahren. Die Zeichnungspolitik wird zunehmend strikter. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Schadeneintrittswahrscheinlichkeiten und die Entschädigungszahlungen sukzessive, auch durch neue Risiken, erhöhen. Vor allem im globalen Umfeld sorgen unter anderem elementare Schadenereignisse, eine unsichere Weltlage und die weltweite Abhängigkeit von Lieferketten für eine veränderte Risikoeinschätzung bei Erst- und Rückversicherern. Das führt zu erhöhten Ansprüchen an die Risikoprävention.

Dadurch, dass die Versicherer die Anforderungen stetig erhöhen, laufen immer mehr Unternehmen Gefahr als exponierte Risiken zu gelten. Underwriter und Risikoingenieure von Versicherern verlangen immer häufiger Taten in der Risikoprävention. Dabei spielt es oftmals keine Rolle mehr, ob das aktuelle Risiko schadenfrei ist oder nicht. Die Konsequenz: Der Kostendruck auf Unternehmen steigt und Unternehmen haben es schwerer ihre Risiken am Versicherungsmarkt zu platzieren.

Risikotragung und Risikotransfer werden neu überdacht

Die Versicherer sind im traditionellen Versicherungsmodell darauf bedacht möglichst breitgestreute und homogene Risikobestände aufzubauen. Das führt dazu, dass Unternehmen eine technisch kalkulierte Prämie zahlen müssen, die dem erwarteten Risikobeitrag des Versicherungsnehmers zum Risikokollektiv entspricht. Das Problem: Immer mehr Unternehmen wollen oder können diese technischen kalkulierten Prämien nicht mehr leisten. In anderen Fällen hält der Versicherungsmarkt keine Kapazitäten mehr zur vollständigen Deckung exponierter Risiken bereit.

Diese Situation rückt Alternativen zum traditionellen Versicherungsmodell in den Mittelpunkt. Als Alternativen werden dabei alle Möglichkeiten der Risikotragung bezeichnet, die nicht dem traditionellen Versicherungsmodell entsprechen bzw. davon abweichen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer individuellen Ausgestaltung der Risikotragung, abseits einer kollektiven Lösung. Die Lösungen reichen von der Nichtversicherung bis hin zu zur eigenen Captive.

Aus Sicht eines großen Unternehmens kann es interessant sein die eigenen Risiken durch alternative Risikotransferformen zu gestalten. Neben einer Captive, der eigenen Rückversicherung im Unternehmen, die meist kapitalintensiv ist, da sie den Solvency II-Richtlinien unterliegt, lässt sich beispielsweise eine „Virtual Captive“ installieren. Das Unternehmen entscheidet sich in diesem Fall für eine hohe Eigentragung des eigenen Risikos. Basierend auf der individuellen Schadenhistorie wird die Prämie zur Deckung des Risikos ermittelt. Das Unternehmen profitiert anschließend von einem positiven Schadenverlauf in Form einer Gewinnbeteiligung, reduzierten Prämie oder zunehmenden Kapazität. Die Ausgestaltung ist bei dieser Art der Risikobetrachtung individuell. Das eigentliche Risiko unterwirft sich dabei einer Transformation, da nicht mehr das Einzelrisiko, sondern die gebündelten, individuellen Risiken des Unternehmens über einen längeren Zeitraum betrachtet werden können.

Fazit: Risiken sollen auf allen Seiten wieder kalkulierbarer werden

Der Industrieversicherungsmarkt entwickelt sich anhaltend in eine Richtung. Die steigenden Anforderungen an die Risikoprävention sollen Risiken wieder kalkulierbarer machen und Risikokollektive langfristig attraktiver für die (Rück-)Versicherer. Gleichzeitig sind Unternehmen gefordert bei steigenden Anforderungen und erhöhten Prämienforderungen ihre Risiken neu zu überdenken und ggf. Alternativen zum traditionellen Versicherungsmodell zu finden. Vor allem exponierte und schadenbelastete Risiken müssen sich neben der Risikoprävention mit der Eigentragung und Alternativen zum Risikotransfer auseinandersetzen. Risikoprävention und Risikotransfer sind unabhängig voneinander wichtige Themen innerhalb der Industrieversicherung in den nächsten Jahren. Aus diesem Grund sollten betroffene Unternehmen nicht selbst agieren, sondern einen technischen Industrieversicherungsmakler zur Rate ziehen, bevor sie sich schlussendlich an den Versicherungsmarkt wenden. Dieser kann bereits im Vorfeld die Marktverhältnisse und Anforderungen berücksichtigen, um ein optimales Konzept zu erstellen. Eine finale Deckungslösung lässt sich anschließend im Team zwischen Versicherer, Versicherungsmakler und Versicherungsnehmer umsetzen.

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